Junggeflügelschau Hannover am 21.
und 22. Okt. 2006
Neuzüchtungen und andere interessante
Neuvorstellungen sind aufgrund des frühen Termins auf der
Junggeflügelschau bei den Tauben nicht in großer Zahl zu erwarten. In der
Abteilung Vorstellung und Sichtung fanden sich dennoch auch drei
Taubenkollektionen. Den Anfang machten, in der Gruppe der Formentauben
gemeldet, vier rotfahle Ehringhäuser. Dem Erscheinungsbild nach
Brieftauben bzw. Brieftaubenabkömmlinge. Farblich wurde das Rot im Hals
weitgehend durch ein frostiges Silbergrau verdeckt, was man so auch bei
vielen Schautauben und vor allem den Show Racern findet.

Ehringhäuser rotfahl
(8132)
Amsterdamer Kröpfer gelercht (8136)
Unter den Kropftauben standen die bereits im Vorjahr
gezeigten gelerchten Amsterdamer Kröpfer, die mit ausgeprägter Ockerbrust
farblich sehr gefällig wirkten.
Armawir Kurzschnäbler bei den Tümmlern sind aus der
Literatur bei uns bekannt. Die vier dunkeläugigen Weißen trugen die
Schwingen im Unterschied zu den anderen überwiegend unter dem Schwanz.
Zwei waren als Vielfarbig gemeldet, was allerdings eine Fehleinschätzung
ist. Sie hatten eine gräuliche Grundfärbung mit schwarzen
Zeichnungselementen. Die für Vielfarbigen erforderliche gelbliche oder
rötliche Grundfärbung fehlte vollständig. Eine Ähnlichkeit besteht mit
Tieren mit dem Qualmondfaktor plus Farbausbreitungsfaktor, die Färbungen
müssen damit aber auch nicht identisch sein. Beide hatten völlig weiße
Federn in den Schwingen und den Latschen. Das eine von den beiden Tieren
zeigte auch schimmelige Einsprengsel im Kopf- und Halsbereich
(Rieselkopf). Es ist daher auch nicht auszuschließen, dass es sich
genetisch um etwa anderes handelt. Schnittig und vital die beiden
Schwarzen. Die Schwarzen und Vielfarbigen hatten im übrigen Perlaugen,
wenn auch etwas rötliche.
Armawir Kurzschnäbler, als vielfarbig gemeldet (8141, 8142)

Armawir Kurzschnäbler schwarz und weiß (8143, 8140)
Erfreulich, dass bei den Rassen mit dem Almondfaktor
(Vielfarbene und Almonds der Englischen Short Faced) auch die
Komplementärfarben gezeigt werden. Von der Familie Jungnickel waren bei
den Short Faced in einer Voliere Almonds und die Komplementärfarbe „Kites“
gemeldet. Bei den Indischen Pfautauben mit Spitzkappe waren zwei
Goldun-Täubinnen gemeldet sowie zwei gelbe Agates und ein Kite, der
gemeldete DeRoy war nicht erschienen.
DeRoy standen dafür bei den Orientalischen Rollern,
und zwar gleich drei. Die Bezeichnung bei den Pfautauben im Katalog war
„de roy“, bei den Orientalen „de Roy“. Die Farbenschlagbezeichnung ist aus
dem Englischen übernommen und dort und in den USA wird in der genetischen
Literatur „DeRoy“ verwendet. Von der Entwicklungsgeschichte her ist
zumindest gut begründet, dass das Wort zusammen geschrieben wird, denn es
kommt von cord-duroy, ungebleichter Kordstoff (siehe den Beitrag
Almond-Terminologie unter Genetik – Sonderberichte). Bei der
Getrenntschreibung mag manch einer vermuten, das Wort komme gar aus dem
Französischen, wo es im Zusammenhang mit Taubenfärbungen keinen Sinn
ergibt und wozu es auch keine Beziehung hat.

Orientalischer Roller DeRoy Indische
Pfautaube Gelb Agate
Bemerkenswert ist auch das erstmalige Erscheinen der
Täuber für die Zucht blauer, blaugehämmerter und schwarzer Texaner, die
nach der Aufnahme in den Standard als „kennfarbig dunkel“ bezeichnet
werden. Dunkel oder fleckig ist dabei zunächst allerdings nur der
Schnabel. Dazu kommen bei den meisten noch dunkle, meist blaue
Einsprengsel auf dem überwiegend weißen Gefieder. Sie sehen mit ihrem
sprenkelähnlichen Gefieder ganz attraktiv aus. Die kennfarbig schwarze
Täubin der Texaner (Bezeichnung im Standard „schwarz“) zeigte das aus dem
Vorstellungsverfahren bekannte duffe Schwarz. Gezeigt wurden auch die
kennfarbigen Rezessiv Roten, der Täuber mit einer lachsgelben Färbung, die
Täubin dunkler rot.

Texaner kennfarbig dunkel (9029)
Feldfarbentaube reduced rosageschuppt (10630)
Bei den Kingtauben erreichte ein blau getigerter
Täuber V 97 und das Blaue Band als höchste Auszeichnung und zeigte, dass
es möglich, wenn offenbar auch schwer ist, sauber gefärbte Tiger in Blau
zu ziehen, eine Rarität bei fast allen Rassen.
Die Feldfarbentauben als AOC „reduced rosageschuppt“
und „reduced rosabindig“ gemeldet, stehen im Katalog noch mit einer
Bewertung überwiegend im sg-Bereich, die danach offenbar in ein o.B. (ohne
Bewertung) umgewandelt werden musste, da eine AOC-Klasse nur auf der
VDT-Schau und auf den Hauptsonderschauen der Sondervereine vorgesehen ist,
so eine mögliche Erklärung. Die beiden
rosageschuppten Täubinnen verkörperten mit ihrer zarten Färbung und dem
silbernen Hals das Zuchtziel.
74 Hannoversche Tümmler sieht man außerhalb Hannovers
auch selten. Interessant hier auch die Aschfahlen, die auch zu hohen Noten
kamen. Dass sich die fahlen Farbenschläge in einzelnen Rassen stark
voneinander unterscheiden, wurde auch bei den Dänischen rot- und
gelbfahlen Tümmlern deutlich, etwa im Vergleich zu den rotfahlen „Ehringhäusern“.
Hannoverscher Tümmler 0,1 aschfahl (11202) Dänischer
Tümmler rotfahl (11253) Orientalischer Roller aschfahl
(11534)
In größerer Zahl angetreten waren auch die Aschfahlen
bei den Orientalischen Rollern, bei denen eine gleichmäßig gefärbte
Jungtäubin mit V 97 auch das Blaue Band errang, aber auch die anderen
Tiere wie die abgebildete Jungtäubin mit 95 Punkten sehr ansprechend. Bei
den rotfahlen Orientalen war das Bild durch das bekannte Problem, dass in
der gleichen Klasse Tiere mit und ohne Smoky-Faktor stehen, uneinheitlich.
Die rotfahlen Persischen Roller einschließlich des mit dem Blauen Band
ausgezeichneten V 97 Täubers dürften dagegen „Smoky-frei“ sein. Dass
Rotfahl auch bei geelsterten Kropftauben attraktiv sein kann, machten
einige der Elsterkröpfer deutlich, bei denen sich die Halsfärbung durch
ein kräftiges Rot auszeichnete.
Orientalischer Roller rotfahl 0,1 (11588) (mit
Smoky-Faktor) Persischer Roller rotfahl 1,0 (ohne Smoky-Faktor)
(11632)
Elsterkröpfer rotfahl (10372)
Von der
Intention des Sondervereins bei der Abfassung der jetzigen
Musterbeschreibung für die Dreifarbigen bei den Portugiesischen Tümmlern
(Weiße Grundfarbe mit unregelmäßiger bronze- oder sulfurgetönter Zeichnung
im Brust-, Decken- und Kopfgefieder mit deutlichem Kehlfleck) war bei den
ausgestellten Tieren wenig zu erkennen. Die ursprünglichen, ähnlich wie
die französischen Savoyard gefärbten Tiere, scheinen fast verschwunden.
Der Beschreibung der jetzigen Musterbeschreibung kamen schon eher die
kupfergetigerten Englischen Schautippler nahe, die inklusive der acht
Schwarztiger mit immerhin 30 Nummern und hohen Noten vertreten waren.
Kleine und feine Kollektionen gab es auch bei anderen Rassen, so z.B. bei
den seltenen Amsterdamer Tümmler, Stargarder Zitterhälse waren immerhin
mit einer Roten und einer Gelben vertreten, etliche Rassen fehlten ganz.
Portugiesischer Tümmler "dreifarbig" (11508)
Englischer Schautippler kupfergetiger (11475)

Amsterdamer Tümmler schwarz (11281)
Stargarder Zitterhals rot (11275)
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