Schnabellänge bei Haustauben im Fokus
Bei Kreuzungen ist man überrascht, wie schnell sich einige rezessive
Merkmale bei Rückpaarungen an den Partner mit den rezessiven
Merkmalen wieder bei einem Großteil der Nachkommen zeigen. Das
zeigte sich auch bei den aktuellen Mövchenkreuzungen. Bilder sagen
mehr als Worte, daher zunächst Fotos einer jungen Täubin und eines
jungen Täubers aus der ersten Rückpaarung. Überraschend für manche
vielleicht, wie schnell sich die korrekte Schildscheckung bei einem
Großteil der Jungtiere wieder durchsetzt, das ist hier aber nicht
das Thema.

Jungtiere der ersten Rückpaarung aus einer Mövchenkreuzung an eine
Mövchentäubin
Im Bild ein Jungtäuber und eine Jungtäubin einer solchen Rückpaarung
an Altdeutsche Mövchen. Die Großeltern waren ein einfarbiger Täuber
der Pommerschen Schaukappen und eine gelbe Täubin der Altdeutschen
Mövchen. Bei den Jungtieren daraus fehlte die Mövchenkrause. Die
Schnabellänge lag zwischen der der beiden Eltern.

Ausgangspaarung Pommersche Schaukappe an Altdeutsches Mövchen
(links) und Rückpaarung eines Sohnes der F1 an Altdeutsches Mövchen
(rechts)
Die Rückpaarung eines Täubers der F1, wie die erste
Generation abgekürzt wird, ergab u.a. die beiden gezeigten Tiere der
ersten Rückkreuzugen. Es sind Tiere der ersten Rückpaarung an
Mövchen, und wenn man das kurz schreiben will, kann man das durch R1
zum Ausdruck bringen. Im englischen Sprachraum
spricht man von back cross und schreibt gelegentlich BC1. Es sind
keine Tiere der F2, wie man in einem kürzlich in der
Fachpresse erschienen Artikel über Kreuzungen lesen konnte. Das
wären Ergebnisse der Paarungen der F1 untereinander.
Am Rande vermerkt macht diese fehlende Unterscheidung zwischen
Rückpaarung und Aufspalten sehr viele Berichte von Züchtern für
genetisch Interessierte wertlos. Es läßt sich nicht nachvollziehen,
was der Züchter gemeint und verpaart hat und worauf sich seine
Ergebnisse beziehen.
Interessant ist an dem Beispiel der Mövchenkreuzung u.a. die
Schnabellänge bei der Rückpaarung. Sie erreicht bei einem Teil der
Nachkommen die Kürze der Mövchen. Über die Vererbung der
Schnabellänge ist man durch länger zurückliegende wissenschaftliche
Untersuchungen gut informiert. Traditionell wurde mit Erbversuchen
und Auswertung der F1, F2 und wechselseitigen
Rückpaarungen gearbeitet. Die Norweger Christie und Wriedt hatten
für ihre Untersuchung des kurzen Schnabels bei Norwegischen Petenten
(Schildmövchen) Messungen bei 330 Tauben vorgenommen. Der Verfasser
hatte bei Kreuzungen mit kurzschnäbligen Tümmlern mehr als 100
Kreuzungstiere ausgemessen. Diese und weitere Untersuchungen sowie
daraus zu ziehende Schlussfolgerungen für die Zucht sind im Buch 'Pigeon
Genetics' dokumentiert. Die hier vorgestellten Mövchenkreuzungen
bestätigen auf einer kleineren Datenbasis die Ergebnisse der
norwegischen Wissenschaftler.
Interessant wird es sein, was bei den jetzt geplanten
molekulargenetischen Untersuchungen der Universität Utah
herauskommen wird. Tümmler und Mövchen sind in der Vergangenheit oft
miteinander gekreuzt worden. Es wird daher davon ausgegangen, dass
beide Rassegruppen die Kürze des Schnabel denselben Erbfaktoren
verdanken. Noch interessanter wäre es, wenn wir auf diese Weise
etwas mehr über die genetischen Hintergründe der vielen
Zwischentypen in der Schnabellänge erfahren könnten.
Literatur:
Christie und Wriedt, Die Vererbung von Zeichnungen, Farben und
anderen Charakteren bei Tauben. Zeitschrift für induktive
Abstammungs- und Vererbungslehre 32 (1923), S. 233-298.
Sell, Axel, Pigeon Genetics. Applied Genetics in the Domestic
Pigeon, Achim 2012.
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