Neuzüchtungen auf der
VDT-Schau vom 26.-28. November 2010 in Erfurt
Insgesamt wurden auf dieser hervorragend ausgerichteten Schau fast 23 000
Tiere gezeigt. Es kann nur selektiv auf einige der vielen Highlights
eingegangen werden. Für an der Genetik Interessierte gehören die
Neuzüchtungen immer dazu, sie werden daher zuerst besprochen.
In
der Klasse der Neuzüchtungen waren 280 Nummern gemeldet. Nicht alle
gemeldeten Tiere waren erschienen. Einige der gezeigten Kollektionen
befanden sich in der „Sichtung“, eine vorläufige Vorstellung ohne
Bewertung, was sich im Katalog mit oB zeigte. Die Angabe „oB“ bedeutet
keine schlechte Note, wie einige Betrachter vermuteten. Die anderen
Kollektionen waren in der „Vorstellung“ als Voraussetzung für eine
spätere Anerkennung. Diese Tiere wurden bewertet.
Den Anfang machten vier Mittelhäuser in Blau mit schwarzen Binden in der
Sichtung, einer davon mit etwas hellem Rücken im Vergleich zu den anderen.
Äußerlich nicht sehr unterschiedlich zu Beneschauer Tauben, von denen sich
10 im schwarzen Farbenschlag in der Vorstellung befanden, ein Tier davon
mit 95 Punkten bewertet.
22335 Mittelhäuser blau
mit schwarzen Binden in der Sichtung (Torsten Lößner); 22366 Beneschauer
Taube schwarz sg 95 (Clemens Fuchs); 22338 Briver Blauköpfe „stahlblau
gemasert“ in der Sichtung (Manfred Riemer)
Briver Blauköpfe in „stahlblau gemasert“ in der Sichtung entsprachen nicht
den in den Vorjahren gezeigten Blauköpfen, waren in der Intensität
vielleicht nicht ganz so intensiv wie einige der in der allgemeinen Klasse
stehenden Briver Schwarzköpfe, die bei einigen Exemplaren eine sonst nicht
so ins Auge fallende lackreiche Färbung aufwiesen.
22343 Mährische
Strasser blau ohne Binden sg 95 (Ludwig Dörfler); 22358 Mährischer
Strasser blau mit schwarzen Binden g 92 (Gunter Kortenhof); 1841
Mährischer Strasser stahlblau ohne Binden hv 96 E (Matthias Kortenhof)
Mährische Strasser Blau ohne Binden (14) in der „Vorstellung“ und Blau mit
schwarzen Binden (4) in der Sichtung , dennoch mit Bewertung, waren aus
den Vorjahren schon bekannt und präsentierten sich in typischen Formen und
im normalen Taubenblau, nicht im dunkleren Stahlblau, das sonst das
Markenzeichen der Rasse darstellte. Eine Blaue ohne Binden wurde mit 95
Punkten als bestes Tier der Kollektion herausgestellt. Hier im Bild
rechts eine Stahlblaue zum Vergleich.
Giant
Homer waren in den Farbenschlägen blau-gescheckt, blaugetigert, schwarz
gescheckt und schwarz getigert zu sehen. Die letzten drei Farbenschläge
waren von der Einordnung und der Bewertung nach zu beurteilen von den
Rasseattributen in Ordnung und bewegten sich in der Bewertung im Bereich
zwischen 92 und 94 Punkten.
22380 Giant Homer schwarz getigert sg 94 (Gerhard Orlowske)
Bei den „Blau Gescheckten“ zeigte sich, dass einige
Farbenschlagbezeichnungen wie das mehrdeutig gebrauchte Wort „Gescheckt“
Verwirrung stiften. Als Blau Gescheckt ausgestellt gab es typische
Blauschimmel, ein wohl reinerbig andalusierfarbenes Tier mit
unregelmäßigen Farbaufhellungen aufgrund weiterer modifizierender
Faktoren, einer der Faktoren wohl der Schimmelfaktor, der sich im
Kopfbereich zeigte. Auch, wie im Vorjahr in Leipzig, Tiere mit
Abnormitäten im Hals- und Kopfgefieder. Ein Fleckenscheck war auch dabei.
Fleckenschecken wurden im Vorjahr in Leipzig noch mehrere ausgestellt und
schienen damals die dominante Zuchtrichtung zu sein, auch im schwarzen
Farbenschlag.
Giant Homer in der
Klasse der Blau Gescheckten: 22370 Blauschimmel g 92; 22371 Andalusier mit
Schimmelfaktor? G 92; 22372 Fleckenscheck mit Kehl- und Halsfalten b 90)
Die Bezeichnung „Gescheckt“ ist mißverständlich, weil sie bei einigen
Rassen wie den Deutschen Schautauben „Fleckenschecken“ kennzeichnet, bei
anderen Rassen sind es dagegen mit den Tigern verwandten Schecken, die im
Unterschied zu Tigern meist nur einige weiße Schwingen- und Schwanzfedern
zeigen, manchmal auch mehr.
Für den außenstehenden Betrachter wird aus den Präsentationen und der
Bewertung nicht deutlich, welche der Scheckungen überhaupt angestrebt wird
und wie sie im Ideal aussehen soll. Allein aus der Bewertung, zwischen 90
und 93 Punkten, werden vielleicht auch die Aussteller wenige Informationen
für die Zuchtausrichtung ableiten können.
Hervorragend präsentierten sich in der Sichtung die sechs
Braunfahlschimmel von Patrick Heymanns bei den Deutschen Modeneser
Schietti. Einige davon zeigten etwas „Sooty“ im Schild, vom Standard her
vielleicht nicht unbedingt gerne gesehen, optisch ist es für den
unbefangenen Betrachter eher ein weiteres Schönheitsattribut.
22383 und 22385
Deutsche Modeneser braunfahlschimmel in der Sichtung (Patrick Heymans);
22398 Amsterdamer Kröpfer andalusierfarbig sg 94 (Hans-Jürgen Hoth)
Manche Tauben oder enge Verwandte von ihnen konnte man schon so oft unter
den Neuzüchtungen finden, dass man immer wieder überrascht ist, sie wieder
zu treffen. So wurden bei den Amsterdamer Kröpfern Mehllicht mit dunklen
Binden in der Sichtung gezeigt, nachdem ihre Verwandten, die Gelerchten,
die Hürde des Anerkennungsverfahrens überwunden zu haben scheinen. Auch
Andalusierfarbige gab es wieder zu sehen, diese aber schon in der
Vorstellung. Zwei der gezeigten Tiere erreichten 94 Punkte.
Vier Essenbacher Kröpfer mit "Kappe und Haube" in der Sichtung haben sich im
Stand und in der Halslänge schon deutlich von der Farbentauben entfernt,
allein das Kropfwerk bereitet Probleme. Vorhanden war eine Muschelhaube.
22401 Essenbacher
Kröpfer mit Haube blau mit Binden in der Sichtung; 22402d Canariokröpfer
weiß sg 93 (Timo Wolff)
Weiße Canariokröpfer (8) sind ein alter Farbenschlag bei einer alten
Taubenrasse, wie auch die beiden Blauen mit Binden. Sie hatten damit auch
keine Probleme in der Bewertung, ein Blauer erreichte 95 Punkte.
Selbst bei den Farbentauben gibt es Neues, so auch die bereit im Vorjahr
in der Sichtung und nun in der Vorstellung gezeigten Gimpeltauben
Kupfergimpel-Blauflügel von Klaus Gebhard im Notenbereich zwischen 91 und
94 Punkten. Bei den braunen Feldfarbentauben mit weißen Binden waren einige
Käfige leer geblieben, so unter anderem die der Braun Weißgeschuppten. Im
Katalog war dazu gesetzt „Braun Weißgeschuppt mit weißen Binden“, was man sich
sparen kann, denn dieser Zusatz gilt bei Geschuppten mehr oder weniger als
selbstverständlich und wird z.B. bei blau weißgeschuppten Luchstauben und
anderen geschuppten Rassen auch nicht hinzugefügt. Korrekt, aber durch die
besondere Betonung im Vergleich mit anderen Rassen eher irritierend. Auch
bei den Braunen mit weißen Binden hatte der Vorjahresaussteller von
Dortmund die Käfige leer lassen müssen. Farblich und figürlich machten die
von René Zollitsch gestellten Tiere einen sehr guten Eindruck. Gezeigt
werden durften sie allerdings auch erst in der Sichtung, so dass es auf
den Karten keine Rückmeldung an den Aussteller gab.
22403 Gimpeltauben
Kupfergimpel-Blauflügel sg 93 (Klaus Gebhard); 22411 Feldfarbentauben
braun mit weißen Binden in der Sichtung (René Zollitsch); 22428 Dt.
Schnabelkuppige Trommeltaube erbsgelb gehämmert in der Sichtung (Leo
Kunath)
Auch die wiederholt zur Sichtung gemeldeten Fränkischen Samtschilder
schwarz mit weißen Binden waren diesmal zu Hause geblieben. Vier als
erbsgelb gehämmerte Deutsche Schnabelkuppige Trommeltauben gemeldete haben ihr
Gegenstück in der bindigen Variante, die im selben Schlag ebenfalls in
bester Qualität vorhanden ist. Auch hier aufgrund der „Sichtung“ keine
Bewertung. Chinesentauben in Blau ohne Binden überraschten wieder einmal
als alte Bekannte in der Sichtung, denn es ist sicherlich länger als ein
Jahrzehnt her, dass sie sich erstmalig um Anerkennung bemühten.
Figurita-Mövchen wurden als Rotfahlschimmel, Gelbfahlschimmel, Blaufahl
(darunter ein blaues Tier) und Aschfahl vorgestellt. Den Aschfahlen wurde
zum Verhängnis, dass die Binden durchschimmerten und es sich den
Tintenflecken nach zu urteilen um für schwarzes Pigment spalterbige Tiere
handelte. Als größere Gruppe wurden noch acht einfarbig Gelbe und zwei
einfarbig Rote gezeigt, bei den Gelben drei Tiere mit 94 Punkten.
22429 Chinesentaube
blau ohne Binden in der Sichtung (Zfr. Gerber); 22436 Figurita-Mövchen
blaufahl mit Binden g 92 (Jan Kiffe-Delf); 22443 Figurita-Mövchen gelb sg 94 (Ferdinand
Tremmel)
Lütticher „Barbet-Mövchen“ wurden in Blau mit schwarzen Binden, Blaufahl
mit dunklen Binden, Blaugehämmert, Rotfahl und Gelbfahl mit Binden
vorgestellt. Darüber hinaus gibt es aber viele weitere Farbenschläge, wie
der Aussteller schon in einem Bericht über die Rasse in der
Geflügelzeitung 24/2009 aufgezeigt hatte. Der im Katalog gewählte
Rassenamen soll wohl deutlich machen, dass es sich um Mövchen handelt. Er
ist aber mißverständlich, weil es noch ein Lütticher Mövchen als eine
andere Rasse gibt. Im Verzeichnis der Rassen des Europäischen Verbandes
wird daher nur vom „Lütticher Barbet“ neben dem „Lütticher Mövchen“
gesprochen. Eine kräftige brieftaubenartige Rasse mit Jabot, die
sicherlich auch Brieftaubenliebhaber begeistern kann.
Zur Sichtung standen auch Elsterpurzler blaugehämmert schwarzschnäblig und
Lausitzer Purzler dun-geelstert, die bereit im Vorjahr in Leipzig gezeigt
wurde und von der genetischen Substanz her wohl Pale-Schwarze darstellen.
22459 Lütticher Barbet
sg 95 (Ronald Bube); 22466 Elsterpurzler schwarzschnäblig in der Sichtung
(Gottfried Heidfeld); 22470 Lausitzer Purzler dun-geelstert in der
Sichtung (Maik Löffler)
Ebenfalls nicht zum ersten Mal gezeigt wurden Armavir Kurzschnäblige
Tümmler in der Sichtung in den Farbenschlägen schwarz, gelb, rot und dun.
Anerkannt wurde diese aus dem Kaukasus stammende Rasse vor einigen Jahren
nur im weißen Farbenschlag, ein Schwarzer aus dem damaligen
Vorstellungsverfahren ist im neuen russischsprachigen Genetikbuch des
Verfassers auf S. 56 abgebildet.
22480 Armavir
Kurzschnäblige Tümmler rot in der Sichtung (Andreas Walz); 22486 Polnische
Kalotte schwarz sg 93 (Horst Waszinski); 22503 Bakuer Tümmler mit Haube
rotschwänzig in der Sichtung (Waldemar Papst)
Ebenfalls schon häufiger gezeigt wurden die Polnischen Kalotten in
schwarz, die in der Vorstellung erschienen und mit einem der acht
gezeigten Tiere 94 Punkte erreichten. Bei genauerem Hinsehen schienen
einige ein dunkles Blau zu verkörpern. Jeweils zwei Rote und Gelbe
befanden sich in der Sichtung und wurden daher nicht bewertet. Ebenfalls
erst in der Sichtung und daher nicht bewertet waren Bakuer Tümmler mit
Haube gelb-, schwarz- und rot-schwänzig.
Wird fortgesetzt!
Pigeons at the VDT-Show in Erfurt November 2010: The Class for New Breeds
and Colors, Foreign Breeds not yet included in the German Standard)
About 23 000 pigeons were shown in Erfurt. For those interested in
genetics the class for new breeds, colorations and new foreign breeds
always is an attraction. In this year 280 numbers were announced. The
“Essenbacher Cropper” was the only entirely new breed, developed from a
Cropper cross with German Toys. Polish Helmets are an old Polish breed and
would be only new as a breed in the German Standard as is the case with
Liège Barbets. Other entries were new colorations of well known and in
Germany standardized breeds. Giant Homers seem to have some problems to
find their path in the blue pied class. Some were blue grizzles, one
probably a pure andalusian with the grizzle trait and others patch pieds
like pied pigeons in the German Beauty Homers and other breeds.
To be continued!
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