Spielereien mit Schecken bei Haustauben
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Playing with Piebalds in the Domestic Pigeon
Die
Vielfalt an Scheckungen bei Haustauben ist weniger der
Züchtungskunst zu verdanken als dem Umstand, dass unterschiedliche
Erbfaktoren auf die einzelnen Federfluren wie Kopf, Handschwingen,
das Flügelschild und die Schwanzfedern wirken. Die in den Standards
aufgeführten Scheckungsmuster stellen aus dieser Sicht Kombinationen
farbiger bzw. weißer Federfluren dar. Grundlegende Muster der
Scheckungen als flächige Farbig-Weiß-Kontraste wurden schon 1923 in
einer Zeichnung bei Christie und Wriedt festgehalten.
Abb. 1:
Scheckungen bei Christie und Wriedt 1923
Die
Verpaarung von gescheckten Haustauben miteinander bringt in der
ersten Generation meist uneinheitlich gescheckte Jungtiere. In der
zweiten erscheint eine noch größere Anzahl an Mustern, die man durch
Selektion stabilisieren kann. Plausibel ist die Annahme eines
gemeinsamen Scheckfaktors, auf dessen Grundlage weitere Faktoren für
die konkreten Scheckungsmuster sorgen. Christie und Wriedt hatten
mit umfangreichen Testpaarungen versucht, die Erbgänge für die
Federfluren wie Schild, Schwingen, Kopf, Bauch und Schwanz sowie
genetische Koppelungen zwischen den vermuteten Erbanlagen zu
bestimmen, Sie verpaarten u.a. Elstern mit Schildmövchen. Mit ihrem
Ansatz kann man einige relativ konstant vererbende Scheckmuster
befriedigend erklären. Die Bedeutung sich überlagernder und
verdeckender (epistatischer) Wirkungen bleibt aber weiter eine
offene Frage. Die Abbildung von Peterfi 1963 geht auf diese
Untersuchungen zurück und zeigt die Uneinheitlichkeit der F1
und die weitere Aufspaltung der F2 am Beispiel der
Schild- und der Elsterscheckung.
Abb. 2: F1
und F2 bei Peterfi, übernommen in Sell, Pigeon Genetics,
Achim 2012, Fig. 240, Sell, Genetik der Taubenfärbungen, Achim 2015,
Fig. 569.
Für die
Uneinheitlichkeit der F1 hatte Arpad Cseplo in jüngerer
Zeit Beispiele für unterschiedlichen Scheckungen gezeigt. Die eigene
Kreuzung Elster x Schildmövchen zeigt für die erste Generation eine
noch größere Variation als bei Christie und Wriedt. Unter den Jungen
Weißschwingige wie der abgebildete Gelbe in Abb. 3 unten rechts,
aber auch Farbenschwänze. Gezeigt hier einer mit einigen farbigen
Schwanzfedern und mit leichter Schnippe, und ein weiterer mit
Schulterblattscheckung (Abb. 3 unten rechts und Mitte).
Abb. 3:
Pommersche Blaubunte x Altdeutsches Schildmövchen gelb mit drei
Jungtieren der F1; Pomeranian blue magpie tumbler x Old
German Shield Owls and three of their F1.
Die unterschiedlichen Ergebnissen im Vergleich
zu Christie und Wriedt bestätigen: Elster ist nicht Elster, und
verallgemeinert, im Erscheinungsbild ähnliche Scheckungen
unterscheiden sich in ihrem Erbverhalten.
Die Schulterblattscheckung war schon durch
Christie und Wriedt als Ergebnis in der F2 dokumentiert
worden. Hier ist sie bereits in der F1 gefallen (Abb. 3),
und zwar in Kombination mit einem farbigen Schwanz. Abb. 4 zeigt den
Unterschied zur Scheckung der Elstern.
Abb. 4:
Schulterblattscheckung im Vergleich zur Rückenabdeckung einer Elster
Interessant auch einige Schnippenmövchen, die
aus der ersten Rückkreuzung (R1) nach Verpaarung mit
Einfarbigen an Schildmövchen gefallen sind (Abb. 5) . Der hohe
Anteil an Jungtieren mit einer annähernd korrekten Schildscheckung
weist auf relativ enge genetische Koppelungen mit anderen
Federfluren hin.
Abb. 5: R1 an Schildmövchen nach einer ersten Paarung mit
Einfarbigem; first backcross to a Shield-Owl after a first cross
Self x Shield Owl
Untersuchungen und Erfahrungen mit
Scheckmustern sind in den Büchern 'Pigeon Genetics' und 'Genetik der
Taubenfärbungen' dargestellt. Unter den Scheckungen gibt es einige
spalterbige Muster, die im Zusammenwirken mit Nebenfarbenschlägen
sehr zuverlässig vererbt werden. Wer eine umfassende Erklärungen für
das Phänomen 'Scheckungen' anstrebt, sollte darüber zumindest
informiert sein. Aber auch diejenigen, die nicht so tief in die
Vererbungslehre eindringen wollen, können ihre Freude daran haben,
neue Scheckmuster durch Kreuzungen zu entdecken und durch Selektion
zu stabilisieren.
Playing with
Piebalds in the Domestic Pigeon
The variety of pied
markings in domestic pigeons is due not so much to breeding art, but
to the fact that different genetic traits affect the individual
feather tracks such as head, primaries, the wing shield and the tail
feathers. The pied markings listed in the pigeon standards represent
different combinations of white or colored feather tracks from this
point of view. Several main types of pied markings were shown and
investigated by Christie and Wriedt in 1923 (Fig. 1).
The
mating of piebalds with each other in the first generation often
produces non-uniformly pieds. In the second generation, F2,
there appears an even greater number of pied markings, Some of them
can be stabilized by selection. Plausible is the assumption of a
common pied factor, on the basis of which additional factors provide
for the concrete pied markings. Christie and Wriedt had tried with
test mating to determine the inheritance for the feather tracks like
shield, wings, head, belly and tail, as well as genetic linkages
between the suspected hereditary conditions. They crossed i.e.
magpies with shield owls. Their findings can explain some relatively
constant inherited pied markings. However, the significance of
overlapping and masking (epistatic) effects remains an open
question. The image based on the findings of Christie and Wriedt
presented by Peterfi in 1963 already shows the lack of uniformity of
the F1 and the further splitting of the F2
(Fig. 2). Arpad Cseplo had recently shown other examples of the lack
of uniformity of the F1. The own cross of magpie x shield
for the F1 shows an even greater variation with some
coloured individuals with white primaries, white youngsters with
some coloured tail feathers and a small spot, and a white
shoulder-marked one with colored tail (Fig. 3). We may conclude:
Magpie is not magpie. Generalized, similar piebalds can differ
genetically and that leads to unexpected results. Especially
interesting the shoulder pied marking (Fig. 3, 4) that still was
reported by Christie and Wriedt for the F2 of their
crosses. In the own test the marking still popped out in the F1.
Fig. 5 shows the difference to the magpie marking. Of interest also
the Spot-Owls derived from another mating, the backcross to a shield
owl after a mating self x shield owl (Fig. 5).
Previous investigations and experiences with pied markings are
presented in the books 'Pigeon Genetics' and 'Genetik der
Taubenfärbungen' and should be taken into account in attempts to
obtain comprehensive explanations for the different pied markings.
Some specific pied marking breed not true but predictable in
combination with related coloration within the breed. But even those
who do not want to dig into the basics of heredity could enjoy to
discover new pied markings by crosses of existing markings and to
stabilize them by selection.
Literature:
Christie, W./Chr. Wriedt, Die Vererbung
von Zeichnungen, Farben und anderen Charakteren bei Tauben.
Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre 32
(1923), S. 233-298.
Sell, Axel, Genetik der
Taubenfärbungen, Achim 2015.
Sell, Axel, Pigeon
Genetics. Applied Genetics in the Domestic Pigeon, Achim 2012.
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