Tauben auf der Europaschau in
Leipzig vom 8.12. bis 10.12.2006 (Teil 1)
(Pigeons
at the European EE Show in Leipzig 2006 (Part 1))
Kurz nach der Deutschen Taubenschau in Nürnberg
standen auf der Europaschau in Leipzig rund 28.000 Tauben, und das aus
vielen Ländern mit vielen Rassen, die man sonst in Deutschland nicht zu
sehen bekommt. Aber auch einige der seltenen oder selteneren deutschen
Rassen waren in größeren und zum Teil sogar unerwartet großen Kollektionen
erschienen. So im Wettbewerb um den Goldenen Siegerring allein 76
Altstämmer und 276 Stralsunder Hochflieger, es fanden sich 67
Gumbinner und 42 Elbinger Weißköpfe, um nur einige Rassen zu
nennen. In den folgenden Anmerkungen wird nur selektiv auf einige
Besonderheiten eingegangen werden können. Diese betreffen vor allem
genetische Aspekte, wenn angesichts der Fülle der Eindrücke durch die bei
uns weitgehend unbekannten ausländischen Rassen Hinweis darauf nicht
ausbleiben kann. Einige interessante Meldungen wurden auch erst nach der
Schau im Katalog entdeckt.
Den Anfang nach den zum Wettbewerb um den Siegerring
angetretenen Rassen machten wiederum die Römer, wobei man auf die
als „grau“ gemeldeten Tiere aus Frankreich gespannt sein durfte. Im Käfig
standen 3,2 davon, herausgestellt ein Alttäuber in Nr. 19773 mit sg 95E, aber
auch die anderen sehr typisch. Sie besaßen eine silbergraue Grundfärbung
und darauf mit unterschiedlicher Intensität schwarze Spritzer, so dass sie
eine Ähnlichkeit mit den bei den Orientalischen Rollern anerkannten
Silbersprenkeln haben.
Römer Qualmond (19772) und (19771)
Von der Form der Sprenkelung ausgehend dürften sie
aber in die Kategorie der Qualmondfarbenen fallen, von denen man auf der
VDT-Schau in Nürnberg ähnlich oder, unter Berücksichtigung natürlicher
Farbabweichungen innerhalb eines Farbenschlages, gleich gefärbte Syrische
Wammentauben zu sehen bekam. Bei den Romagnoli konnte man gespannt
sein auf die beiden als „Lila“ gemeldeten Tiere aus italienischer Zucht.
Im Käfig stand das, was die Amerikaner „Lavender“ und wir „Silber“ nennen
und gelegentlich auch bei Modena und anderen Rassen zu sehen ist. Über den
genetischen Hintergrund kann man ohne weitere Informationen nur
spekulieren, da ähnliche Erscheinungen nicht immer auf die gleiche
genetische Konstellation schließen lassen, wie auch jüngste Erkenntnisse
beim Faktor „Milky“ wieder gezeigt haben. Auf jeden Fall sahen sie nicht
anders aus als die später gezeigten farblich sehr sauberen silbernen Sächsischen
Kröpfer.
Romagnoli „lila“ (19905) Sächsischer Kröpfer silber (30792)
794 Deutsche Schautauben stellten wiederum
ihre Beliebtheit unter Beweis. Darunter nur ein einziges blaugehämmertes
Tier, eine Täubin mit g91. Gut vertreten waren dagegen wiederum die
Dunklen, und auch vertreten einige Dunkelgehämmerte und Dunkelgesäumte. Es
hat den Anschein, als wenn es bei der normalen Hämmerung so viele
Ansatzpunkte zur Kritik gibt, dass es erfolgsversprechender ist, die
dunkleren Varianten der Hämmerung zu züchten. Als Seltenheit zu sehen
waren auch sechs Blaue mit weißen Binden, die in anderen Rassen „hellblau
mit weißen Binden“ genannt werden. Schwingen und Schwanz sind aufgehellt
und auch die gesamte Grundfärbung ist heller als bei anderen Blauen mit
weißen Binden. Genetisch handelt es sich um Dominant Opal.
Deutsche Schautaube Hellblau mit weißen Binden (25006)
Lütticher Ausstellungsbrieftaube rotfahl ohne Binden (25638)
Ein guter Kontrast nach den Deutschen Schautauben die
mehr den Brieftauben verhaftet gebliebenen acht Niederländischen
Schönheitsbrieftauben und die vier Lütticher
Ausstellungsbrieftauben, die ursprünglich als Kreuzung von Mövchen und
Tümmlern entstanden sind und einen wesentlichen Baustein beim Entstehen
der modernen Reisebrieftaube darstellen.
Die danach stehenden Piacentini in schwarz,
weiß und rot waren so massig, dass sie fast nicht in die Käfige passten
und ähnelten vom Habitus eher den Römern, mit denen diese italienische
Rasse auch verwandt ist. Kleiner dagegen die Mariolinha-Wammentauben,
die Kreuzungen von portugiesischen Mariola-Wammentauben und Mövchen
entstammen sollen. Die Spanischen Erdbeeraugentümmler ähneln den Indianern
und dürften mit diesen verwandt sein. Bei den Carriern wieder
einige urige Gestalten und auch Färbungen wie die laut Katalog
„Blauschimmel“ und „Braufahlschimmel“, die in ähnlicher Färbung bereits
auf der VDT-Schau in Nürnberg gezeigt wurden und hier wie da nicht das
waren, was die Bezeichnung versprach. Der aus Frankreich stammende
Blauschimmel (25744) war ein spalterbiger Aschfahler, daher die grauen
Spritzer, der darüber hinaus noch eine maserähnliche Färbung aufwies mit
dem für Dunkelmaser typischen aufgehellten Kopf. Die aus Deutschland
stammende als „Braunfahlschimmel“ ausgestellte Täubin schien eine
Verdünntfarbene mit ähnlichem genetischen Hintergrund wie der davor
stehende Täuber zu sein.
Mariolinha rot (25655) Carrier „Blauschimmel“ (25744) Piacentino schwarz (25640)
Allein schon von der Färbung her interessant die
Tschechischen Bagdette, die bei den Weißbindigen die typische
Strichelbinde zeigten, wie wir sie von den Spaniertauben kennen, und bei
den Schwarzgeschuppten die Säumung, die wir bei Spaniertauben und bei den
Briver Schwarzköpfen haben. Der Unterschied zu diesen liegt äußerlich vor
allem in den Kopfpunkten, die bei den Tschechischen Bagdetten
indianerähnlich erscheinen. Bei den Schwarzschildigen sind der Flügel mit
Ausnahme des Schulterherzes sowie der Schwanz farbig. Die Polnischen
Warzentauben schienen zwischen Indianern und Wiener Kurzen angesiedelt
mit blassem Rand, indianerähnlich erschienen auch die dominant roten (als
rot gemeldet) Swietokrzyski Warzentauben.
Tschechische Bagdette schwarz geschuppt (26104) und schwarz-schildig
Triganini (Italienische Modeneser) sind bisher
nur als Gazzi in wenigen Farbenschlägen in Deutschland anerkannt. Hier
standen sie nicht nur als Gazzi (Strasserscheckung) in zusätzlichen
Färbungen wie weißbindig und blau-schimmel, sondern auch als Schietti
(vollfarbig) in blau-schimmel und brodoceci. Letztere besitzen ein dunkles
Blau mit bronzeartigen Binden, die an ausgefärbte „Ember-Varianten“
erinnern. Das sind im Jugendgefieder rezessiv rot erscheinende Tiere, die
nach der Mauser zum Teil braun-bronze, zum Teil aber auch
blau-bronzebindig ausmausern. Blau-schimmel scheint inzwischen eine
beliebte Bezeichnung zu werden, die alles abdeckt, das weißlich aussieht
und man anderweitig nicht unterbringen kann. Verwandtschaftliche
Beziehungen scheinen zu den Schwarz-Bronzefarbenschlägen zu bestehen, die
Aufhellungen zum Schild könnten auch von weiteren Faktoren des Toy
Stencil-Komplexes oder einem ähnlichen Faktor herrühren, der auch bei den
Katalanischen Tümmlern für Zwischenfarbenschläge sorgt. Das erklärt aber
noch nicht die feine schwarze Pfefferung im Schild. Die Rasse wird
sicherlich noch einige Überraschungen für das Ausstellungswesen bereit
halten.
Die Kropftaubengruppe wurde durch 129 überwiegend
elegante Altdeutsche Kröpfer eröffnet, farblich sehr schön als
Vorletzter der Gruppe eine Blaugescheckte mit deutlichem Kontrast von Blau
und Weiß, wie auch bei übrigen Tigern und Schecken eine einwandfreie
Aufteilung von weißen und farbigen Federn zu konstatieren war. Das traf
auf die nachfolgenden Ungarischen Riesenkröpfer als engste
Verwandte nicht zu. Der erste "Schwarztiger" war ein Schecke, die
"Schwarzsprenkel" waren zum Teil Schwarzschecken und zum andern Teil
Schwarztiger, ein Sprenkel war nicht darunter. Die Gruppe machte unter
anderem durch Stulpflügel und verdrehte Schwungfedern auch deutlich, dass
es sinnvoll sein kann, Zuchtzielen Grenzen zu setzen.
Altdeutscher Kröpfer 0,1 alt blau-gescheckt (29670)
Ungarischer Riesenkröpfer schwarz-gescheckt (als Schwarz-sprenkel
ausgestellt und bewertet) (29688)
Elegante Kropftaubenfiguren kamen wieder bei den
nachfolgenden Pommerschen Kröpfern zur Geltung, unter anderem bei
den seltenen Einfarbigen mit einer herausragenden blaugehämmerten Täubin.
Der Genter Verhemelstaart ist auch nur ein Farbenschlag der
Genter Kröpfer und steht für Blauschwänzig. Nach der
Musterbeschreibung soll der Oberkopf leicht blau gesprenkelt sein. Schwanz
mit Decken und Keil sollen wolkig hellblau mit dunkler Binde erscheinen.
Am vorgestellten Jungtäuber wurde die Kopfzeichnung moniert, im Schwanz
zeigte er schimmelige Aufhellungen, vielleicht Undergrizzle, vielleicht
versteht man darunter in Belgien auch „wolkig hellblau).
Pommersche Kröpfer 0,1 jung blaugehämmert Genter Kröpfer
Verhemelstaart blau (29925)
Französischer Kröpfer Kite (29970) Genter Kröpfer
blaugeherzt (29891)
Die Französischen Kröpfer dunkel-geherzt waren keine normalen
dunkel-geherzten, sondern zeigten über das gesamte Schild einen
Bronzeüberzug. Bei den Hana-Kröpfern wiederum wuchtige Gestalten in
schwarz-weißgeschuppt, die in der AOC-Klasse ausgestellte 0,1 Sulfur
dagegen zarter, eine Blaufahlgehämmerte mit Sulfuranflug über das ganze
Schild.
Bei den Starwitzer Flügelstellern viele Farbenschläge. Bei den zart
gefärbten Blaufahlen und Blaufahlschimmeln musste man schon genau
hinschauen, um die Unterschiede zwischen diesen beiden attraktiven
Farbenschlägen zu erkennen.
Starwitzer Flügelsteller blaufahl (32070) und
blaufahlschimmel (32161) Chorrerataube dun (41020)
Bei den Spanischen Kröpferrassen fanden sich bei den Marchenerokröpfern
wie schon auf der VDT-Schau in Nürnberg wiederum zahlreiche Tiere in den
seltenen Farbenschlägen in der AOC-Klasse. Darüber hinaus wurden aber auch
viele neue, bei uns bisher nicht anerkannte Rassen wie der Balearische
Kröpfer und andere spanische Rassen, aber auch Österreichische
Ganselkröpfer und Schweizer Kröpfer gezeigt.
Bei den Strukturtauben fielen drei dunfarbige
Chorreratauben ins Auge, die als Vorfahren der Chinesentauben gelten
und hier eine etwas ungebändigte Federstruktur zeigten. Binden bzw. die
Hämmerung bei einem Tier schienen durch das Gefieder etwas durch,
möglicherweise auf eine Spalterbigkeit für den Ausbreitungsfaktor
zurückzuführen.
Tauben
auf der Europaschau in Leipzig vom 8.12. bis 10.12.2006 (Teil 2)
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