Taubenfärbungen in der chemischen Analyse Der optische Eindruck der Taubenfärbungen wird durch die unterschiedliche Dichte roter (Phäomelanine) und schwarzer (Eumelanine) Farbstoffe und nicht zuletzt durch das Mischungsverhältnis roter zu schwarzer Farbstoffe bestimmt. Chemische Analysen zeigten, daß blaubindige Tiere im Bindenbereich sehr viel schwarze und wenig rote Farbstoffe besitzen, rotfahle Tier dagegen im roten Bindenbereich sehr viel rote und sehr wenig schwarze Farbstoffe. Braunfahle haben in den braunen Binden etwas mehr schwarze und wesentlich weniger rote Farbstoffe als die Rotfahlen (vgl. zur Messung Haase u.a. 1992). Tabelle 1 zeigt auch, daß es bei einzelnen Tieren des gleichen Farbenschlages individuelle Unterschiede gibt, daß sich die drei Farbenschläge aber wesentlich voneinander unterscheiden.
Blau mit Binden Rotfahl mit Binden Tab. 1: Farbstoffkonzentrationen bei einzelnen bindigen Farbenschlägen
* gemessen an PTCA-Werten (ng/mg Federmasse) ** gemessen an AHP-Werten (ng/mg Federmasse) Quelle: E. Haase, S. Ito, A. Sell und K. Wakamatsu, Melanin Concentration in Feathers from Wild and Domestic Pigeons, Journal of Heredity 1992, S. 64-67. Das sind Messungen für die bindigen Farbenschläge. Wenn zu den Erbfaktoren der bindigen Tiere (oder auch der anderen gezeichneten Tiere wie Gehämmerte) der Ausbreitungsfaktor für Farbe hinzukommt, entstehen Schwarze, Braune und Aschfahle. Wenn man die chemische Analyse für solche schwarze, braune und aschfahle Tiere betrachtet, dann sind die Unterschiede bei den roten Farbstoffen zwischen diesen Farbenschlägen nicht mehr so gravierend (Tab. 2). Der wesentliche Unterschied besteht bei der Konzentration der schwarzen Farbstoffen, von denen das untersuchte schwarze Tier mit 507 Einheiten wesentlich mehr als das braune und vor allem als die fahlen Tiere hatte. Der Unterschied zwischen Schwarz und Dun (als Verdünntfarbe von Schwarz) wird durch die Reduzierung der schwarzen Farbstoffe hervorgerufen, die roten Farbstoffe sind von dieser Reduzierung nicht betroffen. In der größeren Menge schwarzer Farbstoffe bei den Dunfarbigen liegt in der chemischen Analyse auch der Unterschied zwischen Dun und Braun. Dieser Unterschied reicht aber nicht aus, um per Augenschein eine eindeutige Zuordnung zu Dun oder Braun vornehmen zu können, zumal noch individuelle Unterschiede bei einzelnen Tieren bestehen dürften. Ich vermute aber, daß man durch Zuchtauslese bei den Dunfarbenen einen stärkeren Grauton und bei den Braunen einen stärkeren Braunton im Stamm verankern kann. Braun 0,1 Schwarz 1,0 Aschfahl 0,1 Tab. 2: Farbstoffkonzentrationen bei einzelnen Farbenschlägen mit Farbausbreitungsfaktor
* gemessen an PTCA-Werten (ng/mg Federmasse) ** gemessen an AHP-Werten (ng/mg Federmasse) Quelle: s. Tabelle 1. Zu weiteren Ergebnissen siehe die Originalquelle. Braun und Dun unterscheiden sich noch in einigen anderen Punkten. Bei den Alttieren der Braunen ist dieses die Tendenz zum sogenannten falschen Perlauge; nicht umsonst verlangt man bei den braunfahlen Kingtauben Perlaugen. Bei Dunfarbenen ist dagegen das orangerote Auge wie bei den Schwarzen erreichbar. Kurz nach dem Schlupf ist die Unterscheidung noch einfacher. Dun ist als Verdünntfarbenschlag der Schwarzen kurzbedunt. Braun ist keine Verdünntfarbe und daher nach dem Schlupf normalbedunt. Untersucht wurden auch ein einfarbig rotes und ein einfarbiges gelbes Tier, wobei es sich genetisch um das rezessive Rot handelt, das bei Reinerbigkeit neben der Zeichnung auch die Grundfarbe überdeckt (Epistasie). Das rezessive Gelb stellt die Verdünntfarbe der Roten dar. Genetisch besitzen fast alle rezessiv Roten und Gelben eine schwarze Grundfarbe. Für die getesteten Tiere, die aus der eigenen Zucht stammten, kann das mit Sicherheit gesagt werden. Diese schwarze Grundfarbe wird durch den Erbfaktor in der chemischen Zusammensetzung drastisch verändert, was sich vor allem in der hohen Konzentration der roten Farbstoffe zeigt. Diese wird durch den Verdünnungsfaktor bei dem gelben Tier deutlich heruntergesetzt, die Reduzierung gilt auch für die (weit geringere) schwarze Farbstoffkonzentration. Angemerkt werden muß, daß diese Veränderung der chemischen Zusammensetzung sich nicht auf das Erbverhalten auswirkt. Ein rezessiv rotes Tier wird sich im Erbgang bei einer Paarung mit einem (genetisch) schwarzen, roten oder braunen Tier nicht anders verhalten als ein schwarzes Tier. Ein Unterschied tritt nur dann ein, wenn der Partner zufällig latent das rezessive Gen für Rot besitzt. |