Reduced und Rubella
Reduced und Rubella (see
below)
„Reduced“ bei Rassetauben und „Rubella“ bei
Brieftauben sind rezessive geschlechtsgebundene Erbfaktoren, die eine sehr
ähnliche Wirkung auf die Färbung haben. Bei gezeichneten Farbenschlägen
werden die Färbungen zarter, Binden und Hämmerung werden
bräunlich/rötlich, die Schwanzbinde bleicht aus, wird mitunter sehr hell.
Mitunter zeigen sich in Schwanzbindenähe bei blauen Tieren auch nur
Aufhellungen, die an Spiegel der Orientalischen Mövchen denken lassen.
Rubella mit Binden Täubin (rubella bar hen)
Reduced gehämmerte Täubin (reduced checker hen)
In Kombination mit dem Farbausbreitungsfaktor ist die
Abweichung vom Wild-Typ noch stärker. Es entstehen silbergraue
Farbenschläge, die u.a. bei den Kölner Tümmlern mit dem Erbfaktor
„Reduced“ als „hellgrau dunkelgesäumt“ anerkannt sind. Die Färbung
variiert aber relativ stark und die Säumung ist unterschiedlich dunkel
ausgeprägt, geht bei reducedfarbenen Schildtauben gelegentlich auch ins
Rötliche. Die Färbung von reducedfarbenen und rubellafarbenen Täubern mit
dem Farbausbreitungsfaktor ist gelegentlich sehr ähnlich, so dass eine
Unterscheidung schwer fällt und das Urteil spekulativ wird. Bei den
Täubinnen gibt es stärkere Unterschiede. Reducedfarbene Täubinnen sind
hell wie die Täuber gefärbt, rubellafarbene Weibchen deutlich dunkler.
Diese dunkle Färbung der Täubinnen wurde nach dem ersten Auftreten von
Rubella auch als Möglichkeit der Geschlechtserkennung gesehen und genutzt.
Inzwischen sind in mehreren Zuchten, auch in der eigenen, aber auch sehr
dunkle Täuber aufgetreten, zum Teil sogar dunkler als die Weibchen, so
dass keine verlässliche Unterscheidung der Geschlechter anhand der Färbung
erfolgen kann.
Tests haben gezeigt, dass Reduced (Gensymbol r) und
Rubella auf dem gleichen Genort liegen. Sie sind in der genetischen
Terminologie damit entweder identische Faktoren oder wahrscheinlicher
Allele. Dieses Ergebnis wurde durch den Entdecker von Rubella, Dr. Knopf,
kommuniziert. Als Gensymbol wurde rru gewählt, der oder die
Tests wurden aber nicht dokumentiert. Es wurden daher in der eigenen Zucht
ein Täuber „Reduced“ mit einer Täubin „Rubella“, beide mit dem
Ausbreitungsfaktor, verpaart.
Rubella Täubin (links) und Reduced Täuber mit
Farbausbreitungsfaktor (rechts) (Spread rubella hen at the left and
reduced cock at the right)
Die Nachzucht erbrachte das, was
sowohl bei Allelen als auch bei identischen Erbfaktoren zu erwarten war.
In Einzelpaarhaltung fielen ausschließlich Jungtiere, die eine silbergraue
Färbung, ähnlich der Färbung der Eltern, besaßen. Gezogen wurden sechs
Jungtiere, unter denen sich sowohl Täuber als auch Täubinnen befanden.
1. Generation aus Reduced X Rubella: Reduced/RubellaTäuber
(links) und Reduced Täubin (rechts) (Reduced/Rubella cock at the left and
reduced hen at the right)
Ob es sich allerdings um Allele handelt oder um
identische Faktoren, das ist damit noch nicht entschieden. Unterschiede in
der Färbung bei den reducedfarbigen Rassetauben und den rubellafarbigen
Brieftauben können auch auf das übrige genetische Umfeld zurückzuführen
sein, das bei den Brieftauben ein anderes sein kann als bei den
Rassetauben.
Welche Bedeutung das genetische Umfeld hat, das kann
man sich an anderen Beispielen klar machen. Wenn z.B. im Zuchtbestand von
blaugehämmerten Tauben der Erbfaktor Dirty (Verdunkelt) vorhanden ist,
dann unterscheiden sich auch diese Blaugehämmerten von denen, die in einer
Zucht vorhanden sind, bei denen Dirty fehlt. Wir wissen in diesem Fall,
dass der Unterschied nicht an unterschiedlichen Grundfarben oder der
Zeichnungen liegt, sondern an dem Zusatzfaktor „Dirty“. Wenn in anderen
Fällen die Unterschiede nicht groß sind und ein Farbenschlag nicht
verbreitet ist, dann besteht auch kaum Interesse an einer genetischen
Analyse. Man spricht dann meist ganz allgemein von „modifizierenden“
Faktoren, die für die beobachteten Unterschiede und die Streuung der
Färbungen verantwortlich zeichnen. Beim Beispiel „Dirty“ sind die
Unterschiede groß. Auch gibt es beide Varianten sehr häufig. Deshalb
wurden hier auch nicht überraschend sehr früh Tests vorgenommen und der
Faktor Dirty als Ursache der dunklen Färbung identifiziert. Der Faktor
ließ sich auf andere Färbungen wie Rotfahl übertragen und rief auch dort
vergleichbare Verdunkelungen der Färbungen hervor.
Was spricht dafür, dass es sich bei Reduced und
Rubella um Allele handelt, die Unterschiede in den verschiedenen Rassen
also nicht auf modifizierende Faktoren zurückzuführen sind? Rubella
Brieftauben sind aus Tauben mit dem Wild-Typ hervorgegangen, sie wurden
und werden mit typischen Gehämmerten und mit typischen Schwarzen verpaart.
Bei diesen gibt es keinen Hinweis auf das Vorhandensein anderer Faktoren,
so dass zu vermuten ist, dass sich der Rubellafaktor bei den Brieftauben
unverfälscht auswirken kann. Die Weibchen sind bei Rubella optisch in
Verbindung mit dem Spread Faktor meist wesentlich dunkler als die Täuber.
Sie sind vor allem auch wesentlich dunkler als Reducedfarbene. Tests zur
Entscheidung der Frage, ob es sich um Allele handelt, gestalten sich
allerdings schwierig, man ist auf Indizien angewiesen. Wenn Reduced einen
rezessiven oder intermediären modifizierenden Faktor besitzen sollten,
dann sollten bei der oben beschriebenen Paarung von einem reduced Täuber
mit einer rubella Täubin die Jungweibchen eher der Rubellafärbung
entsprechen. Das war aber nicht der Fall. Die Weibchen sahen wie typische
Reduced aus, so dass diese Möglichkeit ausgeschlossen werden kann.
Nun könnte es sich auch um einen dominanten
Zusatzfaktor handeln. In diesem Fall sind bei unabhängigen Faktoren bei
einer Paarung eines Reduced/Rubella-Täubers mit einer blauen Täubin nur
noch 50% der reduced- bzw. dann identisch rubellafarbenen Weibchen mit
einer typischen Reducedfärbung zu erwarten. Der Grund: Bei Spalterbigkeit
des Vaters für den potentiellen Faktor können auch nur 50% der
Reducedträgerinnen diesen Faktor geerbt haben. Die gleiche Aufspaltung
hätten wir aber auch bei Allelen. Wir können für diesen Fall daher nur
dann Erkenntnisse aus dieser Paarung erwarten, wenn der modifizierende
Faktor nicht geschlechtsgebunden ist und bei Spalterbigkeit Unterschiede
zu reinerbigen Tieren zulässt. Das ist bei den meisten als dominant
eingestuften Faktoren bei einem Teil der Nachzucht allerdings der Fall, so
dass ein solcher Versuch lohnend schien.
Reduced/Rubella-Täuber X blaubindige Brieftaube (Recuce/Rubella
cock at the left and blue bar homer at the right)
Im Test bestand die Hälfte der Jungtiere aus 4
schwarzen Täubern und einem blaugehämmerten Jungtäuber. Diese fünf
schieden für die Analyse aus. Das gehämmerte Tier zeigt lediglich die
Spalterbigkeit des Vaters für den Ausbreitungsfaktor. Von den fünf
Jungweibchen sahen vier wie typische Reduced aus, es waren keine
intermediären Typen. Ein fünftes Weibchen war der Erscheinung nach eine
dunkelgehämmerte Rubella. Die Ergebnisse stützen damit eher die oben
bereits vorweggenommene Annahme, dass es sich bei Reduced und Rubella um
Allele mit ihrer jeweils eigenen Note handelt als die Annahme von
modifizierenden Faktoren. Für diejenigen, die sich vertieft mit dieser
Frage befassen möchten, werden Fotos der angeführten Tiere von Interesse
sein.
Jungweibchen Reduced mit Farbausbreitungsfaktor (young
Spread reduced hens from the mating Reduced/Rubella cock X blue bar homer
hen)
Jungweibchen Reduced-Gehämmert (links) und
Rubella-Dunkelgehämmert (rechts) (young reduced checker hen and rubella
dark checker hen from the mating Reduced/Rubella cock X blue bar homer hen)
Die letztgenannte Paarung des Rubella/Reduced an
Blaubindig deutete über die genannten Erkenntnisse hinaus in den
Jungweibchen auch die Spannbreite der Färbung von Reduced an. Ein
Jungweibchen war blaugrau mit hellgrauen Binden und dort, wo bei leicht
gehämmerten Tauben ein Hämmerungsfleck sitzt, zeigte sich ebenfalls eine
hellgraue Aufhellung. Sie ähnelte damit den ersten Reduced, die der
Verfasser um 1990 aus den ersten aus Schottland importierten reduced
Long-Faced-Kreuzungen gezogen hat. Die Färbung ähnelt auch der bei heute
vorhandenen Feldfarbentauben. Daneben gab es auch Schwestern mit der
typischen härteren Säumung, wie sie bei den Deutschen Modenesern und meist
noch stärker ausgeprägt bei den Kölner Tümmlern zu finden sind. Da es sich
bei den abgebildeten Täubinnen um Schwestern handelt, kann in diesem Fall
aufgrund des geschlechtsgebundenen Erbganges ausgeschlossen werden, dass
Unterschiede im Vorhandensein von Allelen auf dem Reduced-Lokus begründet
sind. Hier machen zum Teil bereits identifizierte „modifizierende“
Faktoren wie die Zeichnungsanlagen Dunkelgehämmert, Hellgehämmert, Bindig,
Spread etc. den Unterschied aus.
Reduced and Rubella
Reduced and Rubella are
sex-linked recessive genes with a similar effect on the coloration. Bars
and checks of otherwise blue pigeons become bleached and reddish, the tail
bar is washed out. In combination with Spread silvery colorations in
different shades are produced depending on the pattern covered by the
Spread factor. Usually the rubella cocks are of a light silvery colour
whereas the hens are darker. However, in the last years several fanciers
reported the existence of dark rubella cocks, too. In the own loft some
dark cocks were also produced. Tests demonstrated that Rubella and Reduced
are related and probably allelic. The results were communicated by Dr.
Knopf and the gene symbol rru selected, but details were not
circulated or documented. Also the information was lacking how to decide
whether the difference of the coloration in different breeds is due to
modifying factors, existing in one breed and lacking in the other, or due
to different allelic factors. To shed some light on the relationship
between Rubella and Reduced crosses of Rubella and Reduced were done by
the author. Rubellas in the own loft and to my knowledge also in others
are bred on the basis of the Wild-Type. If there is a modifying factor it
should be carried by the reduced birds. The mating of a reduced cock and a
rubella hen resulted in 6 silvery youngsters in both sexes, thus
supporting the assumption of allelic or even identical factors. The hens
classified were typical reduced. Therefore, the existence of recessive
modifying factors acting on the basis of an identical trait can be
excluded. We cannot exclude the existence of a dominant modifying factor.
However, in most cases heterozygous individuals differ from homozygous
also at so-called dominant factors at least in some individuals. Thus, the
following mating was worth a try. Given the hypothesis of a dominant
modifying factor the cross of a reduced/rubella cock mated to a blue bar
hen should produce about 50% black or blue check cocks and 50% silver grey
hens. About 50% of the young hens should appear reduced, the others
rubella. In the case of un-complete dominance some of the reduced hens
should differ from typical reduced. This second mating produced 4 black
cocks, 1 blue check cock and 5 hens. 4 of them were typical reduced, the
fifth one a typical rubella dark check. Up to new findings by additional
test the crosses support the hypothesis of allelic factors. For those
interested in further tests photos of the birds used and raised might be
useful. The photos also shed light on the variance of the reduced
coloration due to the influence of different pattern and Spread.
|