Gold- und Kupfergimpel (Light
and Dark Bronze Archangels)
Goldgimpel sind als Farbenschlag neben den
Kupfergimpeln schon lange bekannt. Im Mustertaubenbuch von Prütz
werden sie 1885 sogar als rundkappiger weißplattiger Schwarzflügel und als
glattköpfiger Schwarzflügel neben einem spitzkappigen Kupferschwarzflügel
abgebildet. Anerkannt sind sie in allen Varianten, in denen es auch die
Kupfergimpel gibt. So gibt es sie als Goldschwarzflügel, daneben als
Goldblauflügel mit und ohne Binden und gehämmert und schließlich auch als
Goldweißflügel in diesen drei Zeichnungsvarianten.

Gimpeltauben bei Prütz 1885
Metzelaar 1926
Die genetische Beziehung von Gold und Kupfer wurde
erstmalig durch Metzelaar 1926 untersucht. Er kam zu dem auch heute
noch für richtig gehaltenen Schluss, dass es sich bei den
Goldgimpelvarianten um Verdünntfarbenschläge der Kupfergimpel handele, die
sich gegenüber Kupfer geschlechtsgebunden rezessiv vererben. Die
geschlechtsgebundene Vererbung verdünntfarbener Tauben war seit 1912 durch
den Engländer Staples-Browne bereits bekannt, und die Ergebnisse
von Metzelaar passten offenbar genau zu diesem Erbschema. Wenn der Erbgang
auch identisch war, so werden wir später sehen, dass es sich nicht um den
Erbfaktor „Dilution“ mit dem Symbol d handelt, den Staples-Browne
untersucht hatte, sondern um ein Allel davon, das eine schwächere
Aufhellung bewirkt. Dieser Faktor wurde später „Pale“ genannt und mit dem
Symbol dp versehen. Metzelaar dürfte nur mit Goldschwarzflügeln
und Kupferschwarzflügeln gekreuzt haben, seine Ergebnisse gelten aber ganz
generell für Paarungen von Gold X Kupfer und umgekehrt. Die im Folgenden
aufgeführten Ergebnisse der Paarung von Gold mit Kupfer gelten daher
unabhängig davon, ob man nun einen Goldschwarzflügel mit einem
Kupferschwarzflügel oder einem Kupferblauflügel paart.

Kupferschwarzflügel und Goldschwarzflügel
Sie gelten auch für die Paarung eines
Kupferweißflügels mit einem Goldschwarzflügel oder Goldblauflügel. Sie
gelten für alle Kombinationen, so dass im Folgenden nur von Gold und
Kupfer gesprochen wird. Wegen der Geschlechtsgebundenheit ist es dabei
allerdings wichtig zu wissen, ob der Täuber oder ob die Täubin Gold bzw.
Kupfer ist. Bei den Ergebnissen ist nicht auf die Qualität der Färbung
abgestellt, wie sie der Gimpeltaubenexperte vielleicht sehen wird. Kupfer
ist auch dann Kupfer, wenn der Farbexperte vielleicht sagen wird, dass
dieses für ihn eher eine Mischfarbe ist, für die Ausstellung nicht
akzeptabel.
Ergebnisse der Paarungen von Gold und Kupfer und
umgekehrt
1. Täuber Gold X Täubin Kupfer:
·
Jungtäuber Kupfer. Genetisch mischerbig für den
Verdünnungsfaktor „Pale“, was der Experte an der nicht so intensiven
Kupferfärbung im Vergleich zu reinerbigen Kupfergimpeln erkennt.
·
Jungtäubinnen Gold. Da die Täubinnen bei
geschlechtsgebundenen Erbgängen die betreffende Anlage nur einfach
besitzen, sie genetisch hemizygot sind, wird bei späteren Paarungen dieser
Weibchen mit goldfarbenen Täubern das intensive Kupfer auch nicht
auftreten.
Goldschwarzflügeltäubin aus der Zucht von Heinrich Schröder (aus Paarung 1)
und Mischerbiger Kupfergimpeltäuber (aus Paarung 2)
2. Täuber Kupfer X Täubin Gold:
·
Aus dieser Paarung sind alle Jungtiere kupferfarben. Der die
Nuancen erkennende Experte wird bei den Täubern wiederum an dem
schwächeren Kupferton erkennen, dass sie spalterbig für „Pale“ sind.
·
Die Jungtäubinnen sind wiederum geschlechtsbedingt hemizygot,
so dass sie den Pale-Faktor nicht besitzen können und kupferfarben sind.
3. Jungtäuber aus Paarung 1 oder 2 (kupfer, aber
mischerbig Pale) X Täubin Kupfer
·
Jungtäuber: Alle Jungtäuber sind Kupfer, die Hälfte davon
mischerbig und damit tendenziell weniger intensiv kupfer gefärbt als
reinerbige Kupferfarbene.
·
Jungtäubinnen: Bei einer größeren Anzahl sind 50% von ihnen
kupferfarben und 50% goldfarben. Geschlechtsbedingt fehlt den
kupferfarbenen der Pale-Faktor. Die Goldenen werden mit goldfarbenen
Partnern nur goldfarbene Nachzucht bringen, auch wenn sie selbst aus zwei
kupferfarbenen Eltern gefallen sind.
·
Als Regel können wir ableiten: ein goldfarbenes Tier aus
dieser Paarung ist immer ein Weibchen. Aber nicht jedes Weibchen aus
dieser Paarung ist auch goldfarben.
4. Jungtäuber aus Paarung 1 oder 2 (kupfer, aber
mischerbig Pale) X Täubin Gold
·
Jungtäuber: Bei einer größeren Zahl sind 50% von ihnen
Kupfer, aber wie der Vater mischerbig für Gold. Die anderen 50% sind
reinerbig Gold. Mit goldfarbenen Weibchen verpaart werden sie daher auch
nur goldfarbene Nachzucht haben.
·
Jungtäubinnen: Bei einer größeren Zahl werden auch hier 50%
Kupfer und 50% Gold fallen. Und auch hier gilt wie bei den Täubinnen aus
Paarung 3, dass die kupferfarbenen Weibchen an reinerbige kupferfarbene
Täuber gepaart nur reinerbige kupferfarbene Nachzucht bringen. Und für die
Goldfarbenen gilt, dass sie mit goldfarbenen Täubern nur goldfarbene
Nachzucht bringen.
Diese Paarungen sind durch Heinrich Schröder
für Kupferschwarzflügel und Goldschwarzflügel nachvollzogen und in den
Ergebnissen bestätigt worden. Es zeigte sich allerdings auch, dass man in
einem offenen Schlag mit Fremdbefruchtung rechnen muß. Ideal, aber nicht
immer zu realisieren, sind daher Tests in Einzelpaarhaltung. Für den
Nicht-Gimpelexperten ist der Unterschied zwischen misch- und reinerbigen
Kupfergimpeln auch nicht immer deutlich erkennbar, zumal dann nicht, wenn
man nur ein Einzeltier ohne Vergleichsmöglichkeit betrachtet. Zudem
variiert die Färbung der Mischerbigen etwas und die Wahrnehmung wird von
den Lichtverhältnissen stark beeinflusst, was auch für Fotos gilt.
Die Entdeckung des Unterschiedes zwischen Pale und
Dilution: Horlacher
Nach Metzelaar hat sich W.R. Horlacher mit dem
Verhältnis von Kupfer und Gold im Rahmen einer größer angelegten
Untersuchung über das Verhältnis von Rot und Schwarz befasst und darüber
1930 in der Zeitschrift „Genetics“ berichtet. Die von ihm vorgelegten
Ergebnisse der Paarungen von Kupfer- und Goldgimpeln untereinander
bestätigen den geschlechtsgebundenen Erbgang. Er selbst hat das nicht so
gesehen, sondern seine Ergebnisse als Widerlegung der Aussagen von
Metzelaar verstanden. So berichtete er, dass bei Kreuzungen von Kupfer-
und Goldgimpeln schwer zu klassifizierende Mischtypen entstanden seien,
was bei normalen für die Verdünnung mischerbigen Tieren nicht auftritt.
Offenbar hat er die mischerbigen Täuber nicht als solche erkannt.

Mischerbiger Kupfergimpeltäuber Schwarzflügel zwischen
zwei Goldschwarzflügeln aus der Zucht von Heinrich Schröder
Das lag daran, dass er den Unterschied zwischen den
nur wenig verdünnten Palefarbenen und den durch Dilution verdünnten Tiere
nicht kannte und zudem durch Paarungen von Goldgimpeln mit
verdünntfarbenen Tauben anderer Rassen irritiert wurde. So fielen z.B. aus
der Paarung einer Goldgimpels mit einer Dunfarbenen (schwarze Grundfarbe,
Ausbreitungsfaktor für Farbe und Dilution) statt der erwarteten 100%
Dunfarbenen vier von ihm als schwarz eingestufte Jungtiere in beiden
Geschlechtern. Das darf nicht sein, wenn Goldgimpel den Faktor Dilution
haben. Wie oben ausgeführt, haben sie auch nicht diesen Faktor, sondern
Pale mit einer wesentlich geringeren Farbverdünnung. Und in diesem Fall
sind aus einer solchen Paarung alle Weibchen Pale-Schwarz und die Täuber
mischerbig Pale-Schwarz, so dass sein Ergebnis folgerichtig war. Horlacher
hat daher nicht die Ergebnisse von Metzelaar widerlegt, sondern den Weg
für die Entdeckung des Unterschiedes zwischen Pale und Dilution bereitet
und die Dominanz von Pale über Dilution gezeigt. Nach W.F. Hollander
war es allerdings der Norweger Bjaanes, der den Unterschied
zwischen den beiden Faktoren erstmalig erkannte und 1931 darüber
berichtete.
Auch diese Paarung wurde durch Heinrich Schröder
mit der Kreuzung eines Goldgimpels an eine gelbe Mährische Strassertäubin
nachvollzogen. Die Täubin hat genetisch schwarzes Pigment, den
Farbausbreitungsfaktor Spread und den Verdünnungsfaktor d. Dazu das
rezessive Rot, das hier aber keine Bedeutung hat.

Links: Mährischer Strasser gelb, Pale-„Schwarze“ und zwei
Gold-Schwarzflügel; Bild Mitte und rechts: Pale-Schwarz und Unterseite des
Schwanzes (bei Heinrich Schröder).
Das Ergebnis macht deutlich, warum es zu dieser
Fehleinschätzung Horlachers gekommen ist, denn die Palefarbenen mit
schwarzer Grundfarbe unterscheiden sich optisch kaum von schwach gefärbten
Schwarzen anderer Rassen und sind deutlich dunkler als normale Dunfarbene,
von denen hier zum Vergleich ein Brünner Kröpfer abgebildet ist.

Brünner Kröpfer dun;
Eigene Kreuzungen
Eigene Kreuzungen mit Fremdrassen bestätigen den
geschlechtsgebundenen Erbgang von Pale und zeigen, wie durch Pale
verdünnte Jungtiere bei schwarzer und bei brieftaubenroter Grundfarbe
aussehen. Aus der Paarung eines mischerbigen Kupferschwarzflügels mit
einer blaugehämmerten Brieftaube fiel bei bislang fünf Jungtieren auch
eine pale-gehämmerte Jungtäubin mit einer relativ aufgelockerten Hämmerung
und goldener Brust und Bauch an. Eine andere Jungtäubin war dagegen ohne
Pale und besaß statt des Gold- den Kupferton. Die Täuber waren ebenfalls
kupferfarben. Alle fünf Jungtiere zeigten Kupfer bzw. Gold schon deutlich
im Jugendgefieder. Das Gold der Gimpeltauben unterscheidet sich darin auch
von der gelben Brust der Coburger Lerchen. Diese und der Noster genannte
gelbe Halbmond auf der Brust der silbernen und gelerchten Thüringer
Einfarbigen prägen sich erst im Verlauf der ersten Mauser aus. Die
Intensität der Färbung und damit auch der Unterschied zwischen Gold und
Kupfer werden bei Gimpeltauben allerdings nach der Mauser stärker. Eine
Unterscheidung zwischen Gold und mischerbigen Kupfer/Gold-Täubern, die
Horlacher offenbar Schwierigkeiten bereitete, fällt dann einfacher. In
dieser Paarung finden sich die oben für die Paarung von Kupfer- und
Goldgimpeln aufgezeigten Ergebnisse der Paarung 3 im übertragenen Sinne
wieder.

Jungtäubin Pale-Gehämmert (linkes Bild) und dieselbe
Täubin mit ihrem kupferfarbenen Bruder (rechtes Bild). Jungtiere aus spalterbigem
Kupfer-Schwarzflügel Gimpel und gehämmertem Brieftaubenweibchen

Jungtäubin goldfahl aus Goldgimpel Weißflügel-Täuber mit
Schwarztiger
Die Paarung eines Goldweißflügels mit einer
schwarzgetigerten Hochflugtaube ergab zahlreiche fast völlig weiße
Jungtiere, die hier nicht von Interesse sind. Daneben aber auch vier
rotfahle Jungtäuber (2 Rotfahle mit Binden, 2 Aschfahl) und drei goldfahle
Täubinnen (2 Goldfahle mit Binden und 1 Aschgoldene). In dieser Paarung
finden wir eine Bestätigung der oben dargestellten Ergebnisse aus Paarung
1 (Gold X Nichtgold) für eine Fremdrasse, d.h. durch Pale verdünnte
Jungweibchen und mischerbige, und damit nicht verdünnte Jungtäuber.
Schlussfolgerungen
Es ist eine interessante Geschichte, die
Entschlüsselung von Erbgesetzen bei den Tauben nachzuvollziehen und auch
zu sehen, wie international das Interesse an diesen Fragen zur damaligen
Zeit war. Für die praktische Zucht kann man wohl die Erkenntnis aus den
Ergebnissen ziehen, dass die Paarung von Gold und Kupfer nicht unbedingt
so negativ ausfällt wie viele Züchter es vermuten. Vorsprünge bei Gold
oder bei Kupfer in einigen Standardpunkten erscheinen daher durchaus
übertragbar zu sein, wenn bei der Nachzucht eine strenge Selektion
erfolgt.
Light
and Dark Bronze Archangels
Ligth Bronze Archangels seem to
have existed from the beginning of the breed on. There is a nice painting
in the book from Prütz published in 1885 with two Light Bronze Archangels
besides a Dark Bronze. The first genetic analysis was done by Metzelaar in
1926. He reported the sex linked relation to Dark Bronze. However, he
considered Light Bronze the dilute of Dark Bronze. This conclusion was
disproved by Horlacher. Horlacher failed, however, to recognize that the
sex-linked inheritance was caused by another dilution factor, later termed
pale. The fact that Light Bronze Archangels are pale instead of dilution
and that pale is a dominant allele of dilution was published in 1931 by
Bjaanes from Norway. To get authentic evidence some test mating were
done to retry the analysis from Metzelaar and Horlacher, and last not
least to replicate the phenotype of heterozygous bronze/gold cocks and
pale-black cross-breeds which were the reason for the confusion in the old
literature and the misinterpretation of results by Horlacher.
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