Gascogne Tauben aus Frankreich -
Gascogne Pigeons from France
Aus der Veröffentlichung eines Fotos im Schaubericht über die
VDT-Schau in Erfurt im November 2016 hat sich eine Diskussion über
die Rasse angeschlossen. Ausgestellt wurden sie als Rauchblaue ohne
Binden. Nach dem französischen Standard sollen sie ausgebleichte
Binden haben ('comme voilée' - wie verschleiert oder vernebelt).
Diese sollten damit nur angedeutet scheinen. In der Genetik ist eine
ähnliche Erscheinung als 'erased', ausradiert bekannt. In
französischen Blogs gab es darüber Dispute. Einige Teilnehmer
verwiesen auf die Tradition, andere empfahlen die Einkreuzung
anderer Rasse wie hohlige Coburger Lerchen. Wohl nach dem Motto,
wenn man die Binden kaum sehen soll, dann läßt man sie am besten
verschwinden und züchtet Blaue ohne Binden. Dem Rat sind die
Ausstellungszüchter wohl gefolgt, denn die ursprünglich noch
sichtbaren Binden sind nicht mehr zu erahnen. Im Bild jeweils eine
Gascogne Taube von der Schau in Erfurt und von der letzten
Europaschau in Metz

Fig. 1: Gascogne Taube als Neuzüchtung
VDT-Schau Erfurt; Fig. 2: Gascogne Taube Europaschau Metz 2015
(Foto: Andreas Boisits)
Bei der Besprechung der Neuzüchtungen in der Geflügel-Zeitung Nr.
1 von 2017 wird bei den ausgestellten Gascogne Tauben richtig
angemerkt, dass sie für Rauchblau nicht den dort üblicherweise
vorhandenen hellen Schnabel hatten. Die Ähnlichkeit mit den
Münsterländer blauhohligen Feldtauben und die Notwendigkeit der
Abgrenzung voneinander wurde betont. Dass die Tauben im Hinblick auf
die Binden nicht dem Standard entsprachen, wurde dabei übersehen.
Allerdings nicht verwunderlich, denn auf französischen Ausstellungen
wird von Preisrichtern und Zuchtausschüssen die Veränderung der
letzten Jahrzehnte auch nicht gesehen. Archive und Aufzeichnungen
zur Entwicklung von Rassen, die eine Orientierung und eine
Beobachtung der Entwicklungsprozesse deutlich machen könnten,
existieren oder funktionieren in den Rassetaubenorganisationen
offenkundig nicht. So werden z.B. für Rassen nicht unwichtige
Größenangaben in den Standards aus nicht nachvollziehbaren Gründen
in deutschen Standards abgelehnt, sonst hätte man beim Vergleich von
Münsterländer Feldtaube mit vielleicht 400 g und dem in Frankreich
für Gascogne Tauben geforderten Gewicht von 600-700 g nicht lange
nach Unterschieden suchen müssen. Das sind Fehler des Systems. In
diesem Fall führen sie dazu, dass durch die organisierte
Rassetaubenzucht und das Ausstellungswesen altes Kulturgut wie die
ursprüngliche Gascogne Taube nicht bewahrt, sondern vernichtet wird.

Fig. 3 und 4: Gascogne Taube auf der
88. Schweizer Taubenschau neben einem blauhohligen Italienischen
Mövchen (Fotos: Layne Gardner)
Gezeigt hier auch eine Gascogne Taube auf der 88. Schweizer
Taubenschau neben einem blauhohligen Italienischen Mövchen. Wenn man
bei Gascogne Tauben eine Binde 'erahnt', dann sollte man auch bei
dem mit V als hohlig bewerteten Mövchen eine Binde erahnen.
Schließlich u.a. ein historisches Foto von Karl Stauber aus dem Buch
von Schütte/Stach/Wolters und aus dem Internet Bilder einiger
ursprünglicher Gascogne Tauben mit ausgebleichten, vernebelten oder
verschwommenen Binden, wie es immer noch im offiziellen Standard
verlangt wird.

Fig. 5: Gascogne Tauben aus:
Schütte/Stach/Wolters, Handbuch der Taubenrassen, Bottrop 1994; und
Fig. 6: Bleu de Gascogene 2008,
http://avicultureroulemapoule.over-blog.com/article-22318426.html

Fig. 7: Gascogne Tauben im Vordergrund
mit blaubindiger Brieftaube und Ringeltaube im Hintergrund
(papi62630.skyrock.com)
Gascogne Pigeons from France:
From the publication of a photo in the report about the VDT show in
Erfurt in November 2016 (Fig. 1), a discussion about the breed has
followed. They were exhibited as smoky blues without bars. According
to the French standard, they should have their bars covered by a
smoke-screen (voilée). Thus they be present but hardly visible. In
genetics, such or a similar phenomenon is known as 'erased'. In
French blogs there were disputes about this matter. Some
participants referred to the tradition of the breed with 'shadowed'
bars, others recommended outcrosses upon other breeds like Coburg
Lark to replace the erased bars by the barless pattern. Probably
according to the motto, if one should hardly see the bars, then they
are best left disappearing and breed blue barless pigeons. This
advice was probably followed by the exhibitors of this rarity. The
Gascogne pigeons were shown as 'smoky-blues' in Erfurt to get
accepted in the German Book of Standards as an exhibition breed with
a written German Standard. In a comment from the Standard Committee
in the Journal 'Geflügel-Zeitung' 1/2017 the lacking light beak
color that is typical for smoky-blue and the similarity with the
Münsterländer blue-barless Field Pigeons and the need of demarcation
between both breeds were emphasized. However, no word that the
pigeons did not meet the standard with regard to the shadowed bars.
Not surprisingly, however, since the change is not seen in the
French exhibitions either. Neither by the judges nor by breeding
committees of the Pigeon Breeders Associations. Archives and records
on the development of breeds, which make an orientation and a
monitoring of the development processes of breeds possible, seem not
to exist or function. In the standards, length and weights
measurements are rejected for non-comprehensible reasons in
Germany; otherwise, comparing the Münsterländer Field Pigeon with
perhaps 400 g and the weight of 600-700 g required in France for
Gascogne pigeons would not have been a great problem. These are
obvious failures of the systems of the organizations of fancy
breeders. Here, they have in consequence that organized fancy pigeon
breeding and the exhibition system do not preserve old cultural
heritage like the original Gascogne pigeon but in contrast help to
destroy it.
Shown in this report is
a Gascogne pigeon from the show in Erfurt (Fig. 1), another one from
the last European Show in Metz (Fig. 2) and finally one from the
88th Swiss pigeon show 2009 (Fig. 3). That Gascogne pigeon is shown
next to a blue-barless Italian Owl (Fig. 4). Those who see the
required screened bars on this Gascogne pigeons, should also see a
bar at the Owl graded with excellent (V) as a blue barless according
to the standard. But there is none. Finally, a historical photo from
Karl Stauber (Fig. 5), and from the internet some Gascogne pigeons
with nebulized bars from France (Fig. 6 and Fig. 7) that seem next
or identical to the original breed. In the
background a blue bar homer and a wild ring-neck dove (ramier).
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