Die Färbung guter Almonds
bei Lyell 1881
Lyell 1881on the Short-Faced Almond Tumbler
(see below)
James C. Lyell war einer der großen
englischen Fachschriftsteller des 19. Jahrhunderts über Haustauben. Sein
Buch „Fancy Pigeons“ erschien 1881 in erster Auflage im Umfang von 323
Seiten, eine zweite Auflage folgte schon 1883 und eine dritte 1887. Für
Short Faced Tümmler ist Lyell
ein besonders interessanter Autor, weil er als Sammler von
Taubenfachliteratur und als Taubenliebhaber nicht nur ein profundes Wissen
besaß, sondern selbst Liebhaber und Züchter von Englischen Short Faced war
und den Leser an seinen Erfahrungen und Einschätzungen teilhaben lässt. Er
lebte längere Zeit in Indien und war auch über die Taubenzucht auf dem
europäischen Kontinent gut informiert.
Lyell wünscht sich für Almonds eine
Grundfärbung, die ein so tiefes und reiches Gelb sein solle, wie man es
bekommen könne; die Grundfarbe sei im allgemeinen aber entweder mehlig und
fleckig in der Farbe (mealy and spotty) oder ein rot-gelb, das weder gelb
noch rot genannt werden könne, wie unpoliertes Mahagoniholz (1. Auflage
1881, S. 170). Dem mag man zustimmen, es hat züchterisch aber seine
Tücken, auf die noch eingegangen wird. Weibchen seien, mit Ausnahmen,
schwächer in der Grundfarbe und weniger stark schwarz gesprenkelt. Eine
gute Täubin erhalte später als ein Täuber die gute Färbung, behalte sie
dafür aber auch länger. Nach Lyell
gibt es zu seiner Zeit auch keine Weibchen mit dreifarbigen Schwingen- und
Schwanzfedern oder sie seien zumindest die größte Seltenheit (S. 171).

Englischer
Short Faced Tümmler Almond bei Lyell, Fancy Pigeon, London, 1. Aufl. 1881,
3. Aufl. 1887.
Die Almondfeder war nach den Vorstellungen von
Lyell u.a. das Ergebnis des
Zusammenspiels verschiedener Färbungen, die durch Kreuzungen unter den
verschiedenen Unter-Varietäten des Almondtümmlers bewahrt werden müsse.
Genannt werden Kites, Dunfarbene, Agates und Einfarbige (wholefeathers).
Unter letzteren verstand er einfarbig Gelbe und Rote, die bei gut
durchgefärbten Schwingen- und Schwanzfedern einen Wert für sich, aber
auch für die Almondzucht hätten (S. 172). Kites kamen schon damals in
verschiedenen Varianten vor, einige fast schwarz, nur in den Schwungfedern
bronze-gelb, bis zu solchen, die den gelblichen Anflug mehr oder weniger
im ganzen Gefieder zeigen würden, am meisten davon im Brustbereich.
Dunfarbene sind bei Lyell
das, was heute durchgängig Golddun genannt wird. Er unterscheidet Dun,
die relativ wenig Bronze im Nacken und an der Brust zeigen, und andere,
die besonders viel davon besitzen. Letztere sind seine Golddun (golden
duns). Agates sind rote und gelbe Tauben, die mit weißen Federn durchsetzt
sind (splashed or mottled with white). Einige würden viel Weiß zeigen,
andere weniger. Früher habe man auch noch schwarz gescheckte (black
splashes) Tiere eingesetzt, die einige auch Schwarz-Agate genannt hätten.
Diese Untervariante sei zu seiner Zeit aber schon aus der Rasse
herausgezüchtet worden. Was er – wie auch
Fulton – nicht kannte, das
waren die heutigen DeRoy, die lange Zeit mit Agates zusammengeworfen
wurden und erst in den 20er Jahren von
Christie und
Wriedt bei den aus
Englischen Short Faced Almonds entstandenen Dänischen Stippern als
eigenständiger Farbenschlag erkannt wurden. Farblich liegen sie zwischen
Rot- und Gelb Agate, genetisch sind es Agates mit St-Faktor. Insofern ist
es auch nicht überraschend, dass ihm die heute bekannten genetischen
Zusammenhänge zwischen Kites, Agates, Almond und DeRoy fremd waren und er
auch die Weißen mit ihren Augenproblemen nicht als reinerbige Almondtäuber
einordnen konnte.
Abgebildet findet man einen DeRoy auf einer Farbtafel
im Buch von Fulton aus dem
Jahr 1876. Er ist allerdings genetisch falsch als „Yellow Agate“ (gelb
Agate) eingeordnet. Links oben findet sich ein Almond mit einer zu heller
Grundfarbe, ein „Almond Splash“ in der damaligen Terminologie, unten links
ein Rot Agate mit relativ viel Weißanteilen, „Red Agate Splash or Mottle“,
unten rechts ein Kite.

Nebenfarben der Almondzucht bei Fulton, Illustrated Book of Pigeons,
London u.a. 1876.
Aufschlussreich sind in alter Literatur manchmal
Randbemerkungen. Aus einer solchen Bemerkung
Lyells über die Ergebnisse
seines ersten Almondpaares können wir einiges über die Erbanlagen des
Täubers seines Paares erkennen. Wir können damit auch darüber spekulieren,
was erforderlich ist, um die von ihm bevorzugte Almondfärbung zu
erreichen. Im ersten Zuchtjahr hat er bei seinen fünf Jungtieren zwei
Almondtäuber, eine Almondtäubin und zwei Goldduntäubinnen gezogen (S.
173). Der Verdünnungsfaktor „d“, den Golddun besitzen, liegt auf dem
Geschlechtschromosom, auf dem wir auch die Information darüber finden, ob
das Tier ein Almond wird oder kein Almond. Die golddun Jungweibchen haben
in diesem Fall ihr Aussehen dem Chromosom des Vaters zu verdanken, auf dem
die Information Nicht-Almond „+“ und Verdünnung „d“ vorhanden waren. Der
Vater selbst wird mit großer Wahrscheinlichkeit eine golddunfarbene Täubin
als Mutter gehabt haben, möglicherweise war es allerdings auch eine gelbe Agate Täubin.

Jungweibchen, die ihr Entstehen dem ersten hier
abgebildeten Chromosom des Chromosomenpaares des Täubers verdanken, werden
zu Almondtäubinnen. Sie besitzen den Verdünnungsfaktor nicht. Wenn man aus
diesen Täubinnen Jungtäuber in der Färbung des Ausgangstäubers erzielen
will, dann muss man sie an gelbe Agates oder an golddunfarbene Täuber
verpaaren. Die Jungtäubinnen, die das andere Chromosom geerbt haben,
werden golddunfarben.
Denkbar ist, dass der Almondtäuber den
Verdünnungsfaktor auch auf dem Chromosom besaß, auf dem sich das Gen „St“
befindet. Das halte ich für wenig wahrscheinlich, weil die Kombination der
Faktoren „St“ und „d“ nach eigenen Erfahrungen und auch nach anderen
Berichten die Vitalität der Tiere herabzusetzen scheint. Das gilt nach
aktuellen Erfahrungen nicht für alle Tiere, aber für viele. Zu vermuten
ist, dass der Vitalitätsverlust bei reinerbig verdünnten Täubern besonders
ausgeprägt ist. Das ist wahrscheinlich auch das große Problem, das dem
Wunsch nach einem tiefen und reichen Gelb in der Almondfärbung
entgegensteht.
Angemerkt sei noch, dass die gezeigte Koppelung von
St mit Nicht-Verdünnt + und die von Nicht-Almond mit dem Verdünnungsfaktor
d durch einen Bruch aufgehoben und eine Neukombination auf den Chromosomen
erfolgen kann. Dadurch können in einem geringeren Umfang Kite-Täubinnen
und verdünntfarbene Almond-Täubinnen anfallen.
Lyell 1881on the
Short-Faced Almond Tumbler
Lyell was one
of the great authors of pigeon books in the nineteenth century. His book
“Fancy Pigeon” was published in 1881, a second edition followed 1883 and a
third edition in 1887. His book contains a great Chapter on the Short
Faced Almond Tumbler Pigeon and he there describes the Almonds as a
composition made up of various sub-varieties, such as kites, duns, agates
and wholefeathers. DeRoy was not yet known as a colouration different from
agates and identified as agates plus the St-gene by Christie and Wriedt
not until the 1920s. According to Lyell “the ground colour of the almond
should be of as deep and rich a yellow as can be got; but it is generally
either mealy and spotty in colour, or of a reddish yellow, which can
neither be called red nor yellow, like unpolished mahogany wood” (p. 170).
From a side note as to the breeding result of his first almond couple in
their first year we might speculate about the genetic composition of his
esteemed almond colour. From this couple he got two almond cocks, one
almond hen and two golden dun hens. Thus without much doubt the cock was
heterozygous dilute. This would be in line with the experience that even
heterozygous dilute cocks are more yellowish than non-dilutes. It would be
improbably that the cock would be homozygous dilute because also to the
experience those cocks usually lack vigour. And that probably is the
greatest hindrance to raise those highly esteemed yellowish Almond cocks
at a great scale.
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