Bericht über die 6.
Revierschau am 9. und 10. Januar in Dortmund 2016

Die
jetzt bereits 6. Revierschau fand am 09. und 10. Januar 2016 in
Kooperation mit der Deutschen Brieftaubenausstellung statt. Die etwa
1.700 Tiere standen in der selben Halle neben den rund 1.200 in der
Brieftaubenausstellung gezeigten Tieren. 30 % von diesen waren aber
schon keine für den Wettflug eingesetzte Tauben mehr, sondern
Schönheitsbrieftauben. In kurzer Zeit hat sich das Erscheinungsbild
deutlich von dem der Wettflugtauben entfernt. Das zeigte schon der
Vergleich der beiden blaubindigen Standardbrieftauben aus den
Leistungsklassen mit dem schönsten Täuber aus der reinen
Schönheitsklasse am Eingang der Schau.

Abb. 1:
Standardmännchen und Standardweibchen aus der Leistungsklasse (links
und Mitte), schönster Täuber der Schönheitstauben auf der
Brieftaubenausstellung
Es
setzt damit auch bei den heutigen Schönheitsbrieftauben die wohl
zwangsläufige Entwicklung zu einer auf Schönheit gezüchtete
Rassetauben ein. Das hatte in England schon um 1870 zur Abspaltung
zunächst des aus Belgischen Brieftauben (nach dem Verschiffungshafen
in England Antwerps genannt) Show Antwerps geführt, etwas
später zur Abspaltung des Show Homers, denen viele weitere
Abspaltungen von der Brieftaube bis in die heutige Zeit folgten.
Auch die Deutsche Schautaube hatte ursprünglich als Deutsche
Ausstellungsbrieftaube begonnen und wurde unter diesem Namen im Buch
von Schachtzabel 1910 abgebildet. Die Deutsche Schautaube von 1954,
wie sie in der Monographie von Weger dargestellt wurde, unterschied
sich damals kaum von den heutigen neuen Ausstellungsbrieftauben und
der Polnischen und Belgischen Ausstellungsbrieftaube. Wer sich
ernsthaft für eine der Rassen dieser Rassegruppe interessiert, dem
sei ein Blick in das Buch 'Brieftauben und ihre Verwandten'
empfohlen. Man kann die eigene Rasse nicht verstehen, wenn man ihre
Entwicklung und ihre Verwandten nicht kennt.

Abb. 2:
Deckblatt der Buches Brieftauben und ihre Verwandten, Abb. 3.
Deutsche Schautaube nach 1950 aus der Broschüre von Richard Weger,
Die Deutsche Schautaube, Bochum 1954, abgebildet auf S. 102 im Buch
'Brieftauben und ihre Verwandten'.
Show
Antwerps wurden hier nicht gezeigt und sind inzwischen sehr selten
geworden. Einige von ihnen unterscheiden sich bis auf die fehlende
Mövchenkrause wenig von den ebenfalls sehr selten gezeigten
Englischen Owlmövchen. Beide werden möglicherweise bald ersetzt
durch die als Ausstellungstauben wieder entdeckten Barbets
und Lütticher Schönheitsbrieftauben. Beide Rassen sind zur
Zeit wohl noch etwas kleiner. Da Größenangaben in den Standards
meist fehlen, ist auch das kein klares Unterscheidungsmerkmal.
Show Homer waren in Dortmund nicht zu sehen und sind ebenfalls
sehr selten geworden. Sie wurden vertreten durch eine große Anzahl
von Show Racern, die in die Rolle der Show Homer, wie sie vor
einigen Jahrzehnten noch ausgesehen hatten, hineinzuwachsen
scheinen.

Abb. 4:
Show Racer dunkel, Abb. 5: Ungarische Ausstellungsbrieftaube in der
Voliere
Passend als Übergang zu den Reisebrieftauben war gleich die Nr. 1
bei den Rassetauben durch eine Voliere von Ungarischen
Schautauben in unterschiedlichen Farbenschlägen belegt. Sie
sehen insbesondere in den Kopfpunkten noch wie viele Brieftauben
aus, besitzen aber eine wesentlich größere Gestalt. Die kurzen
Latschen erinnern an viele alte Brieftaubenstämme, die dieses
Merkmal auch besaßen. Die Rasse ist in Österreich und Ungarn wohl
schon relativ gut verbreitet, zur Zeit in Deutschland aber noch
nicht als Rasse anerkannt. Show Racer waren mit 114 Nummern
vertreten, darunter auch einige bei den Brieftauben seltene Farben
wie Indigo, mit 190 Nummern noch stärker zeigten sich die
Niederländischen Schönheitsbrieftauben. Zwei davon waren
blauhohlig, ein alter Brieftaubenfarbenschlag, den man bei den
Brieftauben aber vergeblich suchte.

Abb. 6:
Niederländische Schönheitsbrieftaube blau mit Binden, Abb. 7:
Niederländische Schönheitsbrieftaube blau ohne Binden
In
England und später auch in den USA wurden von der Belgischen
Brieftaube ausgehend durch Kreuzungen das extrem lange Gesicht der
Exhibition Homer erzüchtet, von denen eine größere Anzahl mit
ausgezeichneten Rassemerkmalen gezeigt wurde.

Abb. 8:
Exhibition Homer rotfahlgehämmert Kopfstudie, Abb. 9: Exhibition
Homer rotfahlgehämmert
Die
Genuine Homer sind im Typ stärker der Brieftaube verhaftet
geblieben und werden durch eine besondere Gesichtsform
charakterisiert. Die Polnischen lichtblauen Schönheitsbrieftauben
hatten eine große Ähnlichkeit mit vielen in der Schönheitsabteilung
der Brieftaubenschau gezeigten Tiere. Ähnlich lichtblaue Tiere gibt
es auch da, wobei die Färbung aber beliebig ist. Die Bewertung
erfolgt auch in der Hand, in der Knochenbau, Form und Festigkeit des
Rückens etc. nach Punkten beurteilt wird. Die meisten lichtblauen
Schönheitstauben bei den Brieftauben hatten eine aufgehellte
Bindenfärbung statt der schwarzen Bindenfärbung der Polnischen.

Abb. 10:
Polnische Ausstellungsbrieftaube lichtblau mit Binden, Abb. 11:
Genuine Homer blauschimmel
Indirekt mit den Brieftauben verwandt sind die Spanischen
Erdbeeraugen, da sie mit dem Indianer verwandt sind, die wie der
hier auch gezeigte Englische Ausstellungscarrier auf die
Türkische Tauben zurückgehen dürfte, die in früher Zeit im
türkisch/arabischen Raum als Brieftaube verwendet wurde.

Abb. 12:
Kopfstudie einer roten Spanischen Erdbeeraugentaube, Abb. 13:
Spanische Erdbeeraugen rot gescheckt, Abb. 14: Carrier gelb
Aus
diesem Raum stammten auch die Wammentauben und verwandte Rassen, die
in Deutschland auch eher selten sind, im Dortmunder Raum aber immer
in hervorragenden Kollektionen gezeigt werden. Hier standen Abu
Abse Wammentauben, Gelockte Wammentaube, Syrische und
Basraer und auch wieder Libanontauben. Auch
Damascener waren zu sehen.

Abb. 15:
Gelockte weiße Wammentaube. Abb. 16: Abu Abse Wammentaube
Gezeigt wurden unter den Formentauben Steinheimer Bagdette,
eine größere Anzahl von Kingtauben, Deutsche Modeneser,
einige wenige Strasser u.a.
Abb. 17:
Deutscher Modeneser Gazzi blau mit schwarzen Binden, Abb. 18:
Rafenokröpfer aschfahl
Bei
den Kröpfern wurden neben Gentern, Steigerkröpfern,
Schlesischen Kröpfern, Norwichkröpfern, Amsterdamer und
Brünnern wiederum auch viele Iberischen Kröpfertaubenrassen gezeigt:
Rafenokröpfer, Jiennensekröpfer, Sevillano,
Granadino und Canario Kröpfer. Bei den Rafenokröpfern
wiederum einige der attraktiven hellen Aschfahlen. Bei den
Jiennensekröpfern waren etliche in der AOC-Klasse ohne Farbangabe
gemeldet, äußerlich schien es sich um Faded (Kennfarbigkeit) oder
ähnliches zu handeln. Ein als Rotfahler gemeldeter war ein
Braunfahler, ein als kennfarbig rot gemeldeter Täuber mag ein zu den
faded Weibchen passender Täuber auf rotfahler Basis gewesen sein.
Die Aufhellung wäre dann aber wesentlich geringer bei diesem Typ von
Faded als bei kennfarbigen Texanern.

Abb. 19:
Jiennensekröpfer 1,0 braunfahl (in 671 als rotfahl gemeldet), Abb.
20: Jiennensekröpfer 0,1 in der AOC, äußerlich wie eine kennfarbige
Täubin (faded), Abb. 21: Jiennensekröpfer 1,0 in 684 als faded rot
gemeldet. Abb. 22: Canario Kröpfer in der AOC, äußerlich ein
Blauscheck mit Sooty im Schild und schilfigen Aufhellungen im
Schwanz
Farbentauben sind traditionell auch gut vertreten, hier u.a. durch
Gimpel, Nürnberger Schwalben und Lerchen,
Fränkische Samtschilder, Thüringer Flügel- und Schildtauben.
Bei den Feldfarbentauben auch einige der zartfarbenen
Isabellen. Genetisch sind es spalterbige Dominant Opal auf reinerbig
rezessiver Basis. Anders ausgedrückt, Rezessiv Rote mit dem
Erbfaktor Dominant Opal. Auch Schweizer Farbentauben wie Luzerner
Einfarbige Weiße und Gold- und Kupferkragen wurden
gezeigt.

Abb. 23:
Nürnberger Lerche mit Binden, Abb. 24: Feldfarbentaube isabell, Abb.
25 Arabische Trommeltaube gelb-atlasfarbig
Bei
den Trommeltauben waren Deutsche Doppelkuppige und
Arabische gelb-atlas vertreten, bei den Strukturtauben standen
Lockentauben, Altholländische Kapuziner und
Pfautauben. Auch Mövchen sind traditionell gut vertreten, neben
Einfarbigen Mövchen, z.T. in Braun und khaki und das auch in
gescheckt wieder Anatolier und bei den Orientalischen
auch Goldsulfur. Auch Altdeutsche Mövchen zeigen in vielen
Farbenschläge ihre Beliebtheit. Im Bild eine Variante der Aschfahlen
mit einer aus der Distanz attraktiv erscheinenden Säumung. Auch
Figurita fehlten nicht, dabei auch eine der neu anerkannten
Rauchblauen.

Abb. 26:
Orientalisches Mövchen goldsulfur, Abb. 27: Figurity Mövchen
rauchblau, Abb. 28: Altdeutsches Mövchen rotgesäumt
Langschnäblige Tümmler waren in mehreren Kollektionen zu sehen, so
neben Hannoverschen auch zwei seltene blaufahle Bremer.
Die Bremer Tümmler weisen die Besonderheit auf, dass sie ziegel- bis
kirschrote Augen haben sollen, wobei um die Pupille noch ein heller
bis weißer Ring laufen soll, hier gezeigt auf einem anderen Foto bei
einem schwarzen Weißschlag.

Abb. 29:
Bremer Tümmler blaufahl mit Binden, Abb. 30: Gewünschtes Auge bei
einem schwarzen Weißschlag der Bremer Tümmler, Abb. 31: Kölner
Tümmler hellgrau-dunkelgesäumt
Gezeigt wurden auch Kasseler, Stralsunder, Niederländische
und Kölner Tümmler. Bei letzteren auch einiger der auf den
Faktor Reduced zurückgehenden Hellgrau-Dunkelgesäumten. Nach
Elsterpurzlern wurden auch Portugiesische Tümmler in
größerer Zahl gezeigt. Einer größeren Beliebtheit scheinen die
"Dreifarbigen Bronze" zu besitzen, Tiger-/Schimmelvarianten mit viel
Bronze. Die drei Farben sind bläulich/schwarz, weiß und bronze. In
den USA und in England werden sie bei Rollern Tortoiseshell genannt.

Abb. 32:
Portugiesischer Tümmler dreifarbig bronze, Abb. 33: Wiener Tümmler
Kiebitz gelb, Abb. 34: Wiener Tümmler blau mit Binden (Dirty-blau)
Altösterreichische Kiebitze
wurden gezeigt. Die Augenfarbe soll wohl dunkel- bis hellbraun sein,
was nicht überall erfüllt war. Wiener Kiebitze waren eine
Nummer kleiner und zarter und schlossen sich an Blaubindige mit
einem dunklen Dirty-Blau an. Wiener Weißschilder in rot waren
auch wieder vertreten.

Abb. 35:
Wiener Weißschild rot, Abb. 36: Erlauer Tümmler blau mit Binden (Dirty-blau),
Abb. 37: Rumänischer geelsterter Bärtchentümmler rot
Orientalische Roller
waren in vielen Farben vertreten, Debreciner in Rot, Gelb
sowie Vielfarbig mit Nebenfarben wurden gezeigt. Feleyghazer
Tümmler hatten eine große Schau mit vielen Farbenschlägen,
Südbatschkaer, Koröser, Erlauer, Szolnoker
rot- und gelbgeganselt und schöne Rumänische geelsterte
Bärtchentümmler mit einer intensiven Färbung schlossen sich an.
Mit ganz so tiefen Stand hatte der Berichterstatter sie allerdings
nicht in Erinnerung.
Abb. 38:
Debreciner Roller vielfarbig, Abb. 39: Debreciner Roller gelb, Abb.
40: Südbatschkaer Tümmler weiß
Den
Abschluß bildeten Budapester Kiebitze, Gumbinner
bestrümpfte Weißköpfe und einige Berliner Kurze, bei
denen man mit den Ausdrücken wie perlfarbig für Blaufahle und
isabellfarbig für bei anderen Rassen Khakifahle auch noch einen
Sprachkurs mitbekam.

Abb. 41:
Gumbinner Weißkopf bestrümpft, schwarz, Abb. 42: Berliner Kurze
perlfarbig und Abb. 43: Berliner Kurze isabell
In
der Verkaufsschau standen verschiedene Rassen wie auch die eingangs
gezeigten Hubbeltauben als reine Nutztauben. |