Englische Short Faced Tümmler - Standardvorstellungen
über die Jahrhunderte -
Englische Short
Faced Tümmler gehörten im 18. und 19. Jahrhundert zu den
wertvollsten Taubenrassen in England In der Abhandlung 'Treatise of
Domestic Pigeons' von 1765 sind dem 'Almondtümmler' als
herausragendem Farbenschlag allein 13 Seiten gewidmet. Englische
Liebhaber haben den Short Faced Tümmlern mit den beiden ersten
Monographien über eine Rasse in den Jahren 1802 und 1851 ein Denkmal
gesetzt. Einen Höhepunkt erreichte bibliophil die Leidenschaft mit
dem großformatigen Prachtwerk von
Robert Fulton 1876, in
dem allein 26 Textseiten und 4 Bildtafeln dem Almondtümmler und
seinen Nebenfarben gewidmet sind. Daran schließen sich noch einmal
21 Textseiten und weitere Bildtafeln über die anderen Varianten der
Englischen Short Faced Tümmler, Weißköpfe, Bärtchen und 'Mottles',
an. Danach trat Stille ein und andere Taubenrassen rückten in den
Mittelpunkt. International versucht man heute, das Interesse wieder
zu wecken und glaubt auch, in den weltweit unterschiedlichen
Standards einen Grund für das nachlassende Interesse ausgemacht zu
haben. Vielleicht sind es nicht so sehr die Unterschiede, sondern
die mehr oder weniger beabsichtigten und wahrgenommenen
Weichenstellungen durch Standardänderungen im Laufe der Zeiten. Es
mag daher nützlich sein, die Entwicklung chronologisch
nachzuvollziehen.
Moore 1735 und
die Treatise 1765
Moore
nennt 1735 den Almondtümmler als Farbvariante des gewöhnlichen
englischen Tümmlers, gibt aber nur eine sehr allgemeine
Beschreibung. Der Tümmler sei eine sehr kleine Taube mit kurzem
Körper, einer vollen Brust, einem dünnen Hals, einem zugespitzten (spindle)
Schnabel, und einem kurzen, knopfförmigen Kopf. Ein Standard im
heutigen Sinn findet sich auch in der Treatise von 1765 nicht. Dort
werden die wesentlichen körperlichen Merkmale, die
Moore bereits nannte,
wiederholt.

Fig. 1: Almondtümmler aus der
Treatise 1765
Ausführlich
diskutiert wird die Almondfärbung, die schon damals für die Züchter
eine besondere Ausstrahlungskraft besaß. Ein Standard war schon ein
Jahr vor der Treatise erschienen. Einige 'Bewunderer' der Rasse
hätten einen Standard mit einem Kupferstich eines lebensechten
Almonds herausgegeben. Das sollte eine bessere Beurteilung auf der
jährlich stattfindenden Schau der 'Columbarian Society' ermöglichen
(S. 63). Abgedruckt findet man diesen Standard, datiert mit 1764,
bei Tegetmeier (1868,
S. 125). Nachlesen kann man ihn auch in einem Beitrag von
Dennis F. Ison und in
einem Abdruck eines Artikels von
T. R. Baufort aus der
Feathered World, February 20, 1914. Beide abgedruckt in dem von
Jim Mullan
herausgegebenen Band 1 'The Short Faced Tumbler Club Centenary
1886-1986'.
Richtlinien zur Bewertung des Almondtümmlers von 1764
Wer einen Standard im heutigen Sinn erwartet, der wird allerdings
enttäuscht sein. Die Gentlemen waren sich wahrscheinlich weitgehend
einig über viele Punkte, die daher gar nicht aufgeführt werden
mußten. Oder sie waren sich nicht einig, so wie es bei einigen
hochpolitischen Treffen auf hoher Ebene auch nur ein mageres
Protokoll gibt und strittige Punkte ausgespart bleiben.
Richtlinie erstellt durch die 'Columbarian Society' at the Globe
Tavern, Fleet Street,
im Hinblick auf die
Vollkommenheiten oder Unvollkommenheiten des Almond- oder
Ermin-Tümmlers
1764
Vollkommenheiten |
Unvollkommenheiten |
I. Federkleid |
I.
Federkleid |
Besteht aus drei Farben, nämlich Schwarz,
Weiß und Gelb, durchmischt, oder mannigfaltig und
reichhaltig entfaltet. Der Farbgrund das beste Gelb. Der
Rumpf gelb und farblich durchsetzt. Schwanz überwiegend
gelb und gebändert. |
Aschfarben, oder Blau, bindig auf den
Flügeln. |
II. Kopf |
II.
Kopf
|
Muss rund und klein sein. Der Vorkopf
hoch. Der Schnabel kurz und schmal. Das Auge eine
strahlende Perlfarbe um die Pupille. |
Dünn, lang, schnauzenförmig. Schnabel
lang und dick. Auge vollständig schwarz, rot oder
gebrochene Farbe. |
III. Figur |
III.
Figur |
Ein kleiner Körper, ausgeprägte Brust,
und gute Symmetrie. |
Langer Körper. Groß mit schmaler Brust. |
Unzulässige Unvollkommenheiten auf einer
Schau für einen Preis |
Blaue Ermins, Ermins mit vollkommen
blauen Schwänzen, aschfarbene Ermins |
Quelle: Eigene Übersetzung des Abdrucks bei Tegetmeier 1868.
Unter dem Schwanz wurden die Schwingen noch nicht getragen, so dass
darauf auch kein Hinweis zu erwarten war. Die Schnabelform wird
nicht beschrieben, auch zum heute geforderten gerade eingesteckten
Schnabel findet sich nichts. Dass der Schnabelschnitt bei gerader
Kopfhaltung in einer Verlängerung unterhalb des Auges verlaufen
soll, findet sich dort auch noch nicht. Zu Schwingen- und
Schwanzfederzahlen gibt es keine Angaben. Die Aufzählung des langen
Körpers unter den Fehlern mutet seltsam an angesichts der später
durch Eaton u.a. abgebildeten langen Gestalten, bei denen nur die
geforderte Kleinheit gegen die Vermutung spricht, es seien
Seglertauben eingekreuzt worden.
Windus 1802
Dass es unter den damals tonangebenden Liebhabern durchaus
konkretere Vorstellungen gab, wird aus den ersten Monographien über
den Englischen Short-Faced Tümmler deutlich. Die erste war 104
Seiten lang und trug den Titel "Eine neue und vollständige
Abhandlung über die Kunst der Zucht und der Pflege des
Almondtümmlers. Von einem alten Züchter und Mitglied der
Taubenzüchter-Vereinigung, Sitz an der 'Queen's Head Tavern',
Holborn. London, Alex. Hogg & Co., 16, Paternoster Rov", London im
März 1802.
Nach Lyell (1881, S.
166) war der Autor W.P.
Windus, ein Anwalt und Mitglied sowie späterer Vorsitzender
der 'Columbarian Society'. Die Quelle wird von
Tegetmeier (1868) in
den hier wesentlichen Passagen wörtlich zitiert. Von besonderem
Interesse sind die Kopfpunkte. Der Kopf sollte in der Beschreibung
durch Windus
hochaufragend und rund sein. Von der Form her sollte er von der
Seite betrachtet so nah wie möglich einen Halbkreis bilden, das Auge
direkt im Zentrum. Die Federn an der Stirn des Kopfes sollten einen
guten 'Stop' bilden. Damit war ein abrupter steiler Abschluß der
Stirn am Schnabel gemeint. Sie sollte nicht in Richtung eines
Punktes der Schnabelwarze oder des Schnabels auslaufen. Der Schnabel
soll sehr fein und spitz zulaufend und gerade eingesteckt sein. Die
Länge des Schnabels wird ungewöhnlich gemessen und betrifft nicht
den Schnabel allein. Es ist die Distanz von der Schnabelspitze bis
zur Iris. Das ist die Länge des Schnabels plus die Länge des
'Gesichts'. Beide zusammen sollten 7/8 eines Inch (2,22 cm) nicht
überschreiten.

Fig. 2:
Englischer Short Faced Tümmler: Kopfpunkte
Mit etwas Kombinationsgabe kann man sich vorstellen, wie der Kopf
ausgesehen hat. Das Auge sollte im Zentrum stehen, so dass wir das
als Ausgangspunkt der Überlegungen nehmen. Bei
Eaton wird der
Durchmesser des gedachten Kreises des Kopfbogens mit 1 Inch (2,54
cm) angegeben, was durchaus als realistisch betrachtet werden kann.
Der Abstand zur befiederten Basis des Schnabels ist die Hälfte davon
(1,27 cm). Darwin gibt
die Schnabellänge von der Spitze bis zur befiederten Basis von 0,4
Inch (etwa 1 cm) an. Insgesamt sind das 2,27 für die reine Schnabel-
plus Gesichtslänge.
Das ist nicht sehr verschieden von den 7/8 Inch bzw. 2,22 cm, die
Windus fordert. Unter
diesen Voraussetzungen kann der Beginn des Auges kurz vor dem
Zentrum des gedachten Kopfkreises gelegen haben, bei einem damals
möglicherweise noch längerem Schnabel auch die Pupille.
Beide Forderungen, die zur Schnabel- und Gesichtslänge und die zur
Zentriertheit des Auges mögen damit annähern erfüllt gewesen sein.
Zumindest der Standard war damit in sich im Reinen und die Züchter
hatten eine Ausrichtung, an der sie sich orientieren konnten.
Eaton 1851 und 1858
Die zweite oben genannte Monographie stammt von
Eaton und erschien
1851. Nach Lyell
(1881, S. 166). stellt sie einen nicht als solchen gekennzeichneten
Reprint der Schrift von
Windus mit einigen Ergänzungen dar. Wie wir sehen werden,
enthält sie aber auch inhaltlich einige wesentliche Veränderungen.
Die Einschätzung durch Lyell
kann auch als Indiz dafür genommen werden, wie wenig sensibilisiert
man damals im Hinblick auf die möglichen Auswirkungen von
Standarddiskussionen auf die Entwicklung von Rassen war.
Eaton
stellt zunächst einmal die Zentriertheit des Auges in Frage. Und das
in zweierlei Hinsicht:
·
Zum einen im Hinblick auf die Zentriertheit von oben,
·
zum anderen im Hinblick auf die Entfernung vom Schnabelansatz zum
Nacken.
Die erste Abweichung bewusst, die zweite wahrscheinlich, ohne sich
der daraus folgenden Konsequenzen für andere Standardpunkte bewusst
zu sein.
Nach Eaton würden die
meisten Züchter annehmen, dass sich das Auge in der Mitte des Kopfes
befinden solle. Ein besseres und erhabener und breiter erscheinendes
Erscheinungsbild würde sich aber ergeben, wenn das Auge tiefer
angesetzt sei. Um wieviel tiefer, das wird durch ein Bildnis
deutlich gemacht. Wenn die Kopfform einem Kreisbogen mit einem
Durchmesser von einem Inch entspricht, dann sollte die Iris 1/16
Inch (0,159 cm) unterhalb des Mittelpunktes sitzen. Ein Vorteil
dieses tiefer angesetzten Auges ist, dass sich der 'Stop', die von
oben senkrecht auf den Schnabel treffende Stirn, natürlicher ergibt,
wenn Auge und Schnabel tiefer angesetzt sind.
Seit Erscheinen der Schrift von
Windus bis zur Schrift
von Eaton wurde der
Abstand von der Schnabelspitze bis zur Iris in den Zuchten offenbar
stark verkürzt. Statt 7/8 Inch sollte er höchstens 5/8 (= 1,59 cm)
betragen, möglichst noch darunter. Ein halber Inch (1,27 cm) wäre
noch besser. Logisch kann es dann eine Zentriertheit des Auges nicht
mehr geben. Dessen war sich Eaton
offenbar nicht bewusst. Bei den genannten 5/8 Inch, die von späteren
Autoren übernommen werden, ist ein sehr kurzes Gesicht, der Abstand
zwischen Schnabelansatz und Auge, unvermeidlich verbunden. Geht man
bei der Schnabellänge von den bei Darwin genannten 0,4 Inch aus,
dann beträgt der Abstand vom Schnabelansatz zur Iris umgerechnet
gerade 9/40 Inch oder 0,57 cm. Das ist ein sehr kurzes Gesicht. Die
extreme Forderung Eatons
nach Abstand zwischen Schnabelspitze und Iris (er nennt es 'Head and
Beak', S. 32) von nur noch einem halben Inch ist mit dem Gedanke der
Zentriertheit des Auges nur noch bei einem allenfalls im Ansatz
vorhandenen Schnabel vereinbar. Das traf aber nicht zu, denn die von
Eaton,
Tegetmeier und
Brent sowie auch von
Darwin auf ihren
Bildern gezeigten Tiere hatten alle noch einen deutlich erkennbaren
Schnabel.

Fig. 3: Englischer Short Faced Almond bei Eaton 1851

Fig. 4: Englischer Short Faced Almond bei Tegetmeier 1868
Brent 1860, 1870, Tegetmeier 1868, Fulton 1876, Wright 1879..
Die Angaben Eatons
wurden in der Folge von anderen bekannten Autoren übernommen, so bei
Brent (1860, 1871),
der ebenfalls von einer Schnabellänge (genauer Beak + Head) von
höchsten 5/8 Inch schreibt.
Er nimmt auch die Idee des tieferen Augensitzes auf: "In the best
headed birds the eye often appears rather below the centre of the
head".

Fig. 5: Englischer Short Faced Tümmler Almond bei Brent 1871
Tegetmeier
(1868) referiert in seinem Buch die vorgenannten Quellen, ohne
selbst Stellung zu nehmen.
Wright
(1879) nimmt die Forderung der maximaler Schnabellänge von 5/8 eines
Inch auch auf (S. 115): "The length should not exceed five-eighths
of an inch from the centre of the eye to the point". Auch beim
Augensitz folgt er Eaton:
"the eye should be set well down and a little back, so as to give
full effect to the height of the forehead" (p. 116).
Fulton
entzieht sich der Diskussion um die Schnabellänge mit dem Argument,
bei unterschiedlicher Stirnbreit ließe sich das Maß ohnehin nur
schwer vergleichen und interpretieren. Das wirft auch die für feine
Messungen interessante Frage auf, ob der Abstand bildlich
2-dimensional oder räumlich gemessen werden sollte. Für
Vergleichszwecke sollte auch genau definiert werden, was man unter
Beginn des befiederten Teils des Kopfes beim Schnabelansatz
versteht, ob mit Iris der Beginn des Auges oder die Pupille gemeint
ist, etc. Zum Gewinnen einer groben Vorstellung genügen die hier
getroffenen Annahmen.
Aus den Beispielen dürfte deutlich geworden sein, dass sich das
angestrebte kurze Gesicht mit der Forderung nach einem zentrierten
Augensitz nicht vereinbaren läßt. Wenn das Auge noch weiter hinten
angesiedelt sein soll, wie es nach
Eaton sinnvoll sein
sollte, dann wird die Diskrepanz noch größer. Aufgefallen schien es
bis dahin keinem der Autoren zu sein.
Wie der Englische Short Faced sein Gesicht verlor
Mit Fulton, der keine
Länge des Schnabels von der Spitze bis zur Pupille des Auges nannte,
und Lyell (1. Aufl.
1881 und 3. Aufl. 1889), der auch keine Angaben mehr machte,
verschwanden konkrete Daten zur Schnabellänge und damit indirekt zur
Gesichtslänge aus der Literatur und den Standards. Sie taucht auch
im nachfolgend abgedruckten von der National Peristeronic Society in
London verabschiedeten Standard nicht auf. Von einem zentrierten
Augensitz ist auch nicht mehr die Rede. Der Standard findet sich
englischsprachig weiter unten, auf die Aufzählung der damaligen
Farbenschläge ist in der deutschen Fassung verzichtet.
Die
Standardänderung wäre vielen Züchtern und der Öffentlichkeit
bewußter geworden, wenn man die Rasse in Englischen Kurzschnäbler
umbenannt hätte, denn das kurze Gesicht ist nicht mehr
festgeschrieben.
Historisch
betrachtet war das kurze Gesicht wahrscheinlich einem Zufall
geschuldet. Nämlich dem, dass
Windus und seine damaligen Mitstreiter die Schnabellänge
durch das gemeinsame Maß von Schnabel und Gesicht definiert hatten,
"Head and Beak", wie es Eaton
an einer Stelle nennt. Erreichbar war die angestrebte Verkürzung
dieses Maßes durch eine züchterische Verkürzung des Schnabel bis zum
Schnabelansatz und/oder durch ein kürzeres Gesicht. Erreicht wurde
dieses Ziel durch beides, und das nicht zuletzt durch eine
Verkürzung des Gesichts. Ein solch kurzes Gesicht ist allerdings
nicht mit einer Zentriertheit des Auges und erst recht nicht mit
einem noch weiter zurückliegenden Auge zu vereinbaren. Die
Forderungen des Standards widersprachen sich. So musste zumindest
eine geopfert werden, und so verlor der Short Faced im Standard sein
kurzes Gesicht.
Standard von 1914 in freier
deutscher Übersetzung
Kopf:
Sollte senkrecht auf die Schnabelwurzel treffen, groß und weit,
erhaben und rund, kurz wie möglich von vorne bis hinten; auch
gut flauschig, d.h. die Federn unter dem Auge und dem
Unterschnabel sollten füllig und ein wenig nach oben gedreht
sein.
Schnabel:
Sehr kurz, fein, gerade und spitz. Warze klein und fein im
Gewebe.
Auge:
Silberartig oder perlfarbig, groß, keck, strahlend und
hervortretend, zurückgesetzt und niedrig im Kopf angesetzt.
Augenrand sehr fein.
Hals:
Kurz, breit an der Basis, von der Schulter zum Schnabelansatz
hin verjüngend, und gut gebogen.
Flügel und Schwanz:
Kurz, proportioniert, und kraftstrotzend. Flügel unter dem
Schwanz getragen.
Läufe:
Kurz.
Figur:
Kompakt und prall.
Haltung:
Aufgerichtet, aktiv und würdevoll, Kopf gut zurückgenommen, so
dass er senkrecht auf einem Lot über den Läufen liegen würde;
Bürzel leicht angehoben, geht auf Zehenspitzen, wenn er sich
zeigt oder imponieren will.
Größe:
So klein wie möglich.
Quelle: Standard of Excellence - Standard as adopted by the
National Peristeronic Society, and the Short Faced Tumbler Club,
('Pigeons', July 1914, nach einem Abdruck im American Pigeon Journal
September 1973)
Standard und
Realität
Standards sind
nicht unbedingt für das Erscheinungsbild einer Rasse verbindlich.
Nachdem die Rasse zumindest seit 1800 durch den Maßstab von
'Schnabel- plus Gesichtslänge' etwa 7/8 und später 5/8 Inch auf
kurzen Schnabel und ein kurzes Gesicht gezüchtet wurde, wäre es eher
unwahrscheinlich gewesen, wenn auf den Schlägen auf einmal
überwiegend 'Short Faced' mit einem langen Gesicht sitzen würden.

Fig. 6-8:
Englische Short Faced Tümmler aus dem Besitz von F.C. Warren, Exning,
South Woodford aus 'Pigeons and Pigeon World', Januar 1938.
Links Almond Täuber, Sieger der
'red rosette Gold Cup Show, 1935.
Fotos aus den
1930er Jahren, wie die in der in der Zeitschrift 'Pigeons and
Pigeons World' 1938 abgebildeten von F.C. Warren, vermitteln einen
durchaus unterschiedlichen Eindruck. Die tatsächlichen Gesichtslänge
reicht von sehr kurz bis moderat und das gilt auch heute.
Die Zeichnung von
Alex Rawson aus dem Jahr 1976 verkörpert den traditionellen Short
Faced Typ im Unterschied zum Long Faced Tümmler, bei den heutigen
Modebenennungen vielleicht den 'Altenglischen Short Faced Tümmler'.
Fig.
9: A. Sell, Pigeon Genetics. Applied Genetics in the Domestic
Pigeon, Achim 2012.

Fig.
10: English Short Faced, Champion International ESFT-Show Januar
2014 (Quelle: James Ellison, Avicultura June 2014)
Resümée
Spätestens seit
1800 wurde der Englische Short Faced über ein Jahrhundert lang auf
ein kurzes Gesicht (Face) hin ausgelesen. Ausgangspunkt für die
Zuchtausrichtung war seit 1802 der 'Anker', dass Schnabel und
Gesicht, zusammen betrachtet, eine bestimmte Länge nicht
überschreiten sollten. Mit dem Wegfall dieses Ankers im Standard der
Englischen Short Faced wurde der Anspruch, einen Short Faced zu
züchten, aufgegeben. Wenn das gewollt ist, dann ist die
Zuchtleitlinie nach außen hin vielleicht einfacher zu kommunizieren,
wenn man dem auch in der Namensgebung als Englischer Kurzschnäbler
Rechnung trägt.
In dieser
Betrachtung standen die Kopfpunkte im Mittelpunkt der Betrachtung.
Wie bei anderen Rassen auch können auch andere Standardpunkte
kritisch betrachtet werden. Was hat man von einem possierlichen
Tümmler, "in Aktion auf Zehenspitzen trippelnd", wie es im deutschen
Standard heisst, wenn die Zehenspitzen aufgrund des tiefen Standes
und vollem Gefieder kaum noch zu sehen sind. Ähnliches gilt für die
in der alten Literatur so intensiv und von anderen kurzschnäbligen
Rassen abweichenden Finkenschnabel, der auch nicht mehr zur Geltung
kommt, wenn man ihn weggezüchtet hat.
English Short Faced Tumblers - Change of Standards Over the
Centuries
English Short Faced Tumblers were
one of the most esteemed breeds in England in the 18th and 19th
century. The Treatise on Domestic Pigeons (1765) devoted 13 pages
and a painting to the Almond Tumbler. A first standard was published
in 1764. With a discussion about a revision and worldwide
unification of standards of pigeon breeds a discussion of the
development of standards and of the breed over a long period since
the first mentioning by Moore
in 1735 might be of interest.

Quelle:
abgedruckt bei Tegetmeier 1868
The
first two monographs on a single pigeon breed both dealt with the
Short Faced Tumbler. And both were of great importance for the
development of the breed.
The
first one got the title "A New and Complete Treatise on the Art of
Breeding and Managing the Almond Tumbler" and dates back to 1802.
The book contains very specific provisions for a perfect Almond as
the main coloration of the Short Faced family. The head "should be
lofty and round, and as near as may be semicircular, the eye
directly in the centre. …The beak should be very fine and pointed,
and run in a straight line from the head; it should not exceed
seven-eighths of an inch from the point to the iris, or inner circle
of the head." For the fancier that means breeding and selection for
a short distance between iris and feathered base of the beak and at
the same time for a short beak length from the top of the beak to
the feathered base (see Fig. 2).
We
may assume that both requirements, position of the eye in the
centre, and 'Head and Beak length' (a term that later was used as
synonym) of 7/8 Inch could be fulfilled in a bird at that time.
The
second work was written by
John Mathews Eaton in 1851 with the title "A Treatise on the
Art of Breeding and Managing the Almond Tumbler". From 1802 since
then the 'Head and Beak' had become shorter. The beak, measured from
the iris to the end, should not exceed 5/8 of an inch in length. A
length of 1/2 inch would be even better. For the eye he refuses "the
general opinion among the Fanciers, that the eye should be fixed in
the centre of the head. I will here endeavour to show you what
could apparently give the appearance of a loftier, broader, and less
'behind the head,'-suppose, for argument sake, that the head was an
inch perfectly round, divide the one inch into sixteen equal parts,
and if you place the eye one sixteenth more or less below the centre
of the head, the more lofty headed the Almond Tumbler will appear,
or the reverse; and the same holds good if the eye is placed back in
the head, giving the head a broader appearance in front, and less
'behind the head,' which is opposite to what is called
'duck-necked,' by the Fanciers; but the effect is still greater
where the beak is found placed low on a round headed Almond Tumbler,
for it gives that truly beautiful stop, which is not eclipsed by any
other portion of the bird, and which is held in such high estimation
by the best Fanciers." (Eaton
1851, p. 9).
The
assumption of a diameter of an inch seems not to be an unrealistic
measure. To get a better understanding for the pure face at 5/8
'Head plus Beak' we need information about the pure beak length.
Darwin reported for a
Short Faced at that time a beak length from the point of the beak to
the feathered base of 0.4 inch. As a conclusion for 'Head plus Beak'
of 5/8 inch (or 0.625) and the pure beak length from the point to
the feathered of 0.4 inch we estimate a pure face of 0.225 inch
only. Thus a very short face. The picture would vary for 'Head plus
Beak' of only 0.5 inch and a shorter pure beak length. However, from
the painting of Short Faced from that time given by
Eaton,
Darwin,
Tegetmeier,
Brent and others we
may assume that those 0.4 were plausible (Fif. 3-5).
Eaton
and also later authors like
Brent and Tegetmeier,
who took over the details seem not to have realized that they were
in conflict with the assumption of the eye in the centre or even
behind or did not care about it.
Also at Wright (1879,
p. 115) we find the statement "The length should not exceed
five-eighths of an inch from the centre of the eye to the point".
For the eye he also follows
Eaton: "the eye should be set well down and a little back, so
as to give full effect to the height of the forehead" (p. 116).
Fulton
declined to give a standard of length since the width of skull is of
importance. For a "very broad-skulled bird the 'bevel' to the point
of the beak will make a great difference in length of measurement,
so that a short-faced bird, if broad in skull, might really measure
longer than a quite common-faced pigeon" (p. 147). For fine
measurement that raises the interesting question of technical
details. Fulton with his great plates of English Short Faced was the
bibliophile culmination. After that there was more or less silence
and other breeds got more attention in the fancy.
In 'Pigeons' from July 1914 a Standard of Excellence was introduced
as 'Standard as adopted by the National Peristeronic Society, and
the Short Faced Tumbler Club'. The standard was reprinted in the
American Pigeon Journal, September 1973 and basically is identical
with the English Standard of today. The standard does not include
any measure of beak length or 'beak plus head'. For setting of the
eye the well known formulations from the past are preserved, "well
back and low down in head".
Standard of Excellence - Standard as adopted by the National
Peristeronic Society, and the Short Faced Tumbler Club
('Pigeons', July 1914, nach einem Abdruck im American Pigeon Journal
September 1973)
Standard of Excellence - The Almond Tumbler
Head
- Should rise perpendiculary from the root of beak, and be
large, broad, lofty and round, short as possible from front to
back; also well muffed i.e., the feathers under the eye and
lower jaw should be full and curved a little upwards.
Beak
- Very short, fine, straight and pointed. Wattle small and fine
in texture.
Eye
- Silvery or pearl coloured, large, bold, bright and prominent,
placed well back and low down in head. Eye cere very fine.
Neck
- Short, broad at base, tapering from shoulder to junction of
beak, and well arched.
Flights and Tail
- Short, proportionate, and well set. Flights carried below the
tail.
Legs
- Short.
Form
- Compact and Plump.
Carriage
- Erect, active, and dignified, head thrown well back to a line
perpendicular with the feet; rump slightly raised, and to walk
on tips of toes, when showing or playing up.
Size - As small as possible.
The Almond
The ground colour should be a deep, rich, sound yellow, rump and
thighs same colour as shoulders, evenly spangled with rich
black. The flights and tail feathers should show the three
distinct colours, viz. yellow, black, and white, which should be
in patches and clearly defined. The colour of the beak should be
flesh coloured.
The Kite
Should be black, with more or less of a reddish of yellowish
bronze in the feathers; they may be almost pure black or of a
rich bronze.
The Agate
There is no fixed marking for this sub-variety. The colours are
either red or yellow with more or less white intermixed.
Source: from a reprint in the APJ 1973, September.
This
standard obviously does not require a short face, neither in the
sense of the distance between eye and feathered base of the beak nor
in the sense of the distance between the iris to the point of the
beak. Perhaps it would have been easier to communicate the aims of
the new standard if the breed's name would have been changed to
English Short Beaked Tumbler.
After more than 100 years breeding for a short face it would have
been a surprise if we would see at the shows only Short Faced
Tumblers with a rather large face. Thus e.g. Short Faced Tumblers
from the same loft in the 1930th differed from very short faced up
to a moderate length (Fig. 6-8).
If
we look at the sketches of English Short Faced Tumblers by Alex
Rawson in the 1970th (Fig. 9) he celebrates the traditional Short
Faced with a distinct difference in face length to the English Long
Faced Tumbler - today perhaps better called Old-English Short Faced
Tumbler.
|