Almond, Kennfarbigkeit und Qualmond bei Tauben
Almond, Faded and Qualmond in the Domestic
Pigeon
Das war die Überschrift eines Artikel des Verfassers im damaligen
Deutschen Kleintier-Züchter 1982 vom 9. April. Almond als
traditioneller Farbenschlag der Englischen Short Faced Tümmler ist
und war gut bekannt. Er ist in ähnlichem Farbspiel bei den
Orientalischen Rollern, Portugiesischen Tümmlern, Dänischen Stippern
und den Magnani der verschiedenen Modena-Rassen, meist unter der
Bezeichnung 'Vielfarbig', vorhanden (Fig. 1). Die Bezeichnung
'vielfarbig' ist eine deutsche Besonderheit. In den USA wird fast
alles, was eine Sprenkelung auf weißem Grund zeigt, almond genannt.
Kennfarbige Texaner waren zu dem Zeitpunkt seit gerade einmal zwei
Jahrzehnten in den USA anerkannt (1962) und warben nach der
Anerkennung in Deutschland seit 1971 um weitere Anhänger. Die ersten
qualmondfarbenen Englischen Long Faced Tümmler hatten gerade
Deutschland erreicht.
Fig. 1: Almond und Almond-Varianten bei Englischen Short Faced,
Portugiesischen und Dänischen Tümmlern (Quelle: Sell, Pigeon
Genetics, Achim 2012)
Genetisch handelt es sich bei den aufgeführten Erbfaktoren um Allele
des Stipper- oder Sprenkelfaktors. Dieser ist besser unter der
Bezeichnung Almondfaktor bekannt. Da die Wirkung des Faktors nicht
darin liegt, die braungelbe Färbung der Almondnuss hervorzubringen,
sondern darin, Flecken zu erzeugen, spricht man heute meist in
Rückbesinnung auf die Entschlüsselung des Faktors durch Christie und
Wriedt bei Dänischen Stippern vom Stipperfaktor.
In der Ausprägung dieser charakteristischen Fleckung unterscheiden
sich die Allele des Stipper-Gens: Almond, Stipper und Sprenkel
zeigen bei einer schwarzen Grundfarbe deutliche dunkle Spritzer auf
den einzelnen Federn. Diese Flecken sind bei Qualmond,
Kennfarbigkeit (Faded-Faktor) und anderen Allelen in der Regel
schwächer ausgeprägt und bei einigen Faktoren, wie Frosty, gar nicht
vorhanden. Bei Faded zeigen allerding reinerbige Täuber mit
schwarzer Grundfarbe und dem Farbausbreitungsfaktor eine starke
Sprenkelung, die der von Sprenkeln anderer Rassen nahe kommt. Die
dazugehörenden Weibchen sind duff schwarz (Fig. 3).
Fig. 2: Show Racer kennfarbig, reinerbiger Täuber (weiß), 0,1
blaugehämmert ohne Faded Faktor, spalterbiger kennfarbiger 1,0 alt
und bindige kennfarbige 0,1 alt, von links nach rechts (Quelle:
Sell, Pigeon Genetics, Achim 2012, Sell, Vererbung bei Tauben,
Oertel und Spörer, Reutlingen 2004, 2007)
Kennfarbig im Sinne der unterschiedlichen Färbung von Täubern und
Täubin bei Reinerbigkeit sind theoretisch im übrigen alle
Farbenschläge bei allen drei Faktoren. Reinerbige Almondtäuber,
reinerbige Qualmond- und reinerbige kennfarbige Täuber sind weiß
oder fast weiß mit einigen farbigen Abzeichen, die Weibchen farbig
mit unterschiedlicher Farbabschwächung. Im Unterschied zur
Kennfarbigkeit der Texaner auf der Grundlage des Faded-Faktors haben
die reinerbigen Almonds und Qualmonds aber Vitalitätsprobleme, In
einigen Rassen schlüpfen sie noch nicht einmal oder gehen bereits im
Nest ein. Solche reinerbigen weißen Täuber sind folgerichtig in den
Standards bei diesen Farbenschlägen auch nicht vorgesehen. Die
Ausstellungstäuber sind daher spalterbig für den jeweiligen Faktor.
Die weißen Täuber, selbst wenn sie vital wären, könnten nicht
ausgestellt werden.
Fig. 3: Texaner kennfarbig auf rezessiv roter Basis (oben) und
schwarzer (Spread) Basis (unten). Links die Weibchen, rechts die
Täuber (Quelle: Sell, Pigeon Genetics, Achim 2012)
Bei Texanern hat man für die reinerbigen Täuber dagegen
Ausstellungsklassen geschaffen. Spalterbige Täuber mit dem
Faded-Faktor entsprechen vom Erscheinungsbild her den Weibchen der
betreffenden Farbenschläge wie es - mit geringen Unterschieden -
auch bei Almond der Fall ist.
Von einer Fleckung oder Sprenkelung ist in den Musterbeschreibungen
der kennfarbigen Rassen nicht die Rede. Eine Ausnahme machen die
noch nicht so lange anerkannten Texaner mit dem
Farbausbreitungsfaktor bei der Täuberfärbung kennfarbig-dunkel (Abb.
3 unten). Dort spricht man von 'Farbpigmentierungen'. Um so
interessanter die Beobachtung bei einem eigenen mischerbigen
kennfarbigen Täuber (ohne Farbausbreitungsfaktor), der auf eine
Familie kennfarbiger Show Racer in Abb. 2 zurückgeht.
Im ersten Gefieder zeigte er die für spalterbige kennfarbige Täuber
und für kennfarbige Weibchen aufgehellte Gefiederfärbung (Fig. 4
links). Durch die Aufhellung ließ sich bei ihm die Zeichnung nur
erahnen. Im Laufe der Jahre zeigte er eine immer stärkere
Sprenkelung, wie man es von den spalterbigen Täubern mit dem
Stipper-Gen kennt. Dadurch wurde auch die Zeichnung etwas deutlicher
erkennbar (Fig. 4 rechts).
Fig. 4: Spalterbiger faded Täuber, zwischen den Fotos liegt ein
Jahr
Dass es sich um einen 'Faded' und von der Zeichnung her um einen
Gehämmerten handelt, hat er in der Zucht gezeigt und wird hier aus
dem Photo eines seiner kennfarbig gehämmerten Jungtiere mit einer
blaubindigen Täubin deutlich (Fig. 5).
Fig. 5: Faded gehämmertes Jungtier aus dem spalterbigen faded Täuber
mit der blaubindigen Täubin
Die unter dem Gefiederkleid liegende Zeichnung kann man auch bei
diesem Thüringer Einfarbigen 1,0 mit Frosty-Faktor in Fig. 6 nicht
erkennen. Äußerlich ähnelt dieser reinerbige Frosty-Täuber dem
spalterbigen Faded-Täuber aus den Anfangsjahren in Fig. 4. Wie aus
seiner Nachzucht erkennbar ist, verdeckt der Frosty-Faktor in
Reinerbigkeit bei ihm die Binden.
Fig. 6: 1,0 Thüringer Einfarbige Blaugrundfarbig (reinerbig Frosty)
Almond,
Faded and Qualmond in the Domestic Pigeon
'Almond, Faded and Qualmond' was the heading of an article the
author of these lines wrote for a German Pet Journal in 1982. Almond
of the English Short Faced Tumblers is and was a well recognized
coloration in the pigeon world. Similar colorations are known in
Modena and different tumbler breeds like Danish and Portuguese
Tumblers and Oriental Rollers under the terms stipple or 'vielfarbig'
(Fig. 1). The responsible genetic trait often is called 'almond'.
However, the main effect of the trait is not to enable the
brown-yellow color of the almond nut prominent in English Short
Faced Tumblers. The main effect is spenkling or stippling, a
patchwork of colors at a feather, the 'break'. Thus with a retrace
to Christie and Wriedt who first analyzed the trait at Danish
Stippers today more often the term stipple is applied.
Faded Texan (Fig. 3) were recognized as a new breed in Germany in
1971 and at that time just began to gain in popularity. The trait is
available also in other breeds, e.g. in Show Racers (Fig. 2). The
first qualmond English Long Faced Tumbler were imported to Germany
about that time.
From a theoretical point of view sex-dimorphism is a characteristic
of all three traits. From the traits mentioned faded is the only one
where we may establish a true breeding strain with whitish cocks and
colored hens. Homozygous almond and qualmond cocks show vital
defects and thus the show cocks and the cocks based on these traits
in the breeding pen are heterozygous for the respective traits. As
exceptions some homozygous Almonds proved to be vital. Documentation
are given e.g. in the book 'Pigeon Genetics'. Heterozygous faded
blue cocks after some years sometimes show flecking similar to
heterozygous almonds that increase with age (Fig. 4). Flecking are
pronounced in spread black homozygous faded cocks (Fig. 3). Such
cocks often appear similar to heterozygous sprinkle in Oriental
Rollers. It may be interesting to see at the attached photo the
increase of flecks at a heterozygous faded cock over the years (Fig.
4). His ancestry from a family of faded Show Racers (Fig. 2) and his
progeny with a blue bar hen (Fig. 5) proves that he is a faded
check. Interesting to note the similarity in the phenotype of the
heterozygous blue check faded cock in his first years with the
homozygous frosty cock shown in Fig. 6.
Literature:
Sell, A., Pigeon Genetics, Achim 2012
Sell, A. und J,. Vererbung bei Tauben, Oertel&Spörer, Reutlingen
2004, 2007.
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