Eis- und Porzellantauben
Porcelain
Pigeons
(see below)
Porzellantauben wurden von Prütz 1885 noch als einfache weißgeschuppte
Eistauben beschrieben und abgebildet. Das änderte sich mit der Herausgabe
des Buches von Schachtzabel 1911 und durch ein dort abgedrucktes
Aquarell, auf dem Schwingen und Schwanz zusätzlich einen kleinen weißen
Punkt zeigen. Nachdem es lange still um die Porzellantaube war, wurde über
das Aussehen und die Frage, ob es sie in der auf Schachtzabel
zurückgehenden Beschreibung jemals gegeben hat, in der letzten Zeit
kontrovers diskutiert. Zuletzt in einem Beitrag in der Geflügelzeitung
8/2006, in dem als Beweis für die Existenz auch angeführt wurde, dass
Porzellantauben durch den großen Verfechter der Rasse, Kommerzienrat Hugo
du Roi, im Jahr 1892 mit elf Tieren in Halle ausgestellt worden seien. Wie
sie ausgesehen haben, das ist nicht festgehalten. Erste Fotos bei Lavalle
und Lietze aus dem Jahr 1905 zeigen Porzellantauben ohne weiße Finkung und
ohne weißen Fleck auf den Schwanzfedern, also so, wie Prütz sie
beschrieben hatte. Auch im Mustertaubenbuch von Wittig 1925 werden Zweifel
im Hinblick auf die Existenz anderer geäußert. Auch wenn später
Porzellantauben ausgestellt worden sind, dann sagt es nichts über ihr
Aussehen. Dass auf Ausstellungskataloge und Schauberichte wenig Verlass
ist, wird uns auch heute noch deutlich bei vielen Rassen vorgeführt. Nicht
immer ist im Käfig drin, was dran steht, und ganz oft bemerkt es keiner.
Dass die auf den Schauen in den letzten Jahren gezeigten "Porzellantauben"
keine im Sinne des Standards waren, ist unbestritten. Sie wurden auch im
Foto festgehalten. Der gewünschte kleine weiße Punkt auf den Schwanzfedern
war in der Form nicht vorhanden und artete bei einigen zu einer weißen
Schwanzbinde aus, bei einigen fehlte das Weiß im Schwanz ganz. Die
geforderte Finkenzeichnung mit weißem Punkt an der Federspitze war ersetzt
durch im Kern weiße und darum herum grau-eingefaßte Federn, der im
Standard auch gewünschte rötliche Übergang zwischen weißer Schuppung und
dunkler Einfassung fehlte. Dennoch wird unverdrossen suggeriert, es gäbe
Porzellantauben in der gewünschten Färbung oder es habe sie zumindest
gegeben und es gelte sie wieder herzustellen.
Porzellantaube von Hugo du Roi, datiert mit 25. Nov. 1889
Umso schöner und nach so langer Zeit umso überraschender,
wenn dann doch die Gelegenheit besteht, unterschiedliche Einschätzungen
durch Fakten zu untermauern oder zu erschüttern. Eine Zufallsentdeckung
von gut erhaltenen Bälgen zweier Porzellantauben durch den Inhaber dieser
Homepage machte es möglich. Beide Bälge gestiftet von Hugo du Roi, in
gutem Zustand die Zeit überdauert in seiner Heimatstadt Braunschweig
im Naturhistorischen Museum! Datiert sind sie mit dem 20. November 1889 und
dem 25. November 1889. Und bei beiden Tauben Fehlanzeige im Hinblick auf
den in der Musterbeschreibung bei Schachtzabel und auch noch heute
gewünschten kleinen weißen Punkt am Ende der Handfedern und am Ende der
Schwanzfedern! Auch Hugo du Roi als großer Verfechter der Rasse hat sie in
der bei Schachtzabel 1911 gezeichneten und in der Musterbeschreibung
geforderten Weise nicht besessen.
Das bestätigt die auf dieser Homepage bereits 2006
getroffene Schlussfolgerung (nachzulesen unter Genetik – Sonderberichte,
dass es sie in der Form nie gegeben hat. Wenn man genauer im Vorwort bei
Schachtzabel nachliest, dann wollte Schachtzabel auch nicht unbedingt die
Realität abbilden. Die Bilder sollten auch „Modelle, Ideale zeigen, wie
sie dem wirklichen Züchter und Liebhaber vorschweben; sie sollten ihm die
Richtschnur seines Wirkens geben, damit er nicht planlos seine Zeit
verschwendet.“ Wie in dem Beitrag des Inhabers dieser Homepage im
Österreichischen Kleintierzüchter, Dezember 2007, mit vielen Fotos
dokumentiert, jetzt dargestellt wurde, kann man seine Zeit auch
verschwenden, wenn man genetisch nicht erfüllbaren Idealen nachjagt.
Auszug aus dem Österreichischen Kleintierzüchter 8.-9. Dezember 2007,
unten Eis- und Porzellantaube bei Prütz, oben links die Vision einer
Porzellantaube bei Schachtzabel
Überraschend war an den Eistauben in Braunschweig auch die
im Vergleich zu heute sehr dunkle Färbung, vielleicht teilweise auch auf
Verlust des Federstaubes im Laufe des Jahrhunderts zurückzuführen. Zum
Vergleich abgebildet sind eine weißgeschuppte belatschte Eistaube aus dem
Jahr 2007, die Prütz als Porzellantaube eingeordnet hätte, rechts ein als
Porzellantaube ausgestelltes glattfüßiges Tier aus dem Jahr 2004.
Weißgeschuppte Eistaube auf der Nationalen Rassegeflügelschau Dortmund
2007 und als Porzellantaube ausgestellte und bewertete Eistaube auf der
VDT 2004 in Sinsheim
Porcelain
Pigeons
Porcelain Pigeons became famous by a painting included in the illustrated
book of standards from Emil Schachtzabel 1911. They are described as a
sub-colour of the Ice pigeons, white spengled (or in other words white
checkered) with a white small spot at the end of every tail feather and at
the tip of the flights, the latter called finch marked in German. In
addition, in the shield a reddish tone is required between the white
lacing and the black edging. The description by Schachtzabel was different
from former descriptions. Gustav Prütz (1885) and other famous authors
considered porcelain to be simple white spangled birds without any
additional requirements. Proofs for the real existence of pigeons in the
definition of Schachtzabel do not exist. Probably they never had existed
as is outlined in an article in the Austrian Pet Magazin (Östereichischer
Kleintierzüchter) by the author of this review. The painting in the book
from Schachtzabel and a similar one in the volume edited 1925 by Wittig
have to be interpreted as models, a vision. And indeed similar phrases
were used by Schachtzabel to give the meaning of his published paintings
in general.
However, some authors take it a proof for the existence that in old show
catalogues porcelains were mentioned. At a show in Halle, Germany, e.g. in
1892 eleven porcelains were exhibited by Hugo du Roi. Also later on
pigeons were shown as Porcelains, but no photos exist that show Porcelains
in the description given by Schachtzabel. One photo entitled "porcelain"
in the volume edited by Lavalle and Lietze from 1905 presents simple
white spengled ice pigeons. A photo from the 1980s, reprinted in several
journals and also in a pigeon book, obviously was poorly manipulated. Some
people state to have seen true Porcelain in the past. Others mistrust the
judgement at the shows and also the human capacity of remembering. And
indeed the judgement at the exhibitions often is wrong and not in line
with the standard as can be seen not only in the case of Ice Pigeons. And
very often nobody recognizes the erroneous judgement and classification.
Most observes agree that the ice pigeons shown in 2003 and
2004 at the German Pigeon Show were not porcelain. The pigeons were more
Oriental Owl-like with a white tail band instead of small spots, they also
had laced wing feathers instead of the required finch-marking. Also the
reddish in the shield was missing. However, statements maintained that
Porcelain in the standardized form existed in former times and the
fanciers today were on a good way to re-establish the breed.
It was a fortunate incidence that the author found two preserved
“Porcelain Pigeons” from Hugo du Roi in the Natural-History-Museum
Braunschweig to shed some light on the myth. Brunswick is the place where
Hugo du Roi lived. For the author not a great surprise: both “Porcelains”
were no porcelains compared to the standard, no white in the flights at
all and also no white tips in the tail feathers. The bird from the
Brunswick Museum on the attached photo is dated with 1889. The photo of a
modern clean legged ice pigeon shown as “Porcelain” was taken at the
German Pigeon Show 2004 in Sinsheim. This pigeon was exhibited and judged
with good result despite the obvious difference from the written standard.
The muffed white spangled Ice Pigeon was shown at the National Pigeon Show
Dortmund 2007. Interesting is the rather dark ice-colour of the du Roi Ice
Pigeons compared to modern birds but also compared to earlier photos,
perhaps in part due to a loss of dust of the feathers during the century.
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