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Eine neue Rasse, Variante einer Rasse oder Ausschlussfehler?

A New Breed, Variation of an Existing Breed or Severe Deficiency?

 

Die abgebildeten Tauben wurden auf einem Taubenmarkt zum Verkauf angeboten. Sie gehörten zu einer ganzen Gruppe, die alle diese merkwürdig zerschlissenen Federn im Körperuntergefieder und die sich nicht flach entfaltenen Schwanzfedern zeigten. Bei Einzeltieren findet man ähnliche Erscheinungen gelegentlich, auch als Folge von Krankheiten, in dieser Häufung aber kaum einmal. Mit Seidenfiedrigkeit bis hin zu stacheligen, sich nicht öffnenden Federn bei 'Porcupine', sind etliche Abweichungen der Federbeschaffenheit vom Wild-Typ bekannt, sie sind mit dieser Art aber nicht identisch.

Danziger spliss IMG_4604 klein.jpg  Danziger SplissschwanzIMG_4605 klein.jpg

Abb. 1: Danziger Hochflieger mit Schwanzfederabnormitäten

 Wie solche Tauben in den Kanon der Taubenrassen einzuordnen sind, ist eine interessante Frage, an der man versuchen kann herauszufinden, wie man überhaupt Rassen definieren und voneinander abgrenzen kann. Was eine Rasse ausmacht, das hat schon zu jeder Zeit die Taubenzüchter beschäftigt. Und der Ehrgeiz, die eigene Region oder Heimatstadt mit dem Namen einer Taubenrasse zu verbinden, hat schon oft seltsame Blüten getrieben (vgl. dazu auch das Kapitel über die Abgrenzungen von Rassen im Buch 'Taubenrassen'). Unterschiedliche Strukturmerkmale findet man innerhalb vieler Rassen nebeneinander. Man spricht in solchen Fällen von Varianten innerhalb einer Rasse. So gibt es bei Eistauben Glattfüßige und Belatschte als unterschiedliche Varianten. Nönnchentauben dürfen glattköpfig oder rundhaubig sein. In anderen Ländern gibt es seidenfiedrige Pfautauben. Federstrukturunterschiede alleine machen also meist noch keine Rasse aus.

Varianten belatscht und glattfüßig bei Eistauben (Quelle: Axel Sell, Taubenrassen 2009)

Bei den Wammentauben bilden die Gelockten dagegen eine eigene Rasse. Leicht unterschiedliche Formulierungen zur Körperhaltung oder Kopfform tun in diesem und anderen Fällen den Satzungen genüge, die mehrere Unterschiede zwischen eigenständigen Rassen fordern. Waren die gezeigten Tauben nun eine neue Variation der Danziger Hochflieger mit 'gefalteten' und zerschlissenen Schwanzfedern. Warum keine Danziger mit Dachfedern? Oder kann man, wenn der SV dagegen protestiert, was er wohl tun würde, daraus eine neue Rasse schaffen? Oder handelt es sich um Danziger Hochflieger mit Ausschlußfehlern?

Allgemeine Ausschlußfehler sind nach der Musterbeschreibung der Tauben u.a. "einwandfrei feststellbare Mißbildungen des Gefieders". Nicht abschließend, aber als Beispiele werden aufgeführt: schiefer, offener und geteilter Schwanz, Dachfedern im Schwanz und Spaltfedern und Spaltschwanz. Ausnahmen bestehen ausdrücklich für Rassen, bei denen Abweichungen im Standard genannt werden. Für eine Schmöllner Trommeltaube wäre das Fehlen des im Standard geforderten Gabelschwanzes eher der Ausschlußfehler. Als  Danziger Hochflieger ausgestellt würden die eingangs gezeigten Tiere sicherlich von der Bewertung ausgeschlossen.

Mißbildungen des Gefieders haben sich inzwischen bei vielen Rassen eingeschlichen, ohne dass man das  Vertreter mit Kniffen, Spalten, Ansätzen zur Halskrause wurden auch auf den großen Schauen der letzten Jahre gezeigt und zum Teil hoch ausgezeichnet. Es schien auch lange niemanden zu stören. Vom Bundeszuchtausschuß (BZA) wurde jetzt auf der letzten VDT-Hauptversammlung die Zunahme von Halsspalten seitlich und vorn als 'schleichendes Problem' erkannt. Auf dieser Homepage und auch im Buch 'Pigeon Genetics' wurde in der Vergangenheit bereits vor Jahren darauf hingewiesen.

Gefiedermißbildungen auf den Ausstellungen (Quelle: Axel Sell, Pigeon Genetics 2012).

Bei einigen Rassen mit ausgeprägter Federfülle, wie z.B. Englische Long Faced Tümmler, fällt es auf manchen Schauen schwer, überhaupt noch einen Vertreter ohne diese Merkmale zu finden. Inzwischen wurde diese Mißbildungen in einigen internationalen Taubenzüchterforen schon als Besonderheiten positiv hervorgehoben, vielleicht wechseln einige Rassen in einigen Jahrzehnten in die Gruppe der Strukturtauben.

Literatur:

 

A New Breed, Variation of an Existing Breed or Severe Deficiency?

The pigeons shown in Fig. 1 were offered at a pigeon market in North Germany for sale. They belonged to a group, which had all these strange tattered feathers in the lower body plumage and untypical tail feathers. It is not uncommon to find such phenomena in individuals, and they may be traced back often to malnutrition or severe illness, however, usually it is not seen in this accumulation. With Silky up to Porcupine several variations of feather structures exist but they are not identical with this type.

It is an interesting question how these pigeons are to be classified in the canon of fancy breeds. Different structural features can be found within many breeds side by side. Those are called variations within a breed. So there are Ice Pigeon clean legged and muffed, German Nuns plain-headed and shell crested. In other countries silky Fantails exist. Dewlaps with small curls on the other side are considered a separate breed. Slightly different formulations for posture or head shape do in this and other cases to qualify them to be called a different breed.

Are the pigeons shown at the market now a new variation of the Danzig Highflyers with a 'folded' and tattered tail? Or, if the Special Club will oppose, what is what he probably will do, may they be the base to create a new breed? Or are they simple Danzig Highflyers with faults or shortcomings that exclude them from the shows? Such exclusion faults are according to the Book of Standards inter alia identifiable malformations of plumage, and as examples lop-sided tail, open and split tail, roof  feathers in the tail, split tail, etc. Exceptions are made expressly for breeds where deviations are mentioned in the standard. For Schmöllner Trumpeter the absence of the required standard fork tail would rather be the exclusion error. Shown as Danzig Highflyer the birds from the pigeon market would for sure be disqualified due to serious malformation.

Malformations of the plumage, however, are not exceptional in many breeds. Representatives with different malformation like vertically cease on the breast, feather ornaments like small frills, etc. were shown on the big shows of recent years and awarded partly high. It seemed to have not disturb anyone for a long time. From the Committee responsible for standard affairs in Germany now on the last General Meeting of the German Association of Pigeon Breeders the increase of such malformation was recognized as 'creeping problem'. On this website and also in the book 'Pigeon Genetics' the topic was still discussed several years ago. In some breeds such as English Long Faced Tumblers, it is hard on some shows, even still to find a representative without these features. Meanwhile, the adverse structure was even highlighted positively in some international pigeon breeders forums as a specific. Perhaps some breeds may change in a few decades to the group of structure pigeons.