Pencil bei Tauben
Pencil ist ein Erbfaktor, der für die Säumung der Briver Tauben,
Spaniertauben, Hana-Kröpfer und Strassertauben verantwortlich ist und auch
für die etwas abweichende Farbgebung der Brüster verantwortlich gemacht
wird. In den Pigeon Genetics Newsletter Email November 2010 wird der
Faktor nach einigen Jahren wieder einmal thematisiert. Die frühere
Diskussion wurde auch auf dieser Homepage nachgezeichnet und ist unter
Genetik als Sonderbericht „Genetische Beziehungen zwischen Gazzi, Rezessiv
Weiß und Pencil“ noch nachzulesen. Kerry Hendricks verweist in einem
bereits mit Januar 2009 datierten Beitrag auf seinen zusammen mit Robert
Mangile verfassten Bericht aus dem Jahr 2004, in dem aufgrund
umfangreicher Zuchtergebnisse vermutet wird, dass Pencil und Rezessiv Weiß
Allele sind. Wenn die bereits früher getroffene Schlußfolgerung von
Mangile zutrifft, dass Rezessiv Weiß und die Gazzi-Scheckung Allele sind,
dann hätte man schon eine Dreiergruppe von Allelen.
Gazzi bezeichnet die Scheckung der Gazzi Modeneser und, gleich
erscheinend, der Strasser. Entwicklungsgeschichtlich scheint es so, dass
die Scheckung bei den Italienischen Modenesern zuerst verbreitet war und
von diesen auf Huhntauben und Strasser und von letzteren auf Hanakröpfer
übertragen wurde. Bei Paarungen mit Farbigen ohne Scheckfaktoren verhält
sich die Gazzi-Scheckung rezessiv.

Strasser und Hana-Kröpfer schwarz gesäumt
Bälge von Pencil-Tauben hat Andreas Leiss schon im Naturhistorischen
Museum in Wien, datiert mit 1830, gefunden. Standardisiert wurden Tauben
mit dem Faktor wohl zuerst bei Berner Halbschnäblern und Spaniertauben.
Analysiert wurde der Faktor „Pencil“ allerdings zuerst bei Briver Tauben
durch Mm. Francqueville. Sie kam bei Paarungen mit Farbigen ohne diesen
Faktor zu dem Ergebnis, dass es sich um einen rezessiven Faktor handelt,
als Symbol wurde pc gewählt.
Bei Kreuzungen von Gazzi mit Rezessiv Weißen und von Pencilled mit
Rezessiv Weißen gab es andere Ergebnisse, es wurden im ersten Fall
unregelmäßige Schecken und im zweiten Fall Zwischentypen erzielt. Daraus
und aus weiteren Kreuzungen wurde geschlossen, dass es sich um Allele
handele.
Wenn es sich um Allele handelt, dann dürfte es keine gazzi-gescheckten
Pencil geben, die sich rein vererben. Das ist aber bei Hana-Kröpfern und
Strassern der Fall. Diesen Widerspruch hat schon Andreas Leiß in einem
Artikel in der Geflügel-Börse 2003 aufgezeigt. Nun ist ein größerer Teil
der Kreuzungen von Kerry Hendricks mit Brüstertauben durchgeführt worden,
von denen man annimmt, dass sie auch das Gen Pencil tragen. Lester Paul
Gibson als Herausgeber der Newsletter weist darauf hin, dass seine eigenen
früheren Kreuzungen gezeigt hätten, dass Brüster versteckt auch das
Gazzi-Gen tragen würden, woraus sich bei Tests Irritationen ergeben
könnten.

Thüringer Brüster blau und Spanier blau mit Strichelbinde
Darauf, dass nicht nur bei Paarungen von Gazzi mit Rezessiv Weiß, sondern
generell bei Kreuzungen von Schecken miteinander gescheckte Nachzucht
auftritt, hat der Verfasser verschiedentlich hingewiesen. Das Buch
„Tauben. Züchten mit System“ enthält lange Ausführungen über rezessive,
dominante und intermediäre Scheckungen und unterschiedliche genetische
Erklärungsansätze für das Verhältnis der Scheckungen zueinander. Es
handelt sich sicherlich nicht bei all diesen Scheckformen um Allele.
 
Briver Taube blau gesäumt und schwarz gesäumt
Die Briver Tauben sind erst durch diesen Faktor international bekannt
geworden. Über den Namen der Briver Tauben, die in der Musterbeschreibung
genetisch eher irritierend als Briver Schwarzköpfe geführt werden, wurde
im Zusammenhang mit der Vorstellung der blauen Variante in der AOC
diskutiert. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein früher Vorschlag
von Mm. Francqueville, den Rassenamen zu ändern, und zwar deshalb, weil
der Faktor Pencil auch mit anderen Faktoren kombiniert werden könne.
Danach scheint sie selber an Blaue, Rote und möglicherweise noch andere
Färbungen gedacht zu haben, die es z.B. bei Spaniertauben auch gibt. Das
folgt aus einem Briefwechsel mit Prof. Hollander, aus dem dieser in den
Pigeon Genetics News, Views, & Comments 1992 zitiert. Bei einer Ablehnung
anderer Färbungen der Briver Tauben kann man sich daher kaum auf die
Interessenwahrung der Vermächtnisses der „Grande Dame“ der französischen
Rassetaubenzucht berufen.
Wie in den anderen Folgen der Newsletter zeigt Lester Paul Gibson in
seinen Kommentaren und zum Teil auch im Bildmaterial, dass er selber mit
fast allen Varianten eigene Erfahrungen gesammelt hat. Umso bedauerlicher
sein Eingangsstatement zu der Novemberausgabe, dass er die Newsletter zwar
weiter herausgeben wird, die Taubenhaltung aber aufgegeben hat.
Ein herber Verlust für alle genetisch Interessierten!
Pencil in Pigeons
In the November issue of Lester Paul Gibson’s Genetic Newsletter again
pencil and the thesis is discussed that gazzi, recessive white and pencil
might be allelic. However, as was still shown by Andreas Leiß in an
article in the Geflügel-Börse in 2003 this thesis conflicts with the
observation that pure strains of penciled Strasser and Hana-Pouters with
the typical gazzi trait exist. Gibson remembers on some of his early
findings, e.g. that test mating with “Brüster” pigeons proved that at
least some of them genetically carry the trait gazzi. Thus tests with such
birds might be misleading. It was shown in the book “Tauben. Züchten mit
System”, published in 1994, that matings between pieds of different kinds
regularly produce “intermediate” types. The result of a pied progeny
therefore cannot be taken a proof that otherwise recessive traits are
allelic.
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