Dominant Weiß (Wh)
Den Erbgang dominant weißer Tauben hat der
Verfasser vor mehr als 50 Jahren in einem Zuchtprojekt nachvollzogen
und vor 40 Jahren in der Broschüre ‚Vererbung bei Tauben‘ bei der
Beschreibung des Zuchtweges aufgezeigt. Wesentliche Erkenntnisse wie
der dominante, epistatische Effekt von Wh lassen sich schon aus den
Ergebnissen der ersten beiden Zuchtjahre des Projekts ablesen.
Abb. 1: Der Zuchtweg zu farbigen (schwarzen,
blauen, fahlen) Pommerschen Schaukappen. Quelle:
Sell, Pigeon Genetics. Applied Genetics in the Domestic Pigeon,
Achim 2012.
Weiße Tauben mit roten oder mit Perlaugen sind
nicht immer reinerbige Schimmel (G) auf aschroter Grundlage, wie man
anfangs glaubte und auch heute noch vielfach glaubt. Man sieht es
bei einigen an schwarzen Federn im Halsbereich und dunkel
angelaufenen Schnäbeln.
Abb. 2: Dominant Weiß bei Flugstralsundern und
Weibchen mit dunklen Abzeichen am Hals und Schnabel
Es zeigt sich bei manchen rein weißen Paaren
auch in Jungen mit dunkel gestorchtem Schwanz. Zumindest der Täuber
ist dann nicht reinerbig aschrot (Dominant Rot) und die Eltern sind
nicht reinerbig für das Dominant Weiß. Die Erklärung liegt nicht in
der Dominanz des Weißfaktors gegenüber den aufgedeckten
Erscheinungen, sondern in der völligen oder teilweisen Überdeckung
nicht alleler Faktoren. Und zwar schon dann, wenn Dominant Weiß nur
mischerbig bei den Eltern vorhanden ist – daher ‚dominant‘.
Abb. 3: Jungtier mit schwarzer
Schwanzmarkierung aus rein weißen Eltern
Was in dem aktuellen Fall im Stamm der weißen
Flugstralsunder neben der Grundfarbe überdeckt wird, bleibt ohne
Tests der Spekulation überlassen. Kandidaten für schilfige,
schimmelige Erscheinung, ganz oder in bestimmten Farbbereichen, sind
Undergrizzle, Flash-Grizzle, Pencil, Maserung u.a. Auch hier gäbe es
noch viel zu hinterfragen. Beschrieben wurde Dominant Weiß neben
Rezessiv Weiß, Albino und anderen schon 1925. Das, was Walker damals
gefunden hatte, war zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten. Es
hat sich trotz späterer Bestätigung seiner Erkenntnisse nach
jüngeren Diskussionen in den sozialen Medien über unerwartete
Ergebnisse bei der Verpaarung weißer Tauben nicht im Gedächtnis der
Liebhaberei verankert. Für ein tieferes Verständnis der
Zusammenhänge muss man allerdings auch mehr kennen als nur Dominanz
und Rezessivität, man solle auch etwas über überdeckende (epistatische)
Effekte und andere Mechanismen des Zusammenwirkens von Erbfaktoren
wissen. Ausführliche Diskussionen finden sich in den Büchern ‚Pigeon
Genetics‘ und deutschsprachig, besonders ausführlich, aber
vergriffen und nur antiquarisch oder Bibliotheken erhältlich, in
‚Genetik der Taubenfärbungen‘.
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Abb. 4: Dominant Weiß bei einer für Wh
mischerbigen Pommerschen Schaukappe und Maservarianten bei Danziger
Hochfliegern, Quelle: Sell, Pigeon Genetics, Applied Genetics in the
Domestics Pigeon, Achim 2012
Literatur:
Sell, Axel, Pigeon Genetics.
Applied Genetics in the Domestic Pigeon, Achim 2012.
Sell, Axel, Genetik der Taubenfärbungen, Achim
2015.
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