Die 63. Deutsche Rassetaubenschau vom 21. - 23. November 2014 in Ulm
German National Show of the VDT in Ulm 21.-23.
November 2014
Die Deutsche Taubenschau in Ulm hinterließ von der Organisation, dem
Aufbau und der Unterbringung der Tiere sowie den gezeigten Tauben
einen hervorragenden Eindruck. Mit insgesamt fast 19.000 gemeldeten
Tieren wurden die Erwartungen wahrscheinlich sogar noch übertroffen.
Im Eingangsbereich neben den für den Titel 'Champion der Deutschen
Rassetaubenschau 2014' nominierten Tauben Volieren und in
überschaubarer Zahl neben dem Stand des VDT Stände, an denen
Literatur und Rassetaubenzubehör angeboten wurde. Aus dem Norden
verpflanzt auch ein Einblick in Hamburger historische Taubenkultur.
Insgesamt waren fast 19.000 Nummern gemeldet. Auf viele Rassen
verteilt waren 3.266 Nummern Farbentauben in der allgemeinen Klasse
gemeldet, darunter 873 Süddeutsche, 743 Thüringer, 597
Fränkisch/Nürnberger Rassen, 200 Sächsische und 853 nicht regional
gebundene Farbentaubenrassen wie Eistauben, Startauben und
Gimpeltauben. Am stärksten vertreten als Rasse waren mit Abstand
Deutsche Modeneser mit 1199 Nummern. Es folgten King (557),
Deutschen Schautauben (554), Show Racer (417) und Schlesische
Kröpfer (403).
Deutsche Modeneser Schietti schwarz gescheckt (ZGM Gerd und Johannes
Geißler), schwarz-getigert (Jürgen Buske), blau bronze-gehämmert
(Gerd Wiedermann) und Schlesischer Kröpfer Schalaster (Ewald Geyer)
Aus genetischer Sicht besonders interessant sind immer wieder die
Klasse der Neuzüchtungen und die AOC-Klasse, in der nicht in der
jeweiligen Rasse standardisierte Farbenschläge gezeigt werden
dürfen. Diese Gruppen stehen auch hier im Mittelpunkt. Die
Champion-Anwärter werden in der Regel im VDT-Journal abgedruckt und
die allgemeine Klasse wird in den Schauberichten der
Fachzeitschriften 'Geflügel-Börse' und 'Geflügel Zeitung - Der
Kleintier-Züchter' zeitnah mit Fotos gewürdigt, so dass hier nur
einige subjektive Akzente gesetzt werden.
Neuzüchtungen
Neuzüchtungen waren nur 71 Nummern gemeldet, ein größerer Teil der
Züchter dürfte wohl den etwas späteren Termin der Nationalen
Rassegeflügelschau in Leipzig für die Präsentation gewählt haben.
Romagnoli aschfahl (Detlef Goller), Soultzer Hauben rotfahl ohne
Binden (Gerd Becht)
Den Anfang machten 4 typische aschfahle Romagnoli mit einer
durchgehend sauberen lavendel Färbung. Soultzer Hauben wurden
in der allgemeinen Klasse in blaubindig, blauhohlig und
blaugehämmert gezeigt. Anerkannt sind auch Rotfahle mit Binden. So
ist es nicht überraschend, dass als Neuzüchtungen Rotfahle ohne
Binden auftauchen. Vorgestellt wurden vier, bei denen die dunkle
Schnabelfarbe mit verantwortlich für niedrigere Einstufungen war.
Diskussionen um die Schnabelfarbe von Rotfahlen, Dominant Roten und
der ganzen Farbpalette der dominant Roten haben eine lange
Tradition. Fast ein Jahrhundert lang wurde bei den meisten
Taubenrassen gefordert, dass dominant Rote aller Schattierungen eine
dunkle Schnabelfarbe haben sollten. Aus heutiger Sicht ist diese
fast fundamentalistisch von einigen verfochtene Forderung nicht
nachzuvollziehen und folgt beim heutigen Kenntnisstand über Genetik
auch nicht unbedingt aus dem Text der damaligen
Musterbeschreibungen. So verlangt die MB von 1954 für den Schnabel
der Deutschen Schautaube: "In Farbe schwarz, mit Ausnahme der hellen
Farbenschläge, die mehr oder weniger hornfarbigen Schnabel haben".
Die Pointe und das Problem lagen zu der Zeit darin, dass man die
rotfahlen Farbenschläge nicht den hellen Farbenschlägen zurechnete.
Und dieses Verständnis ging und geht bei einigen noch heute auf den
Kenntnisstand des 19. Jahrhunderts zurück. Damals hatte der führende
Experte Heinrich Dietz u.a. im von Gustav Prütz 1885 herausgegebenen
Mustertaubenbuch bei seiner Klassifizierung der Farben die Rotfahlen
als Abart der Blauen eingeordnet. In der Folge sollten nach
menschlichem Verständnis dominant Rote in beiden Geschlechtern
möglichst schwarze Schnäbel haben.
Die
Naturgesetze kümmern sich so manches Mal nicht um menschliches
Verständnis, sondern folgen eigenen Regeln. Und die sind bei
dominant Roten so, dass die Weibchen zwar sehr dunkle hornfarbige
Schnäbel zeigen, die reinerbigen dominant roten Täuber aber
hell-hornfarbige. Die aus der Verpaarung mit Blauen oder Dunklen der
Blaugruppe stammenden spalterbigen dominant Roten haben, den
Naturgesetzen und nicht menschlichen Wünschen folgend, dagegen
dunkel-hornfarbigen Schnäbel. In der Zucht der Deutschen Schautauben
und später auch der rotfahlen King musste man daher zur damaligen
Zeit permanent Rote mit Blauen bzw. Dunklen verpaaren, um den Anfall
nicht ausstellungsfähiger reinerbiger dominant Roter zu vermeiden.
Inzwischen hat man die Musterbeschreibungen den genetischen
Erkenntnissen angepasst. Zum Schnabel heißt es bei den Schautauben
"Dunkel, jedoch mehr oder weniger hornfarbig bei hellen
Farbenschlägen oder reinerbig Roten, hell bei Weißen, Roten und
Gelben, bei Gescheckten ohne Bedeutung". Auf den Schauen werden
damit reinerbig Rotfahle mit hellen Schnäbeln und spalterbige
rotfahle Täuber und rotfahle Täubinnen mit dunkleren Schnäbeln
toleriert. Die spalterbigen Täuber erkennt man an den mehr oder
weniger stark ausgeprägten Tintenflecken, die ebenfalls toleriert
werden. Jede Rasse muss bei den Anforderungen ihren eigenen Weg
finden, und das wird so auch bei den Soultzer Hauben sein. Die hier
angesprochenen dominant Roten sollten nicht mit den dominant Roten
bei einigen Tümmlerrassen wie z.B. den Pommerschen Schaukappen des
Verfassers zusammengeworfen werden, bei denen der helle Schnabel in
beiden Geschlechtern durch den zusätzlich vorhandenen Smoky-Faktor
bewirkt wird.
Niederländische Schönheitsbrieftauben indigo mit Binden und
andalusierfarbig (Marc Brinkwirth), Dragoon andalusierfarbig (Klaus
Korting)
Niederländischen Schönheitsbrieftauben
haben seit ihrer Anerkennung in Deutschland einen Siegeszug
angetreten. In der allgemeinen Klasse standen 282 Nummern. Dazu
kamen noch acht Nummern in den Farbenschlägen Indigo mit Binden und
Andalusierfarbig, den Noten nach zu urteilen, auch von den
Standardanforderungen her in sehr guter Qualität. Indigo ist ein
Erbfaktor, der auch in den Leistungsstämmen der Reisebrieftauben
vorhanden ist. Auf der letzten Verbandsausstellung der
Reisebrieftaubenzüchter waren mehrere Indigo mit Binden und
Indigogehämmerte mit hervorragenden Flugleistungen ausgestellt. Ein
solcher Vogel von der Verbandsausstellung ist auch in dem in Ulm
mit dem Literaturpreis des VDT ausgezeichneten Buch des Verfassers
"Brieftauben und ihre Verwandten" abgebildet. Erfreulich ist auch
das Erscheinen andalusierfarbiger Dragoon, ebenfalls mit
guten Rasseattributen und einer guten Bewertung. Elsässer Kröpfer
in blau mit schwarzen Binden und Rotfahlgehämmert sind kräftige
Kropftauben mit weißen Schwingen und weißer Bavette. Sie wurden auch
bereits im Vorjahr gezeigt. Die Rotfahlgehämmerten waren im Katalog
als ‚Gelbe‘ angekündigt.
Essenbacher Kröpfer blau mit schwarzen Binden (Erwin Sedlmeier),
Elsässer Kröpfer rotfahlgehämmert (Marc Bernard)
Essenbacher Kröpfer
haben über die Jahre ständig an Qualität gewonnen. Sie wurden mit
und ohne Rundhaube in den Farbenschlägen blau mit Binden, blau ohne
Binden und schwarz gezeigt. Bei der Betrachtung durch den Verfasser
präsentierte sich die gesamte Gruppe aus einiger Entfernung in
bester Kropftaubenmanier, nur zum Portrait wollten sie sich nicht
richtig stellen.
Die Altenburger Trommeltauben mehllicht ohne Binden sollten
auch nach der Kritik an den Käfigen für den Farbenschlag eine
markantere Ockerbrust zeigen, denn das macht den Unterschied zu
Blaufahlen aus.
Altenburger Trommeltauben mehllicht ohne Binden (Johann Buchner),
Antwerpener Smerle dunkelgehämmert (Richard Moser), Kasseler Tümmler
blaugehämmert (Harald Friedrich)
Antwerpener Smerle
in dunkelgehämmert machten ebenfalls einen guten Eindruck. Von den
vier Tieren kamen drei zum sehr gut. Entgegen der landläufigen
Vermutung haben Antwerpener Smerle nichts mit der Entstehung der
Belgischen Brieftaube zu tun und sollten nicht mit der historisch
bedeutsamen Lütticher Brieftaube verwechselt werden, die man im 19.
Jahrhundert in anderen Landesteilen Belgiens und in England Smerle
nannte. Wenn Rassen die Nachfolge dieser Rasse reklamieren können,
dann sind es die heutigen Lütticher Barbets und die im
Eingangsbereich außer Konkurrenz in einer Voliere gezeigten
Lütticher Ausstellungsbrieftauben (siehe dazu ausführlicher das Buch
'Brieftauben und ihre Verwandten').
Kasseler Tümmler
in blaugehämmert wurden in den vergangenen Jahren schon
verschiedentlich gezeigt. Sie sollen - wie alle Kasseler - einen
hellen Schnabel haben. Das setzt den Smoky-Faktor voraus, der es
wiederum erschwert, eine saubere und klare Hämmerung zu erzielen.
Neben den bei allen Rassen gegebenen Schwierigkeiten, den Rassetyp
zu erreichen, kommt bei Weißschlägen noch die korrekten
Schwingenzahl als Erfordernis hinzu. Probleme bereitet es auch, die
waagerechte Körperhaltung zu verankern. Dennoch erreichte eines der
fünf Tiere die Note sg.
Kölner Tümmler
in der Andalusierfarbe sind seit einigen Jahren anerkannt.
Vorgestellt wurden jetzt in sehr guter Qualität jeweils vier Indigo
mit Binden und Indigo-Gehämmert. In der Zucht der Kölner findet man
nicht nur den Anschlussfarbenschlag Andalusierfarbig. Es sind
problemlos Verpaarungen mit Blaubindigen und Blaugehämmerten
möglich. Man kann diese Farbenschläge in seinem Stamm Blaubindiger
und Blaugehämmerter daher auch durch Einzeltiere vital und ohne
Ängste um eine zu enge Inzucht erhalten.
Kölner Tümmler indigo mit Binden und indigo-gehämmert (Frank Stern),
Temeschburger Schecken silber (Werner Hartmann)
Eine Überraschung war die Vorstellung von vier silberner
Temeschburger Schecken, die auch farblich mit dem hellen
silbergrauen Farbton beeindrucken konnten. Von außen betrachtet ist
es das Silber der Lahore, also der Erbfaktor Milky in Kombination
mit dem Farbausbreitungsfaktor.
AOC-Klasse
Aus der AOC-Klasse wandern immer wieder viele Farbenschläge nach
einer parallelen Vorstellung in der Klasse der Neuzüchtungen in die
allgemeine Klasse ab. Insofern ist es überraschend, dass nach vielen
Jahren die AOC-Klasse immer noch gut angenommen wird. In Ulm machte
ein Blauschimmel bei den Romagnoli auf sich aufmerksam. Eine
höhere Note wurde ihm wegen einseitig zweier weißer Handschwingen
versagt. Mit einem blaubindigen Weibchen verpaart wird er in der
nächsten Saison hoffentlich reichlich Nachzucht bringen. Bei
Texanern wurde ein junger 1,0 vielfarbig gezeigt, also mit dem
Stipper-Faktor St statt dem bei den Texanern sonst üblichen Faktor
Faded. Optisch liegt der Unterschied in den stärkeren Rottönen der
Almondvarianten, obwohl es auch dort Unterschiede gibt. Auf Faded
wird bei der Darstellung von Besonderheiten der allgemeinen Klasse
intensiver eingegangen.
Hat man bei den vielfarbenen Texanern Faded durch einen anderen
Erbfaktor ersetzt, so hat man ihn bei Niederländischen
Schönheitsbrieftauben hineingebracht. Vorgestellt wurde neben
einem spalterbigen Täuber eine blau-faded Täubin. Täubinnen
haben geschlechtsgebunden den Faktor nur einfach, sie sind genetisch
hemizygot. Das Weibchen entsprach den Färbungen, die auch blaue
Texaner-Weibchen zeigen. Der vorgestellte Täuber zeigte ebenfalls
die Weibchen-Färbung der kennfarbigen Faded. Da er nur spalterbig
für den Fade-Faktor ist, ist er farblich nicht so stark aufgehellt
wie reinerbige Faded-Täuber. Ob etwas mehr bräunliche Töne oder
weniger zu sehen sind, das ist auch bei Texanern unterschiedlich.
Eine leichte Aufhellung sollten sie aber schon zeigen. Untereinander
gepaart werden aus einem spalterbigen Täuber und der gezeigten
Täubin auch einige reinerbige Faded-Täuber in der Nachzucht fallen.
Gezeigt wurden auch Aschfahle. Der erste ein spalterbiger
Aschfahler, der farblich einen attraktiven Lavendelton zeigte. Zwei
andere Aschfahle waren vermutlich nur spalterbig für den
Farbausbreitungsfaktor, denn die roten Binden des rotfahlen
Grundmusters wurden nur unvollständig überdeckt. Der Täuber zeigte
seine Spalterbigkeit für die schwarze Grundfarbe in attraktiven
ausgeprägten Tintenspritzern. Das als Andalusierfarben gezeigte Tier
dürfte genetisch dunfarben sein.
Romagnoli blauschimmel (Detlef Goller), Niederländische
Schönheitsbrieftauben 0,1 blau-faded, aschfahl 1,0 mit
durchscheinenden Binden und 1,0 aschfahl (Alexander Haßelmann)
Bei den Carriern wurde ein Aschfahler in der AOC gezeigt, das
hätte auch die richtige Klasse für die mit fK gekennzeichnete und
als 'Braune' ausgestellte Täubin sein können. Bei den Modena
Schietti wurden zwei Gelbfahl-Schimmel Täubinnen als
Verdünntfarbenschlag der davor stehenden Rotfahl-Schimmel gezeigt.
Die Züchter der Norwich-Kröpfer sind immer für eine
Überraschung gut. Gemeldet war eine Täubin als Vielfarbene, die sich
als Mosaik entpuppte. Auf erdbeerfarbener Grundlage schwarze
flächige Einlagerungen! Indigo ist seit langem bei den
Norwich-Kröpfern verankert, so war man nicht überrascht über zwei
schöne Indigo-Dunkelgehämmerte. Gezeigt wurden auch eine
Braunfahl-Dunkelgeherzte und eine Blau-Dunkelgeherzte. Eine
besondere Rarität war die schön anzusehende Creme-Geherzte.
Norwichkröpfer 0,1 Mosaik (Bernhard Recker), 1,0
indigo-dunkelgehämmert geherzt und 0,1 creme-geherzt (Joris Deneire)
Marchenero-Kröpfer
sind traditionell in der AOC-Klasse vertreten, hier mit
Blauschimmel, Braunfahlschimmel, Braunfahlgescheckt,
Braunfahlgehämmert-Schimmel, Indigogehämmert und
Blaugehämmert-gescheckt.
Marchenero-Kröpfer braunfahl-gescheckt (mit leichter Hämmerung)
(Ronald Bube), Sevillanokröpfer rot 0,1 und 1,0 (Timo Wolff)
Sevillanokröpfer
in rot machten wie schon auf der VDT-Schau Nürnberg 2012 einen sehr
guten Eindruck. wobei es sich um ein anderes Rot als das rezessive
Rot handelt. Da dieses Rot zuerst bei iberischen Rassen wie
Kropftauben, Figurita-Mövchen und Spanischen Erdbeeraugentümmlern
beobachtet wurde, hatte der Verfasser sie in dem Schaubericht als ‚Ibero-Rot‘
bezeichnet. Es hat Ähnlichkeit mit einigen Varianten, die als Ember,
vermutlich ein Allel von rezessiv Rot, gehandelt werden. Es
unterscheidet sich aber auch von Ember und scheint ein
eigenständiger Faktor zu sein, der auch bei anderen Rassen
vorkommt. Es handelt sich möglicherweise um ein weiteres bisher nicht
bekanntes Allel von Rezessiv Rot. Darauf wurde auf dieser
Homepage und im Buch 'Pigeon Genetics' bereits früher
eingegangen: http://www.taubensell.de/rezessives_rot.htm
.
Bei Arabischen Trommeltauben wurden zwei Tiere als
Indigo-Dunkel gezeigt. Mit den aufgehellten Schwingen erschien es
von außen nicht unwahrscheinlich, dass es sich um spalterbige
dominant Rote handelt.
Arabische Trommeltaube, als 1,0 indigo-dunkel gezeigt, Lütticher
Barbet indigo-gehämmert (Michel Sascha), Pfautaube Weißschwanz blau
mit Binden (mit Bärtchen) (Klaus Speck)
Schön anzusehen war die letzte Pfautaube der Klasse,
ausgestellt als Weißschwanz blau mit schwarzen Binden zeigte sie
außerdem ein schön geformtes weißes Bärtchen. Lütticher Barbet
waren mit einem Indigogehämmerten vertreten, der auch gleich zu
einem hv 96 Punkte gelangte. Bei den Altdeutschen Mövchen gab
es zwei aschfahle Farbenschwänze, der Bewertung nach in guter
Qualität zu sehen, sie wurden beim Durchgang übersehen.
Nicht zu übersehen war dagegen die Parade der Figurita mit
über 100 Nummern, in der AOC-Klasse fast alleine von einem
Aussteller. Insgesamt wurden 174 Tiere in durchweg sehr guter
Qualität gezeigt. Die Beschreibung aller gezeigten Varianten würde
einen Streifzug durch die Genetik der Taubenfärbungen erfordern.
Figurita dun, braun und vielfarbig (Jan Schrötz)
Figurita blau mit rosa Binden (reduced mit Binden), indigo mit
Binden und Mosaik, wahrscheinlich auf DeRoy-Grundfärbung, (Jan
Schrötz)
Schön dargestellt der Unterschied zwischen Braun und Dun gleich am
Anfang. Nahezu alle Braun- und Khakivarianten waren vertreten,
Raritäten traditioneller Färbungen wie Rotfahl und Gelbfahl ohne
Binden wurden gezeigt, daneben auch Varianten auf der Grundlage von
Milky (silber). eine silber mit weißen Binden war genetisch eine
Reducedfarbene mit Farbausbreitungsfaktor auf blaubindiger
Grundlage. Hellgraudunkelgesäumte dürften genetisch die gleiche
Basis mit dem Unterschied der gehämmerten Zeichnung aufweisen. Zarte
Reduced ohne Farbausbreitungsfaktor wurden im Erscheinungsbild blau
mit rosa Binden gezeigt. Andalusierfarben und andere Indigovarianten
waren zu sehen wie auch Vielfarbene und die Komplementärfarben.
Qualmond und der Stipperfaktor dürften die Grundlage für die Silber-
und Blausprenkel bilden, die gleich mit insgesamt 18 Nummern gezeigt
wurden. Eisfarbig mit Binden mit einem schon überraschen hellen
Farbton fehlten nicht. Auch ein Mosaik war dabei. Neben den
häufigeren Glattfüßigen wurde auch sechs Behoste gezeigt.
Allgemeine Klasse
Die allgemeine Klasse wurde bereits kurz angesprochen und kann in
diesem kurzen Report nicht angemessen gewürdigt werden. Es können
nur einzelne Aspekte aufgezeigt werden, bei denen es zum Teil mehr
Fragen als Antworten gibt.
Auffallend ist in jüngerer Zeit das Interesse von Züchtern an dem
Faktor Faded der Texaner, der auch bei einigen hier nicht
gezeigten Rassen "in Arbeit" ist. Hier liegen langjährige
Erfahrungen von den Züchtern der Texaner vor. Man weiß, dass man den
Faktor mit dem Farbausbreitungsfaktor kombinieren kann und auf der
Grundlage blauer und gehämmerter Tiere daraus duff-schwarze Weibchen
und schwarz-gesprenkelte Täuber erhält, die ein Außenstehender als
Stipper oder Sprenkel mit dem St-Faktor ansprechen würde. Wenn man
mit blaubindigen und blaugehämmerten Weibchen züchtet, dann werden
viele der jungen Täuber unvermeidlich gefleckte Schnäbel aufweisen,
einige der Jungtäuber werden ähnlich wie Blausprenkel erscheinen.
Diese Täuber werden als 1,0 kennfarbig dunkel von den 1,0 kennfarbig
hell abgegrenzt, die auf den Ausstellungen in einer gesonderten
Klasse stehen. Letztere sind oft rahmweiß mit geringen farblichen
Abzeichen. Ihre Partnerinnen sind rotfahle, rotfahlgehämmerte und
seltenere dominant rote faded Täubinnen. Schließlich sind auch
rezessiv rote Faded vorhanden, ein 1,0 Texaner kennfarbig gelb wurde
für den Titel 'Champion der Deutschen Rassetaubenschau' nominiert.
Texaner kennfarbig dunkel (Karsten Rosentreter) und zugehörige
Täubinnenfarben Faded-blau mit schwarzen Binden (Eckard Schulz),
Faded-blaugehämmert (Patrick Sroßynski) und Faded-schwarz (Eckard
Schulz)
Texaner kennfarbig hell (Werner Hamel) und zugehörige ausgewählte
Täubinnenfarben faded-dominant rot (Werner Hohenberger) und faded
rotfahl mit Binden (Roland Krämer)
Mit dem Aufkommen von Ember und der Anerkennung der Anatolischen
Ringschläger mit diesem Erbfaktor gerät auch stärker in den
Blickpunkt, dass nicht alles, was rot aussieht, genetisch rezessiv
Rot sein muss. Das wurde oben bereits für die AOC-Klasse
diskutiert. Deutliche Farbunterschiede zeigen sich auch innerhalb
einer Rasse, auf dieser VDT-Schau besonders deutlich bei den
Carriern. Gezeigt wurden Tiere in einem traditionell blassen, aber
das gesamte Gefieder abdeckende Rot. Daneben gibt es Tiere ähnlich
einiger Sevillano-Kröpfer mit bräunlicher Schwanzbinde. Dabei waren
diesmal einige Tiere mit einem tiefen Rot, das einerseits an das
tiefe Rot von Süddeutschen Blassen erinnerte, andererseits aber auch
an das tiefe Rot von Spaniertauben, roten Cauchois u.a., bei denen
sich das tiefe Rot aus einer schilfigen Feder entwickelt.
Carrier rot in verschiedenen Varianten
Einzelbeobachtungen betreffen den Stipper- oder traditionell
Almondfaktor. Gezeigt wurde er sogar als Alternative zur
Kennfarbigkeit bei den Texanern. Auffallend ist die große
Variationsbreite, die der Faktor in unterschiedlicher Kombination
mit anderen Erbfaktoren hervorrufen kann. Darüber hat jüngst Andreas
Boisits in der Nr. 22/2014 der Geflügel-Zeitung mit einer guten
Bebilderung berichtet. Auffallend sind die Unterschiede auch
innerhalb einer Rasse wie bei den Pfautauben, bei denen der am
höchsten ausgezeichnete Vielfarbene keine schwarzen Farbanteile mehr
zeigte, wahrscheinlich gezogen auf der Grundlage von dominant Rot.
Daneben einige Tiere, wie man sie häufig sieht, mit überwiegenden
Weißanteilen.
Indische
Pfautauben vielfarbig (Thomas Sachs)
Im Hinblick auf die Färbung der Spiegelschwänze scheinen die
Züchter der Pfautauben auf der Stelle zu treten. Die gezeigten Aufhellungen im
Schwanz findet man gelegentlich auch bei Deutschen Schautauben
dominant rot und bei anderen Rassen, ohne dass man hier von
Spiegelschwänzen spricht. Eine Intensität der roten bzw. gelben
Farbe, vergleichbar der Libanontaube, der Wolgatümmler und anderer
Rassen, ist nicht annähernd gegeben.
Pfautauben Spiegelschwanz rot und gelb (Viktor Loos), Libanontaube
rot (Reinhold Reis)
Bei eisfarbigen Seldschuken ohne Binden war über lange Jahre ein
'Markenzeichen' die als Schablone angedeutete Binde, im Englischen
spricht man von 'erased', ausradiert. Hier war in einer
langen Reihe ein einziges Tier mit angedeuteter Binde zu sehen. Und
auf dem Bewertungsbogen wurde das auch prompt gerügt - interessant
zu beobachten, wie schnell in anderen Kulturkreisen Rassen aus dem
Ausland gewandelt werden.
Seldschuken eisfarbig ohne Binden (Hartmut Döppert), Arabische
Trommeltaube gelb-atlasfarbig (Dieter Wehner)
Bei den Arabischen Trommeltauben war schön zu sehen, dass offenbar
noch alle Farbenschläge, trotz vielfacher Einpaarungen anderer
Rassen, ihre Trommeleigenschaften bewahrt haben. Vermisst habe ich
bei den 218 Tieren die Rot-Atlasfarbenen, während Gelb-Atlas
reichlich vorhanden war. Ein Täuber war als Rot-Atlas gemeldet und
erhielt wegen einer wohl leichten Fussverletzung ein o.B. Er hätte
aber zusätzlich als falsche Farbe gekennzeichnet werden müssen, denn
es war ein Aschfahler, wie man ihn aus dominant Rot mit Schwarz, Dun
oder einem anderen Tier mit Farbausbreitungsfaktor zieht.
Highlights gab es reichlich, subjektiv herausgehoben die Gruppe
schwarzer Prachener Kanik mit weißen Schwänzen. Die 74
Orientalischen Mövchen hatten zahlenmäßig knapp das Nachsehen
gegenüber den 77 Altorientalischen. Sie präsentierten sich aber in
erstklassiger Kondition und Qualität sowohl bei den Blondinetten und
Satinetten, wobei bei den Blondinetten mit zwei lavendelgesäumten
Weibchen noch besondere Raritäten gezeigt wurden.
Prachener Kanik weißschwänzig schwarz (Werner Moser), Orientalische
Mövchen Blondinette (Timon Schwarzer)
Eistauben
porzellanfarbig (Eugen Mayer), Eistauben weißgeschuppt (Herbert
Soltysiak)
Interessant ist es auch, die Entwicklung der Porzellanfarbigen
bei den Eistauben zu verfolgen. Eine intensivere Diskussion wird im
Buch des Verfassers 'Taubenrassen. Entstehung, Herkunft,
Verwandtschaften' gegeben. Nach der Standardänderung wird wohl
versucht, die durch Orient-Stencil bewirkten Spiegel in den
Schwingen durch Auslese zurückzudrängen. Damit scheinen aber auch
die Spiegel in den Schwanzfedern nicht nur kleiner zu werden,
sondern auf vielen Federn ganz zu verschwinden. Der in der MB
gewünschte leicht gelbliche Ton im Flügelschild als Unterschied zu
den weißgeschuppten Eistauben war hier nicht zu sehen. Fraglich ist
ohnehin, ob es sinnvoll ist, einen solchen Unterschied zu der
gesamten übrigen Eistaubenfamilie herstellen zu wollen. Darunter
leiden die Anschlussfähigkeit und die Verpaarungsmöglichkeiten mit
anderen Farbenschlägen. Der Farbenschlag wird damit genetisch in
eine Isolation geführt, die ihm auf Dauer nicht gut tun kann.
Die Vorstellung Hamburger Jageklappen im Foyer wurde ergänzt durch
exzellente Tauben mit dem Hamburger Typ wie Elstern,
Kalotten und keck ausschauende blaue Weißschwänze in der allgemeinen
Klasse.
Hamburger Tümmler Kalotten mit Haube schwarz (Wolfgang Schweickert),
Hamburger Schimmel blau (Wolf Heimbokel), Hamburger Tümmler
Weißschwanz blau (Kjell Jungnickel)
Tümmler aus dem nördlicheren Bereich gab es auch mit den seltenen
Rostocker Tümmlern (9) mit der schwierigen
Weißschlag-Weißschwanz Scheckung zu sehen, Stralsunder waren
für ihre Verhältnisse mit 36 Nummern nicht schlecht vertreten, und
das mit zwei V auch in ausgezeichneter Qualität. Danziger
Hochflieger waren es 103, u.a. in Hellmaser, einem der
Paradefarbenschläge.
Danziger Hochflieger hellmaser (Jürgen Trabold), schimmel (Wolfgang
Lehman), Pommersche Schaukappen weiß (Jürgen Weichold) und schwarz
(Norbert Schmuhl)
Interessant aber auch der Farbenschlag 'schimmel', der in dieser
Form einzigartig bei Rassetauben ist. Ihre Vettern, Pommersche
Schaukappen, brachten es auf 11 Nummern in 'black and white',
Stargarder Zitterhälse machten die Zahl 100 voll, Stettiner
Tümmler wurden immerhin mit 6 Tauben gezeigt, alle in rotfahl
mit Binden, einige Rassen wie Breslauer Tümmler und Prager waren gar
nicht mehr vertreten.
Stralsunder Hochflieger (Werner Gärtner), Stettiner Tümmler rotfahl
mit Binden (Jürgen Hartwig), Stargarder Zitterhals gelb (Marcel
Vollmer), Rostocker Tümmler Weißschlag-Weißschwanz rot (Hans-Jürgen
Eggebrecht)
Einschlägige Literatur des Verfassers
German National Show of the VDT in Ulm 21.-23.
November 2014
In total about 19.000 pigeons were entered in Ulm. 3.266 of them
Color Pigeons, 873 from different South German Color Pigeon Breeds,
743 from Thuringian Breeds, 200 Saxons, 597 Nuremberg/Francois and
853 from breeds that are not region specific like Ice-Pigeons, the
Starling Family and Gimpel. Breeders of German Modeneser entered the
greatest number with 1,199 Modeneser, followed by Kings (557),
German Beauty Homers (554), Show Racers (417) and Silesian Pouters
(403).
For fanciers interested in genetics the class for new breeds and
colors and the class for colorations not yet standardized in a breed
(AOC) is of special interest. At this show a rather small number was
entered in the class for new colors, probably because several
fanciers will show their collections at the National Poultry Show at
Leipzig the first weekend in December.
Shown were Soultzer Hauben ash red barless, Netherland Beauty Homers
indigo bar and andalusian, andalusian Dragoon, Alsace Croppers, Essenbach Pouters
crested and plain-headed blue and black, Antwerp Smerle dark check.
Contrary to the belief of several people Antwerp Smerle were not
involved in the process of the creation of the modern Belgian Racing
Homer and should not be confounded with the Smerle from Liege. Blue
check Kassel Tumblers were shown. Due to the smoky factor that is
needed to get the white beak, the checks are not as distinct as in
other breeds. Kassel Tumbler should have a balanced stance and that
is a furter challenge in the breeding pen. Andalusian Cologne
Tumblers are still in the standard, in Ulm in addition indigo bar
and indigo check were shown in the AOC-class in a fine quality.
Finally Temeschburger ‘Schecken’, a special tiger variant, were
shown in silver. Without having tested them they most probably are
milky-silver (milky plus Spread).
In the AOC-class several outstanding pigeons were exhibited, many of
them in rather rare colors. Of special interest four red Sevillano-Pouters
from Spain. The color was shown still some years before and
discussed at this homepage in the report on the VDT-Show 2012.
Similar or identical colorations exist in other Spanish breeds, but
they also occurred in the author’s loft and the loft of other
fanciers in other breeds, too. They are related to recessive red and
ember and might be allelic to both. Another high-light in this class
was the presentation of about 100 Figurita in a fine quality in
numerous combinations of genetic traits, including Stipple (Almond),
Qualmond, Reduced, Ice, Indigo, Milky etc. The difference between
dun and brown could be studied, brown and khaki variants were shown,
etc. Also a mosaic was entered.
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