Almondfarbene Tauben, Stipper und Gensymbole: Das
Stipper-Gen St
(Almonds
and Gen-Symbols: St)
Die Almondfärbung
Englischer
Short Faced Tümmler (1,0) mit erkennbarer Dreifarbigkeit in den
Schwanzfedern (Musterfedern)
Almond ist ein Farbenschlag der Englischen Short
Faced Tümmler. Ähnlich gefärbte Tiere gibt es bei den Orientalischen
Rollern, den Portugiesischen Tümmlern, den Deutschen Modenesern und
anderen Rassen. Bei diesen Rassen wird der Farbenschlag „Vielfarben“
genannt und in der Beschreibung lässt er im Hinblick auf die Färbung mehr
Spielraum. Es gibt in diesen Rassen daher Vielfarbene, die in der Färbung
guten Almonds gleichen, daneben aber auch andere, die zum Teil ganz weit
davon entfernt sind.
Vielfarbene Varianten bei Deutschen
Modenesern
Vielfarbene Deutscher Modeneser (links),
Portugiesischer Tümmler (Mitte) und Orientalischer Roller (rechts)
Die Grundfarbe wird bei den Englischen Short Faced
mandelgelb gefordert. Nach jeder Mauser ist das Gefieder mit mehr
schwarzen Spritzern durchsetzt. Schwingen und Schwanz sind davon
abweichend gefärbt, hier sollen auf gelbem Grund weiße und schwarze
Flecken zu sehen sein. Im Idealfall, der aber kaum vorkommt, sind alle
Federn dreifarbig. Man spricht von „Musterfedern“. Gut gefärbte Almonds
sollten zumindest einige davon besitzen. Bei den Vielfarbenen ist der
Variantenreichtum so groß, dass es schwer ist zu entscheiden, ob die
Unterschiede darauf zurückzuführen sind, dass das übrige Erbbild
unterschiedlich ist, oder ob unterschiedliche Varianten des Gens vorhanden
sind. Das Gen hat mit Faded, Sandy und einigen anderen Faktoren
bekanntlich schon mehrfach eine Mutation erlebt.
Das Stipper- bzw. Almond-Gen St
Almond ist in der gängigen Literatur aber auch die
Bezeichnung für einen Erbfaktor. Dieser ist für das Farbspiel der
Almondfärbung unverzichtbar, aber nicht nur für diese. Dieser Faktor ist
auch für das Farbspiel der Dänischen Stipper und der Schwarz- und
Silbersprenkel bei anderen Rassen verantwortlich. Dänische Tümmler sind
die Rasse, bei der der Faktor zum ersten Mal wissenschaftlich untersucht
wurde, und zwar von den Norwegern Wriedt und Christie, die darüber 1925 in
der Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre auf deutsch
publizierten. Sie hatten den Faktor bei Dänischen Graustippern analysiert
und als Erbsymbol St gewählt. Die Bezeichnung der Dänischen Stipper
in Dänemark: Staenkede Gra (Graustipper), Gul (Gelbstipper) und Brun (Braunstipper).
Alle drei Farbenschläge der Dänischen Tümmler werden auf der Basis von
St gezüchtet.
Links: Dänischer Graustipper; Rechtes Bild
oben: 1,0 Dänischer Tümmler Gelbstipper und gelb-agate, unten 1,1 Dänische
Tümmler Braunstipper, links reinerbiger Täuber. Quelle: Axel und Jana
Sell, Vererbung bei Tauben, Oertel + Spörer, Reutlingen 2004.
Christie und Wriedt haben sich auch Gedanken über
eine bessere und treffendere Benennung der Farbenschläge gemacht und
schreiben eingangs von weiß-schwarzgesprenkelt, unsere heutigen
Graustipper, braun-schwarzgesprenkelt und hellbraun-graugesprenkelt,
unsere heutigen Braun- und Gelbstipper. Sie weisen auch darauf hin, dass
die Braun-schwarzgesprenkelten und die Hellbraun-graugesprenkelten
Farbenschläge der Englischen Short Faced Tümmler sind. Auch heute wird,
wie schon von Wriedt und Christie, die unlogische Bezeichnung moniert, da
Graustipper zwar graue Stippen besitzen, Braunstipper aber keine braunen
und Gelbstipper keine gelben Stippen. Und auch bei den Graustippern ist
die Stippung eher schwarz, silbergrau ist nur die Grundfärbung von Kopf
und Backen.
Die „schwer im Munde liegenden“ Bezeichnungen von
Wriedt und Christie haben sich in Züchterkreisen nicht durchgesetzt, wie
man an der dänischen und deutschen Benennung ablesen kann. Die Englischen
Short Faced in dieser Färbung wurden auch schon vorher Almond genannt und
natürlich nicht umbenannt. Die Züchter würden sich auch wundern, wenn sie
ihre Tiere auf einmal braun-schwarzgesprenkelt nennen sollten.
Originell ist die Kritik an der Wortwahl daher nicht
und sie wird immer wieder einmal aufkommen. Eingeführte Begriffe sind aber
nur schwer zu ändern, wenn man keinen griffigen neuen anzubieten hat.
In den USA hat man den Faktor, bei Beibehaltung des
Symbols St, von Anfang an Almondfaktor, und nicht Sprenkel- oder
Stipperfaktor, genannt. Wenn die Grundfarbe braun-gelb ist, dann hat man
eine schwarze oder graue Sprenkelung auf braun-gelbem Grund. Diese
Grundfärbung ist es, die schon Fulton 1876 mit der Färbung der Almond-Nuss
assoziiert hat. Wenn der Faktor allerdings auf weißem oder hellgrauem
Grund auftritt, dann besteht optisch keine Verbindung zur Almondfärbung.
Die Worte „Staenkede“, „Stipper“ und auch „Sprenkel“
sind im Englischen nicht geläufig, „to stipple“, tüpfeln, ergibt eine
Verbindung zur Erscheinung und auch zu den Anfangsbuchstaben des Symbols,
es wäre dann das „Stipple“- oder „Stipper-Gen“. Mit der inzwischen
gegebenen Verbreitung in vielen Rassen ist es wohl zweckmäßig, der Kritik
an der Bezeichnung nachzugeben, und von Stipper-Gen zu sprechen. Wie
dargelegt, ruft der Faktor unabhängig von der Grundfärbung, ob nun weiß,
grau oder almond, eine Stippung oder Sprenkelung hervor. Sprenkelung statt
Stipper (Staenkede) als Begriff hätte den Nachteil, dass man damit die
Anfangsbuchstaben des Symbols St nicht einfangen könnte.
Reinerbige Almonds
Schon seit Fultons Zeiten ist bekannt, dass aus zwei
Almonds weiße Jungtiere mit Augen- und sonstigen Defekten fallen. Seit den
Untersuchungen von Wriedt und Christie, die über ihre Ergebnisse 1925 in
der Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre berichten,
wissen wir, dass die Ursache nicht in der mandelgelben Grundfärbung liegt,
sondern darin, dass es sich bei den Almonds um Tiere handelt, die einen
geschlechtsgebundenen Erbgang für die Stippung bzw. Sprenkelung besitzen.
Deshalb tritt die Erscheinung auch bei Graustippern auf, mit denen die
Autoren ihre Analyse durchführten, und die mit der Almondfärbung keine
Ähnlichkeit haben. Wir wissen durch sie auch, dass der verantwortliche
Faktor nur bei reinerbigen Täubern für eine weiße Färbung und die
beschriebenen Defekte sorgt, Täubinnen und spalterbige Täuber sind nicht
betroffen.
Nun hört man bei Züchtern einiger Rassen und auch
gelegentlich von Englischen Short Faced, dass bei ihnen die geschilderten
Probleme nicht auftauchen, es sich wohl um einen anderen Faktor handele.
Zu einigen eigenen Erfahrungen. Aus zwei Braunstipperpaaren aus Dänemark
aus einer damaligen führenden Zucht wurden im ersten Zuchtjahren 18
Jungtiere gezogen. Ein Weißes davon ging im Alter von 10 Tagen ein, drei
weitere waren ebenfalls weiß gefärbt, hatten Bewegungsstörungen und zum
Teil hervorquellende Augen. 4 aus 18 Tieren, bei statistisch zu
erwartenden 4,5 bei einer Wahrscheinlichkeit von 25% nach den
Vererbungsgesetzen, zeigten deutlich genug, dass auch bei den Dänischen
Almonds der in der Literatur beschriebene Faktor St mit all seinen
Konsequenzen am Werke ist. Und es zeigte sich auch deutlich, dass eine
Vitalitätsminderung mit individuellen Abstufungen mit dem Faktor verbunden
ist.
Ein im weiteren Verlauf der Erbanalyse gefallener
späterer reinerbiger Braunstippertäuber hatte nicht diese Augendefekte,
das Auge war dunkel (siehe Abbildung). Große Sehprobleme schienen nicht zu
bestehen, wenn das auch nicht getestet wurde. Vorhanden waren aber die
Bewegungsstörungen, die ihn nicht davon abhielten, mit Täubinnen, die
nicht St besaßen, für reichlich Nachzucht zu sorgen und diese auch
groß zu ziehen. In späteren Jahren färbten sich die Augen allmählich zu
perlfarbig um, auch das weiße Gefieder wurde stärker mit gelbbraunen
Federn durchsetzt. An den Bewegungsstörungen änderte sich nichts.
Reinerbiger und zuchtfähiger Almond aus
schottischer Zucht: Quelle: Auszug aus dem Buch „Tauben. Züchten mit
System“, Oertel + Spörer Reutlingen 1995.
Bei einem befreundeten Züchter mit zahlreichen
Vielfarbenen einer anderen Rasse fanden sich neben Kites auch einige
Weiße, reinerbige Täuber der Vielfarbenen. Die älteren davon mit dunkleren
Flecken durchsetzt, ähnlich wie mein alter reinerbiger Braunstipper. Auf
den ersten Blick keine Probleme bei diesen Täubern, auf den zweiten dann
doch. Im Käfig die eigentümlichen schaukelnden Halsbewegungen, die als
Krankheitsbild bekannt sind, aber auch genau denen entsprachen, die ich
von für St reinerbigen Almonds und Braunstippern bereits kannte.
Aussagen von Züchtern, in ihren Rassen träfe alles das nicht zu, was über
Almonds und Komplementärfarben der Short Faced gesagt wird, halten nach
meinen Erfahrungen einer Überprüfung nicht stand. Bei einer reinen
Volierenhaltung und ansonsten ausgezeichneten Haltungsbedingungen stören
die genannten Defekte bei einigen der für St reinerbigen Täuber in
der Zucht nicht, sie fallen vielen Züchtern schlicht und einfach nicht
auf.
Die Erfahrungen zeigen generell, dass die Analyse von
Christie und Wriedt mit dem Ergebnis eines geschlechtsgebundenen
dominanten St-Gen, das bei den Täubern in Reinerbigkeit für Defekte sorgt,
auch bei anderen St-Varianten als den Graustippern zutrifft, seien es nun
nach der Bezeichnung in den Musterbeschreibungen Vielfarbene, Stipper,
Almonds, DeRoys, Sprenkel oder Magnani. Die hemizygoten Weibchen, sie
besitzen geschlechtsgebunden die Anlage nur einmal, sind nicht von
Defekten betroffen.
Unter Tierschutzgesichtspunkten wurde bekanntlich
vorgeschrieben, Merkmalsträger des Stipper-Gens nicht miteinander zu
verpaaren, so dass reinerbige Täuber mit den genannten Defekten vermieden
werden.
Kites und die Terminologie bei den Kites
Für Kites gilt das gleiche, das für Almond
ausgeführt wurde. Zum einen bezeichnet man damit einen Farbenschlag, der
für manche Züchter den idealen Partner für einen Almond darstellt, da bei
solchen Paarungen der Anfall reinerbiger Almonds vermieden wird. Zum
anderen wird damit ein Bronzeton verbunden, Kite-Bronze, der den sonst
einfachen dunklen Tieren den bronze Glanz und die insbesondere auf den
Innenfahnen der Flügel sichtbaren Bronzetöne verleiht. Einige bezweifeln,
dass es überhaupt so etwas wie Kite-Bronze gibt, jeder andere Bronzeton
könne auch die Funktion zur Verbesserung der Färbung der Almonds
übernehmen. Darauf, dass bei den Dänischen Braunstippern ein anderer
Bronzefaktor am Werk ist, hat der Verfasser an verschiedenen Stellen in
der Vergangenheit schon hingewiesen. Daraus nun zu folgern, dass man die
dort und bei anderen Rassen als den Short Faced vorkommenden „Kites“ nicht
Kites nennen dürfe, ist aber wohl doch ein wenig übertrieben. Man kann
diesen in fast allen Rassen sehr ähnlich aussehenden Nebenfarbenschlag der
Vielfarbenenzucht nicht überall anders benennen, zumal es schwer sein
dürfte, objektiv festzustellen, welche Kites-Variante denn für die Färbung
der Vielfarbenen die Beste ist und wo denn genetisch betrachtet der
Unterschied zwischen den Bronzevarianten besteht. Bei den Englischen Short
Faced hängt es auch vom Partner ab, ob z.B. ein Kite mit äußerlich viel
Bronzeton tatsächlich das bessere Zuchttier ist. Aus meiner Sicht sollte
man nicht zu spitzfindig bei den Kites werden und diese weniger nach der
Färbung, sondern nach den anderen Rassemerkmalen beurteilen. Bei den
Rassen, bei denen die Kites erst seit kurzer Zeit auftauchen, sollen wir
froh sein, dass sie überhaupt vorhanden sind und in der Zucht eingesetzt
werden. Hier sind wie die Almonds bei den Vielfarbenen die Kites der
Englischen Short-Faced ein Anhaltspunkt, aber nicht der definitive
Maßstab.
0,1
Jungtier Kite bei Deutschen Modenesern (links) und 1,1 Almond X Kite bei
Englischen Short Faced Tümmlern
Almonds
and Gen-Symbols: St
The first scientific analysis of
Almond was published by Christie and Wriedt in German language in 1925.
They analysed the trait at Danish Tumblers. The trait causes a feather
break and black flecks throughout the plumage on a white, grey, brown or
yellow ground. In Denmark these tumblers are named Staenkede Gra (Graustipper
in German, Grey-Stipper), Staenkede Gul (Gelbstipper, Yellow-Stipper) and
Staenkede Brun (Braunstipper in German, Brown-Stipper). They still were
concerned about the missing logic in the terminology in the fancy and
proposed white black-sprenkle, brown black-sprenkle and lightbrown grey-sprenkle
instead. By the way, “Sprenkel” in German has a similar meaning like “Stipp”,
also in German a rare word and you might have problems to find it in the
dictionary. However, the fancy wants and perhaps needs simple terms and
thus the old terminology still today is valid in the fancy, even if
scientifically not proper. Christie and Wriedt concluded from their
investigation of Danish Grey-Stipper a dominant sex-linked trait that
causes severe defects at homozygous cocks. Those are white, often
bladder-eyed and have problems in the movement, trembling heads, etc. As
symbol St was chosen. Since the English Short Faced Almond was the
most common breed carrying this trait the factor in the American
literature was called Almond and since then we usually speak about the
Almond-Gen. From time to time this terminology is criticized and probably
with the spread of Almonds in many breeds today it would be more explicit
to use the word stipple-gene since this was the origin and indicates
better the effect of the gene.
Kites and Kites-Terminology
For Kites from time to time a
similar discussion arises. Firstly, Kites are an Almond-related
colouration of the English Short Faced and from several fanciers are
considered the best mate to an Almond. By this we avoid homozygous cocks
in the progeny and may raise beautiful Almonds. Secondly, Kite often is
used for a bronze trait that causes the bronze of the Kites and the brown
reddish colour especially in the inner vane of the flights. Some analysts
doubt the existence of a Kite bronze gene at all and are of the opinion
that any bronze can play the role to improve the colour of an Almond. And
the author at several papers gave his opinion that e.g. at the Danish
Brown- and Yellow-Stipper another bronze-trait is at work than in the
English Short Faced. However, now to rename the “Kites” in other breeds
would be exaggerated and overstress the exhibition system and our
knowledge about the best Kite-like types in a breed to get beautiful
Almonds and “Vielfarbige”, like Almonds in several breeds are called in
Germany. For Kites in other breeds and also for Kites in the English Short
Faced Tumblers the requirements should not be extreme. Whether the tail is
more or less blue in most breeds makes no great difference, we should be
happy that the fancier use these Kites in the breeding pen and judge them
according to type and other properties. Even for Kites of English Short
Faced Tumblers it depends on the partner of the couple whether a more
bronze Kite or a less bronze Kite is the best choice. It should be
remembered that in Germany it is not allowed to mate two Almonds together,
since the occurrence of the non-vital homozygous cocks is considered a
cruelty to animals.
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