Tauben auf der 59. Deutschen Rassetaubenschau in
Erfurt vom 26.-28. November 2010
Mit fast 23 000 Tauben war die Schau des VDT in
Erfurt für die Taubenzüchter das Großereignis des Jahres. 2.127 Deutsche
Modeneser, 700 Deutsche Schautauben, 531 Kingtauben, 473 Schlesische
Kröpfer, 421 Orientalische Roller, 369 Show Racer, 337 Altenburger
Trommeltauben, 333 Lockentauben und 311 Coburger Lerchen waren die am
stärksten vertretenen Rassen. 293 Deutsche Langschnäblige Tümmler standen
dem wenig nach. Wenn die Polnischen Langschnäbligen Tümmler dazu gerechnet
werden, dann waren es 325 Nummern. Zusammengefasst als Rassegruppe
stellten auch die Thüringer Heimatrassen, die das Wort Thüringen im Namen
führen, mit 1.272 Nummern ein eindrucksvolles Kontingent. Die Anzahl der
gezeigten Thüringer Tauben war noch höher, weil sich unter den Nummern
auch liebevoll gestaltete Volieren und Stämme der einzelnen Rassen
befanden. Der größte Teil waren Farbentauben, es wurden aber auch 104
Kröpfer gezeigt. Zum 100-jährigen Jubiläum hatte der Sonderverein der
Züchter der Thüringer Farbentauben durch Horst Ilgen und Bernd Herbold
eine hervorragend gestaltete Chronik herausgegeben, in der neben den
aktuellen Rassebeschreibungen und zahlreichen Zeichnungen und Farbfotos
auch viele alte und sonst nicht zugängliche Dokumente abgedruckt waren,
ein Quellenwerk sondergleichen.
Thüringer Heimatrassen,
rechts 9625 Thüringer Kröpfer weiß sg 95 E (Uwe Fischer)
Bei der großen Zahl von Tieren können nur einige
allgemeine Eindrücke wiedergegeben werden. Auffallend sind bei vielen
Rassen Probleme in der Federstruktur im Halsbereich, und diese scheinen
sich auch bei immer mehr Rassen zu zeigen. Gelegentlich wurde das
beanstandet, viele Züchter und Preisrichter scheinen diese
Federabnormitäten aber nicht zu erkennen. Einmal in der Zucht verankert,
ist das Problem nur schwer wieder zu beseitigen.

Querfalte im
Halsgefieder
Bei den Neuzüchtungen und in der AOC-Klasse tauchte
in einigen Fällen das Problem der richtigen Zuordnung zu einem
Farbenschlag auf. Wenn keine Informationen über die Herkunft,
Verwandtschaft und Nachzucht vorhanden sind, dann lassen sich meist nur
Vermutungen anstellen. Ein Problem für die Zuordnung ist die zum Teil
erhebliche Variation der Erscheinung bei einigen Farbenschlägen. Abhängig
von züchterisch nur schwer zu kontrollierenden „modifizierenden“ Faktoren
findet man in den Käfigen eines Farbenschlages unterschiedliche Varianten,
die vieles gemeinsam haben, aber eben auch nicht einheitlich aussehen.
Blaue sind dann mal dunkler, mal heller, sie zeigen „Sooty“ in
unterschiedlichen Ausprägungen im Schild und auch andere Abweichungen vom
Wild-Typ. Was für Blau gesagt wird, das gilt auch für Braun und Braunfahl.
Ohne genetische Tests kann man sich auch da oft nicht sicher fühlen, dass
es sich genetisch ursächlich um den identischen Erbfaktor Braun (b)
handelt. Warum sollten nicht durch Mutationen Allele entstanden sein?
Sorgt möglicherweise der Verdünnungsfaktor Pale für eine hellere
Ockerfarbe bei einigen Römern im Vergleich mit anderen Rassen? Oder sind
ganz andere Faktoren am Werk? Ohne umfangreiche Tests ist das schwer
sicher zu entscheiden.
17927 Bremer Tümmler
braunfahl mit Binden sg 93 SZ (Ernst Schultze), 57 Römer braunfahl mit
Binden sg 93 (Kurt Gebhardt), Malteser braunfahl mit Binden (Alfons
Finkernagel)
Bei dominant Opalfarbenen mit Binden (als
Farbenschlag hellblau mit weißen Binden) ist die Bindenfarbe bei den
meisten Rassen mal gelblich, mal weiß, manchmal ein Zwischenton, gewünscht
wird sie möglichst weiß, was aber nicht leicht auf breiter Front zu
erreichen ist. Die Schwanzbinde ist in der Regel ganz ausgebleicht,
manchmal in Ansätzen erkennbar. Solche Unterschiede sieht man schon auf
den Schauen, im Zuchtschlag sind sie noch ausgeprägter. Wenn man dann zur
Beurteilung der Frage, Dominant Opal oder nicht, noch eine gescheckte
Taube vor sich hat, bei der Schwanz- und Schwingenfedern wie bei
Kapuzinern ganz oder teilweise weiß sind, dann reicht es nicht einmal zu
einer begründeten Spekulation.

8433-8438 Sächsische
Kröpfer hellblau mit weißen Binden von g 92 – hv 96 E (Dieter Geiselmeyer)
Selbst der Unterschied zu Weißbindigen auf der
Grundlage von Toy Stencil ist kaum sicher zu erkennen, wenn bei
weißgrundigen Tieren nur das Flügelschild zur Beurteilung bleibt. Bei
ganzfarbigen Tieren ist es dagegen durch die bei Toy-Stencil
durchgefärbten Schwingen und in der erkennbaren Schwanzbinde (Foto unten)
einfach. Die Streuung in der Färbung bei Isabellfarbenen, die ihr
Farbspiel ebenfalls dem Faktor Dominant Opal verdanken, scheint nicht ganz
so groß zu sein wie bei Hellblauen.
16707 Altholländische
Kapuziner AOC „silber mit Binden“ na (Zimmermann), 8432 Sächsischer
Kröpfer blau mit weißen Binden V 97 EB (Martin Gangkofer) und 8460 isabell
V 97 (Dieter Geiselmeyer)
Auch bei Rotfahlen zeigt sich, mitunter sogar in
einer Rasse, eine ganze Palette ineinander übergehender Varianten, was
auch nicht störend ist und hier nur registriert wird.
Kompliziert wird das Puzzle der Zuordnung von
Färbungen noch dadurch, dass man nicht unbedingt davon ausgehen kann, dass
ähnlich gefärbte Tiere das identische genetische Erbgefüge besitzen. Das
Paradebeispiel dafür sind immer wieder Dun- und Braunfarbene, die man
allenfalls bei geschlüpften Jungtieren an der kurzen Bedunung der
Dunfarbenen sicher unterscheiden kann. Ein weiteres Beispiel: Auch bei
Milky scheint nicht alles, was man Milky zuordnet, milky zu sein, wie
Erfahrungen aus der jüngsten Vergangenheit gezeigt haben. Man wird sich in
der Regel bei einer Zuordnung von Neuerscheinungen dennoch zunächst an der
Ähnlichkeit der Erscheinung orientieren müssen. Bundeszuchtausschuss und
genetisch Interessierte betreiben schließlich keinen wissenschaftlichen
Geflügelhof, auf dem alle Zweifelsfragen schnell, sicher und kostenlos
aufgelöst werden. Ohne die Mitwirkung aller Beteiligten und Informationen
aus den Zuchten wird man viele Fragen kaum schlüssig beantworten können.
Die AOC-Klasse ist für wirkliche Neuerscheinungen,
wenn die geltenden AAB angewendet werden, kein sicherer Hafen, wie sich
bei den Altholländischen Kapuzinern gezeigt hat. Bei einigen Rassen sind
die AAB allerdings schon in der allgemeinen Klasse außer Kraft gesetzt.
Das wurde auf anderen Großschauen in den Vorjahren und auch in diesem Jahr
auf der Junggeflügelschau Hannover und auf der Schau in Erfurt
demonstriert, und es wird offenkundig auch toleriert. Tiere, die bei
anderen Rassen nicht einmal in der AOC-Klasse gezeigt werden dürften,
erreichten in der allgemeinen Klasse die Noten Vorzüglich und Hervorragend
und hohe Preise. Sicherlich kein Fall für Transparency International. Die
Allgemeinen Ausstellungsbedingungen wurden aber „allgemein“ genannt, weil
sie für alle Züchter und Rassen gemeinsam gelten und nicht nach Belieben
außer Kraft gesetzt werden sollten. Es ist schwer zu vermitteln, warum bei
einigen Rassen und bei vielen Neuzüchtungen penibel auf Einhaltung der
Regeln geachtet, und bei anderen permanent dagegen verstoßen wird. Wenn
die vorhandenen Bestimmungen für nicht sinnvoll gehalten werden, dann
besteht schließlich die Möglichkeit, sie für alle Aussteller gleichermaßen
zu ändern. Gleichbehandlung ist im Wettbewerb, auch im sportlichen, ein
hohes Gut.
Viele Sondervereine hatten neben der VDT noch andere
Großereignisse zu beschicken. So waren 68 Pommersche Kröpfer vor der
großen Jubiläums- und Europaschau in Erding im Dezember mit 460 Tieren zum
100-jährigen Bestehen eine stattliche Zahl, gleich der erste ein
überzeugender und gut aufgelegter weißer Vertreter der Rasse mit
Vorzüglich 97 Punkten. Bei den Gimpeltauben waren es, auch im
Jubiläumsjahr, einschließlich der Neuzüchtungen, 246 Nummern. Danziger
Hochflieger waren mit 147 Tieren ein Jahr nach dem 100-jährigen
Vereinsjubiläum auch wiederum gut vertreten.

7970 Pommerscher
Kröpfer weiß V 97 EB (Peter Koch), 18560 Danziger Hochflieger weiß sg 94 E
(Norbert Sittig), Memeler Hochflieger rotgemasert V 97 EB (Harmut Kraft),
17990 Weißschwingig schwarz sg 95 SVE (H.-Werner Rahlfs)
Neben den großen Kollektionen waren auch einige sonst
auf den Großschauen wenig und nur in sehr geringer Zahl vertretene Rassen
etwas repräsentativer erschienen, darunter auch einige der deutschen kurz-
und mittelschnäbligen Rassen. Gleich 71 Ostpreußische Werfer waren zu
sehen. Sie werden sonst zwar auch regelmäßig gezeigt, aber nicht gleich in
dieser Anzahl. Bei den 32 Memeler Hochfliegern bildeten die Farben weiß,
rot und weißschwingig schwarz größere Untergruppen, das am besten
bewertete Tier war aber ein rotgemaserter Jungtäuber.
Auch 54 Märkische Elstern, 22 Altstämmer, 37
Englische Short Faced mit einer Rarität als Spitzentier herausgestellt,
ein blaues Bärtchen, warben jeweils für ihre Rasse.
18790 Ostpreußischer
Werfer schwarz V 97 EB (Hermann Grashoff), 21895 Märkische Elster
khakifahl sg 94 (Dr. Manfred Lübcke), 19963 Englischer Short Faced Tümmler
blau mit Bärtchen V 97 EB (Clemens Schlotböller)
43 Königsberger in verschiedenen Varianten
einschließlich der Reinaugen, 24 Elbinger, 45 Gumbinner und 16 Breslauer
Tümmler, einer davon sogar in Blaueulig neben den sonst meist allein
gezeigten Blauen, bewiesen ebenfalls, dass sie noch vital vorhanden sind.
Bei den Posener Farbenköpfen waren es hier allerdings nur zwei Tiere.

Elbinger Weißkopf blau
22073 V 97 E (Harald Lindner), 22110 Breslauer Tümmler blau hv 96 E (Bernd
Krause), 22143 Breslauer Tümmler blaueulig sg 93 Z (H.-Joachim Fuchs)
Pigeons
at the German Pigeon Show in Erfurt 2010
German Modena were by far the
greatest group with 2 127 entries, 700 German Beauty Homers, 531 King
Pigeons, 473 Silesian Pouters, 421 Oriental Roller, 369 Show Racer, 337
Altenburg Trumpeter, 333 Frillbacks and 311 Coburg Larks followed. German
Long Faced Tumblers were shown with 293 numbers, when we add the relate
Polish Long Faced Tumbler covered by the same Special Club, 325 Long Faced
Tumblers were shown in total demonstrating their attractiveness. As a
group the different breeds with Thuringia in their name added up to 1 272
numbers. In addition several aviaries with the local breeds were shown.
The Club of the breeders of the Thuringian Toys celebrated the centennial
birthday. A wonderful chronic was presented by Horst Ilgen and Bernd
Herbold with great color painting, photos and historical documents at 320
pages. Founded in 1910 were also the Club for the Gimpel-Pigeons and the
Club for Pomeranian Pouters. 246 Gimpel were shown and 68 Pomeranian
Croppers with some outstanding specimens, however, the great event was the
European Special Show in two weeks later in Erding with 460 entries. Also
several breeds surprised with a relatively great contingent and
demonstrated that they are still vital and attractive for their fanciers,
e.g. 54 Markish Magpie Tumblers, 24 Elbing and 45 Gumbinnen Whitehead
Tumblers and 16 Breslau Tumblers, one of them in dark blue grizzle (blau
eulig), a rarity because in the last years to the knowledge of the
observer only blue ones were shown.
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