Fußangeln bei der
genetischen Klassifizierung von Taubenfärbungen : Maser und Pencil
Die Frage, um was
es sich bei einem im Foto gezeigten Dunkelmaser der Danziger
Hochflieger handelte, entschieden in einer Genetikgruppe rund 40%
der sich kompetent Fühlenden für ‚Pencil‘, wenn die direkten
Antworten und dazu gegebenen ‚Likes‘ addiert werden. Ein Drittel
votierte für ‚Schimmel und Smoky‘, was in die richtige Richtung
wies. Abgeschlagen dahinter der Verweis auf die dunkle Variante der
Maserfärbung als Farbenschlag der Danziger Hochflieger mit 15%, wenn
der eigene Beitrag und die Zustimmungen dazu bei der Berechnung der
Prozente ausgelassen werden.
Abb. 1: Danziger
Hochflieger bei Schachtzabel 1910, Dunkelmaser 3. von links.
Grund für die
überwiegend falsche und ungenaue Einordnung sind Darstellungen in
der Literatur. So zeigt Levi 1965 einen Hellmaser als ‚Mottle‘. In
einer anderen genetischen Schrift wird ein Maser der Gruppe der ‚Pencil‘
zugeordnet. Der von den Briver Farbenköpfen mit dem Faktor Pencil
abweichende weiße bzw. schimmelige Kopf der Maservariante wird als
Weißkopf (Baldhead) fehlinterpretiert, eine begriffliche und
sachliche Fehleinschätzung, die es Wert wäre, gesondert behandelt zu
werden.
Abb. 2: Danziger
Hochflieger Hellmaser bei Levi 1965 (als ‚mottled‘ klassifiziert)
Wahrscheinlich
waren die Zuordnungen zu ‚Mottle‘ und zur Pencil-Gruppe Vermutungen,
die von Lesern als Fakt verstanden wurden. Getestet wurde nicht,
denn sonst wäre aufgefallen, dass nicht nur Details der Färbung,
sondern auch der Erbgang anders sind.
Abb. 3: Blaue und
schwarze Briver Farbenköpfe und Strasser schwarz-gesäumt. Quelle:
Pigeon Genetics 2012
Abb. 4: F1
der Paarung einer dominant weißen mit einer blauen Schaukappe und
Hellmaser und Dunkelmaser bei Danziger Hochfliegern. Quelle: Pigeon
Genetics 2012
Die Anlage für
die Maserfärbung ist, wie die Färbung von Streifern und anderen
Schimmelvarianten, oft unter Dominant Weißen der Rassen verdeckt
vorhanden. Sie kann bei fortgesetzten Rückpaarungen an Farbige
aufgedeckt werden. Die durch Rückpaarungen aufgedeckten
Schimmelvarianten sind alle dominant, denn die durch die farbigen
Mütter mischerbigen Tiere zeigen sie. Die eigenen auf den
beigefügten Bildfolgen gezeigten Kreuzungen sind im anderen
Zusammenhang entstanden, laden aber vielleicht dennoch zu eigenen
systematischen Untersuchungen ein.
In der ersten
Bildsequenz die Paarung eines dominant weißen Flugstralsunders mit
einer aschfahlen Pommerschen Schaukappen. Meist kommen aus Paarungen
von Dominant Weißen mit Farbigen Weiße mit wenigen farbigen
Abzeichen heraus (Abb. 3 links). In diesem Beispiel ein Rotstreifer
(Abbildung 5 in der oberen Reihe). Dieser Rotstreifer der F1
brachte, rückgepaart an eine bindige Platinfarbene, zahlreiche
Jungtieren wie die in der unteren Reihe abgebildeten beiden hervor.
Auch Streifer waren dabei und einer davon wurde in der Zucht wieder
eingesetzt (Abb. 6).
Abb. 5: F1
und Rückpaarung an farbige Pommersche Schaukappen bei Kreuzungen mit
Flugstralsundern. Quelle: Taubenzucht. Möglichkeiten und Grenzen
züchterischer Gestaltung, 2019.
Die Abbildung 6
zeigt rechts zwei Jungtiere eines Rotstreifers aus der in Abb. 5
gezeigten Rückpaarung an eine platinfarbene Schaukappe mit
Farbausbreitungsfaktor. Auch diese beiden Jungtiere sind nur
mischerbig für den sich dominant durchsetzenden Maser- bzw.
Schimmelfaktor.
Abb. 6: Zweite
Rückpaarung an farbige Pommersche Schaukappe mit maser- bzw.
schimmelartigen Jungtieren
Literatur:
Levi, W., Encyclopedia of Pigeon Breeds, Jersey City 1965.
Schachtzabel, E.,
Illustriertes Prachtwerk sämtlicher Tauben-Rassen, Würzburg o.J.
(1910).
Sell, A., Pigeons Genetics. Applied Genetics in the Domestic Pigeon,
Achim 2012
Sell, A.,
Taubenzucht. Möglichkeiten und Grenzen züchterischer Gestaltung,
Achim 2019.
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