Reduced in der Experimentalklasse auf der VDT
Dortmund November 2008
(Reduced
at the Exhibition of the VDT in Dortmund November 2008)
Die VDT-Schau in Dortmund vom 28.-30.11.2008 bot die
einmalige Gelegenheit, unterschiedliche Reduced-Varianten in mehreren
Rassen vorzustellen. Das wurde durch zwei mit Thüringer Schildtauben
von Peter Moser und reduced-gehämmerten Feldfarbentauben von Horst
Klimpke besetzten Volieren sowie etwa 60 in Einzelkäfigen vorgestellten
Tieren auch gut genutzt. Eingeordnet war die Sonderschau in die auch
erstmalig eingerichtete Experimentalklasse, in der neben den
Reduced-Varianten einige rubella Brieftauben von Eberhard Voß in mehreren
Farbenschlägen und einige wenige andere Raritäten zu bestaunen waren,
darunter auch eine gelb-weißbindige mosaikfarbene Feldfarbentaube von
Erwin Meyer. Diese war im Katalog als 18370 irrtümlich der Gruppe der
Neuzüchtungen zugeordnet. Unter den Neuzüchtungen standen, im Katalog mit
den Nummern 18371-18374 direkt dahinter, räumlich aber getrennt, auch die
von Norbert Dietrich erzüchteten hellgrau-dunkelgesäumten Deutschen
Modeneser Schietti.
Den Eingang bildeten die genannten beiden Volieren.
Die kleinere davon war mit jeweils 1,1 Thüringer Schildtauben in schwarz
und in hellgrau-dunkelgesäumt besetzt und sollte damit auch deutlich
machen, dass man beide Farbenschläge miteinander verpaaren kann, aber
nicht muß. Reduced kann für sich gezüchtet werden, es ist aber auch kein
Farbenschlag, den man in der Zucht von anderen abschirmen müsste. Man kann
ihn in andere einpaaren und selbst wieder Anleihen bei anderen nehmen,
wenn es aus irgendwelchen Gründen notwendig erscheint.
Thüringer Schildtauben schwarz und hellgrau-dunkelgesäumt
und Feldfarbentauben reduced gehämmert
Die größere Voliere war mit 4,4 sehr gleichmäßig
ausschauenden reduced-gehämmerten Feldfarbentauben besetzt und ein
Blickfang. Thüringer Schildtauben in hellgrau-dunkelgesäumt waren außerdem
in der allgemeinen Klasse von Fritz Muchow und Peter Moser, mit hohen
Auszeichnungen versehen, zu finden.
Die Reduced-Varianten bei den Einzeltieren waren
nicht nach Rassen, sondern nach Farbenschlägen geordnet. Die größte Gruppe
bildeten mit knapp 20 Nummern die hellgrau-dunkelgesäumten Reduced.
Dieser Farbenschlag ist bei den Kölner Tümmlern und Thüringer Schildtauben
bereits standardisiert. Fritz Muchow und Christoph Mooren hatten es sich
nicht nehmen lassen, die beiden Rassen dennoch auch in der Reduced-Schau
zu zeigen. Zu sehen waren daneben auch belatschte Feldfarbentauben von
Dusan Stojimitrov und ein Thurgauer Schild von Andreas Boisits.
Feldfarbentaube und Deutscher Modeneser Schietti
hellgrau-dunkelgesäumt
Kölner Tümmler und Thüringer Schild hellgrau-dunkelgesäumt
Rot-gesäumte Reduced von Hermann Nabbefeld
sind parallel zu den grau-gesäumten Thüringer Schildtauben erzüchtet
worden und zeigten neben dem guten Rassetyp durchgängig die typische
Säumung, die man bei Rot auf absehbare Zeit, wie auch bei anderen Rassen
z.T. auf anderer genetischer Grundlage, nicht so klar wird verlangen
können wie bei anderen gesäumten Farbenschlägen.
Unter den Reduced hellblau-rosageschuppt und
Reduced hellblau mit rosa Binden standen überwiegend glattfüßige
Feldfarbentauben von Horst Klimpke, dazwischen aber auch einige Belatschte
und sogar Brieftauben. Thomas Reister zeigte ein typisches bindiges
Italienisches Mövchen. Es unterschied sich von den Feldfarbentauben durch
die nur wenig aufgehellten Schwingen und weniger Silber im Hals, was auf
genetische Unterschiede hindeutet. Dennoch, so ähnlich wie diese
Gehämmerten und Bindigen dürften die ersten reducedfarbenen Roller gefärbt
gewesen sein, die vor mehr als 60 Jahren in den USA als etwas Besonderes
erkannt wurden. Genetisch sind es Reduced-Gehämmerte bzw. bindige Reduced
– vereinfacht gesagt: ansonsten Blaugehämmerte bzw. Blaubindige, die durch
den Reduced-Faktor vor allem in der Hämmerung ins Rosafarbene abgewandelt
werden und auch in der übrigen Grundfärbung zarter gefärbt erscheinen.
Auch die Schwanzbinde wird ausgebleicht. Über eine sinnvolle Benennung
wurde an den Käfigen viel gesprochen. Auf dieser Homepage wurden und
werden sie als Reduced Gehämmert bzw. Reduced mit Binden genannt, weil sie
sich genetisch von Blaugehämmerten und Blaubindigen eben nur durch den
Reduced-Faktor unterscheiden. „Rosageschuppt“ lässt an Cauchois und
Bronzevarianten denken, „hellblau“ an Dominant Opal, von denen einige
Varianten auch ohne Reduced rötlich-gelbliche Binden zeigen. Es sind auch
keine optimalen Benennungen. Wie sich Reduced auf der Grundlage dominant
opalfarbener Hellblauer auswirkt, ist auch noch nicht geklärt.
Möglicherweise geht die relativ große Variation der Färbung bei
weißbindigen und geschuppten reducedfarbenen Feldfarbentauben auch auf
eine Vermischung mit Dominant Opal und anderen Faktoren wie die des Toy
Stencil Komplexes zurück.
Italienisches Mövchen und Feldfarbentaube reduced mit
Binden, Feldfarbentaube belatscht reduced gehämmert
Wie angedeutet, wurden Reduced mit weißen Binden
bei den Feldfarbentauben in mehreren Varianten vorgestellt. Zum einen in
einem Outfit, das dem der hellblauen Feldfarbentauben entspricht. Einige
waren als Reduced / grau mit weißen Binden, andere als Reduced / grau mit
hellgrauen Binden gemeldet. Es handelt sich um den gleichen Farbenschlag,
wobei man wissen muß, dass die „weißen“ Binden bei Reduced nie so weiß wie
beim Toy Stencil-Komplex werden. Man erhält also keine so weißen Binden
wie z.B. bei blauen Star- oder Luchstauben oder auch normalen blauen
weißbindigen Feldfarbentauben. Das kann sich erst ändern, wenn diese
Faktoren – der Toy-Stencil Komplex und Reduced – kombiniert werden.
Feldfarbentaube reduced - dunkelgrau mit weißen Binden und
Figurita reduced mit weißen Binden
Gezeigt wurden daneben als Reduced-dunkelgrau mit
weißen Binden Feldfarbentauben mit einer Schildfarbe, die fast an Schwarz
heranreichte. Auf der anderen Seite gab es ganz helle Tiere mit zart
blauer Grundfärbung und einem starken Silbereffekt am Hals und Kopf. Eher
hellgrau mit weißen Binden war auch das Figurita Mövchen von Andreas
Boisits, das farblich dem entsprach, was der Verfasser vor Jahren bei
Kreuzungstieren auf der Grundlage blaubindiger Tiere plus
Ausbreitungsfaktor Spread (S) plus Reduced gezogen hatte, und bei denen
sicher war, dass weder Toy Stencil noch Dominant Opal vorhanden waren. Mit
brauner Grundfarbe statt der schwarzen der bisher genannten Farbenschläge
stellten sich die Reduced – braun mit weißen Binden von Erwin Meyer vor.
Feldfarbentaube Reduced Braun mit weißen Binden und
Schweizer Einfarbige Milky Reduced
Reduced - Hellgrau-weißgeschuppte und Reduced
- Grau-hellgraugeschuppte sind helle Varianten der oben angesprochenen
Hellgrau-dunkelgesäumten.
Weitere Raritäten waren eine Milky-Blaue
Einfarbige Schweizer Taube, die durch Reduced zusätzlich aufgehellt
wurde sowie braunfahle Reduced z.T. in Kombination mit Milky, die
durch Andreas Boisits gezeigt wurden.
Zartfarbene Varianten durch Kombination von Reduced mit
Milky und brauner Grundfarbe
Gezeigt wurden auch rezessiv rote Feldfarbentauben
mit dem Reduced-Faktor und eine rotes Italienisches Mövchen mit durch
Reduced aufgehellte Schilder. Reduced in Kombination mit Indigo wurde
gezeigt. Eine völlig einfarbige durchgehend blaugraue Kreuzungstäubin
stammte aus einem weißbindigen Reduced Feldfarbentäuber und einer rezessiv
roten Täubin einer anderen Rasse. Möglicherweise hatte die rote Mutter
verdeckt den Indigofaktor eingebracht, so dass das gezeigte Tier ein
Reduced Andalusier sein könnte. Nach einem hohligen Tier, so eine der
Vermutungen, sah es nicht aus.
Italiensches Mövchen Reduced - Rezessiv Rot und
Kreuzungstäubin Andalusier Reduced?
Es war auch für Außenstehende offenkundig interessant
zu sehen, welche Vielfalt an Erscheinungsbildern ein einziger Erbfaktor
wie Reduced in Kombination mit anderen hervorrufen kann.
Man sieht allerdings auch, dass man im Hinblick auf
die Farbenschlagbenennung bei dem vorhandenen Wortschatz an Grenzen stößt.
Als Problem kommt hinzu, dass sich auf unterschiedlicher genetischer
Grundlage gezüchtete Farbenschläge oft wenig, für den Außenstehenden gar
nicht unterscheiden.
Auch die genetische Einordnung wird zunehmend
schwierig. Bei den geläufigen Varianten, die sich nur in einem oder in
zwei Erbfaktoren vom Wild-Typ unterscheiden, kann man sich meist anhand
des Erscheinungsbildes ein Urteil über den genetischen Hintergrund
zutrauen. Man stößt schon an Grenzen, wenn Kombinationen mit anderen
Erbfaktoren, wie hier mit Milky und Indigo zusätzlich ins Spiel kommen.
Wenn andere Grundfarben als Schwarz, wie hier Braun, eingebracht werden,
tut sich noch einmal eine ganz andere Welt auf.
Gezeigt wurde nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was
an Erbkombinationen möglich ist. Sicher werden noch etliche attraktive
Varianten von Reduced entdeckt und vorgestellt werden. Es ist aber auch
klar, dass nicht alle Kombinationen das Interesse der Züchter finden und
viele davon wieder von der Bühne verschwinden werden. Eine Schau wie diese
gibt die Möglichkeit, Raritäten vorzustellen, Meinungen einzuholen und
ggf. auch Verbündete in der Zucht zu finden. Ursprünglich war dazu die
Einrichtung der AOC gedacht, die Idee ist allerdings so verwässert worden,
dass sie in der augenblicklichen Form diese Funktion nicht wahrnehmen
kann.
Auf Prospekten und Schaubildern wurde auf die
Züchtergemeinschaft für reducedfarben Rassetauben hingewiesen und der
Zuchtweg zur Erzüchtung der Kölner Tümmler, der Feldfarbentauben und der
Thüringer Schildtauben dargestellt. Im Folgenden der Inhalt einer der vom
Verfasser entworfenen Texttafeln.
Der Erbfaktor
Reduced
Im Jahr 1945 fiel einem Jungen in den USA
bei seinen Birmingham Rollern ein geschecktes Paar mit einer
ungewöhnlichen Färbung auf. Die blauen Federpartien waren aufgehellt, die
Schwanzfedern aschgrau ausgebleicht. Die Binden bei der Täubin sowie die
Hämmerung beim Täuber wiesen einen rötlichen Ton auf.
Carl Graefe aus Ohio, dem diese Tauben
zur Begutachtung vorgestellt wurden, erkannte schnell, dass es sich um
etwas völlig Unbekanntes in der Taubenzüchterwelt handelte. So blieb dem
Jungen auch die Verlegenheitsfloskel der „Experten“ erspart, es handele
sich um eine Fehlfarbe und sei zu nichts nütze.
Graefe zeigte 1951, dass es sich um eine
geschlechtsgebunden vererbte rezessive Mutation handelte, die sich darin
auszeichnet, dass sie in ganz unterschiedlichen genetischen Kombinationen
attraktive Färbungen hervorzaubert. Pastell wurde aufgrund der Zartheit
vieler Färbungen als angemessene Bezeichnung empfunden. Carl Graefe
entschied sich für „Reduced“.
Von Ohio aus begann die Verbreitung des
Erbfaktors um die Welt. Alle Tauben mit dem Gen „Reduced“ gehen auf dieses
eine Rollerpaar aus Ohio zurück, dessen Ahnen wahrscheinlich schon um 1870
mit den ersten Rollertauben aus der Region um Birmingham/England in die
USA gelangten und das Gen möglicherweise schon verdeckt mit sich trugen.
Der Faktor löste in den USA eine große
Begeisterung aus und wurde durch gezielte Kreuzungen in andere Rassen wie
Pfautauben, Modena, Englische Long Faced Tümmler und Giant Homer
übertragen. Aus den USA gelangten solche Tiere in den arabischen Raum und
bis nach Australien.
Nach Europa und hier zunächst nach
Schottland kam der Faktor durch Long Faced Tümmler, die Scott L. Sharp in
den 1980er Jahren aus den USA importierte. Ende der 80er Jahre erreichte
der Faktor durch Vermittlung von Thomas Voss auch den Kontinent. Im
Dortmunder Raum wurden daraus die nach der Schausaison 2001 anerkannten
hellgrau gesäumten Kölner Tümmler erzüchtet. Diese wiederum waren der
Ausgangspunkt für die durch Fritz Muchow geschaffenen grau gesäumten
Thüringer Schildtauben sowie die von Norbert Dietrich erzüchteten grau
gesäumten Deutschen Modeneser.
In Achim bei Bremen fanden Ende der
1980er Jahre Kreuzungen mit Dänischen Tümmlern und Pommerschen Schaukappen
statt. Ein Kreuzungstäuber gelangte um die Zeit durch Andreas Boisits und
Andreas Leiß nach Österreich. Im Burgenland brachte er mit einer schwarzen
Pfautaube die ersten Reduced auf österreichischem Boden, offenbar so
attraktiv, dass einige von ihnen ihren Weg zurück nach Deutschland fanden.
Bei Manfred Stolper, Erwin Meyer und Horst Klimpke im Mindener Raum
entstanden daraus reducedfarbene Feldfarbentauben.
Reduced at the Exhibition of the VDT in Dortmund November 2008
At the annual exhibition of the German VDT in Dortmund in November 2008
also a special show for reduced pigeons was integrated with about 60
reduced in different colourations and of different breeds. Shown were
mainly Field Pigeons in Reduced Bars, Reduced Checkers and Spread Reduced
(white bars and laced), Thuringian Shields in Reduced Grey Laced and Red
Laced. In smaller numbers also some brown bars with the reduced trait,
milky reduced, reduced Homers, grey-laced Cologne Tumblers and German
Modena were shown. A Swiss Self, a Thurgau Shield, some Italian Owls and a
Figurita completed the group. Also Rubella, being an allele of reduced,
was represented by some racing homers
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