Schnabelfarbe als Stein des Anstoßes
Beak Colour as a Problem (see below)
Gleich zweimal wurde aktuell in der Presse die
Schnabelfarbe bei Tauben angesprochen, wenn auch nur in Nebenbemerkungen.
Schnabelfarbe bei Orientalischen Rollern
In einem schön bebilderten Artikel in der GB Nr. 8/
2008 über Orientalische Roller beschreibt Andreas Boisits aktuelle Zucht-
und Standardprobleme bei Orientalischen Rollern. Er geht dabei auch auf
die Nebenfarben der Almondzucht ein, von denen man gelegentlich DeRoy und
Kites auf den Schauen sieht. Rot Agate wurden zumindest auf den großen
Schauen nicht gezeigt und es wird im Artikel zu Recht darauf verwiesen,
dass Agates nicht unbedingt weiße Federn im Schild besitzen müssen, um
Zuchtwert für die Zucht der Vielfarbenen zu haben. In der
Musterbeschreibung wird nicht zuletzt deshalb gesagt, dass Agates
einfarbig oder mehr oder minder im Flügelschild mit Weiß durchsetzt sind.
Bei der Schnabelfarbe der Orientalen ist nach den letzten Beschlüssen des
Sondervereins generell der Wunsch nach einem hellen Wachsschnabel im
Trend. Daraus leitet sich die Forderung ab, dass möglichst alle
Farbenschläge sich daran ausrichten. Für die Kites wird im Standard nun
allerdings ein dunkler Schnabel angegeben, was dazu im Widerspruch steht.
Orientalische Roller vielfarbig und Kites mit dunklem Schnabel (links) und
mit hellem Schnabel (Mitte)
Schnabelfarbe bei Kölner Tümmlern geelstert
schwarz
Im aktuellen Heft 2/2008 der Rassetauben
findet sich ein ebenfalls schön bebilderter Artikel über unterschiedliche
Scheckungen wie Kalotten, Weißschläge und Elstern bei Kölner Tümmlern. Und
auch hier findet sich eine Nebenbemerkung zur Schnabelfarbe bei den
schwarzen Elstern, bei denen in Abweichung von der Norm und der Regelung
bei den Einfarbigen und Weißschlägen ein heller Wachsschnabel gefordert
wird, ein Zuchterschwernis ersten Ranges, weil alle
Anschlussfarbenschläge, auf die man zur Verbesserung der Zucht und zur
Vermeidung einer zu engen Verwandtschaft zurückgreifen könnte, dunkle
Schnäbel haben.
Kölner
Tümmler Weißschlag schwarz
Das gilt auch für einfarbige Schwarze und vor allem
für schwarze Weißschläge, an die man bei Einkreuzungen zur Verbesserung
der schwarzen Elstern als erstes denken würde, das gilt aber auch für
blaue Elstern.
Heller
Schnabel durch Rezessiv Rot bei Giant Homer und heller Schnabel bei blauer
Pommerschen Schaukappe im Kontrast zu einer hellen Variante von Dirty-Blau
und dem Wildtyp bei einer blauen Brieftaube (von links)
Helle Schnäbel und ihre genetischen Ursachen
Wenn man sehr allgemein an die Frage von hellen oder
dunklen Schnäbeln herangehen will, dann ist zu klären, bei welchen
Erbkonstellationen Tauben einen hellen Schnabel haben.
·
Ein Grund ist das Vorhandensein von Rezessiv Rot. Einfarbig
Rote haben in aller Regel helle Schnäbel und zwar auch dann, wenn ihre
blauen, schwarzen und sonstigen Rassegenossen dunkle Schnäbel haben,
Beispiel Giant Homer.
·
Ein weiterer Grund ist das Vorhandensein von Rezessiv Weiß
und das Vorhandensein von Scheckfaktoren, die einen weißen Kopf bewirken.
In der Regel sind dort die Schnäbel hell. Beispiele sind weiße Kingtauben und Hessenkröpfer
sowie gemönchte Giertauben. Bei einer farbigen Kopfplatte ist bei Schwarzen
und Blauen meist der Oberschnabel dunkel und der Unterschnabel hell, bei
einer weißen Kopfplatte ist es umgekehrt.
·
Bei Schimmelfärbungen liegen Aufhellungen der
Schnabelfärbung, wenn sie vorhanden sind, nicht oder nicht ausschließlich
am Schimmelfaktoren. Der Schnabel wird dann hell, wenn es sich um
Brieftaubenrote mit dem Schimmelfaktor handelt, was zum nächsten Punkt
führt.
·
Aufhellungen der Schnäbel gibt es bei Brieftaubenroten,
wobei die reinerbigen Täuber in der Regel helle Schnäbel haben und die
Weibchen einen dunkel hornfarbigen.
·
Aufhellungen werden auch durch den Verdünnungsfaktor
hervorgerufen, so dass Blaufahle und Blaufahlgehämmerte auch dann einen
hellen Schnabel haben können, wenn ihre blauen und blaugehämmerten
Rassegenossen einen dunklen haben. Das war lange das Erfolgsgeheimnis der
blaufahlen und blaufahlgehämmerten Orientalischen Roller.
·
Schließlich wird ein heller Schnabel durch den „Smokyfaktor“
hervorgerufen. Dadurch entsteht das Rauchblau oder Smokyblau der Danziger
Hochflieger, der Pommerschen Schaukappen, der schwarzen, blauen und
blaugehämmerten Orientalischen Roller, der blauen und schwarzen Dänischen
Tümmler, der Steigerkröpfer und anderer Rassen.
·
Aufhellungen, die dann allerdings mit einer Veränderung des
Gefieders verbunden sind, gibt es auch durch Erbfaktoren wie Reduced und
Rubella, wobei sich die anfänglich im Nest auffallend hellen Schnäbel mit
dem Heranwachsen meist dunkler färben.
·
Daneben gibt es sicherlich noch weitere Faktoren, die eine
Aufhellung bewirken können. Man sieht schon gelegentlich ein sonst normal
erscheinendes Tier, das einen hellen Schnabel hat, bei dem aber keine der
gegebenen Erklärungen greift. Verborgenes, fast unsichtbares Scheckweiß
mit solchen Auswirkungen mag manchmal, aber nicht immer eine Erklärung
sein.
Hannoverscher Tümmler Stahlaugen und Usbekischer Tümmler blau mit hellem
Schnabel (kein Smoky) und leichten Zeichen von Scheckweiß
Es gibt aber auch Gegentendenzen hin zu einem
besonders dunklen Schnabel im Vergleich zum Wildtyp und auch zu dunklen
Schnäbeln selbst in Fällen, in denen oben genannte Gründe für helle
Schnäbel vorhanden sind. Bewirkt wird es durch Erbfaktoren, die die
aufhellenden Faktoren neutralisieren.
·
So führt der Dirty-Faktor, der bei vielen Hochflugtauben
vorhanden ist, zu besonders dunklen Schnäbeln und Augenrändern. Die
schwarzen Schnäbel und Masken hellgestorchter Hochflugtauben sind gut von
den Ausstellungen bekannt und finden sich auch bei ganz Weißen und beruhen
auch auf dem Dirty-Faktor.
·
Auch die Hannoverschen Stahlaugen zeigen aufgrund besonderer
Faktoren, die auch noch nicht untersucht wurden, angelaufene Schnäbel und
Ränder. Diese sind allerdings nicht so dunkel wie in der erstgenannten
Gruppe, vermutlich aber auch auf Dirty oder einen ähnlichen Faktor
zurückzuführen. Im Unterschied zu weißen Kölnern haben sie verdeckt unter
dem Weiß die Anlage für schwarzes Pigment, was sich erst bei Kreuzungen
mit anderen Farbenschlägen zeigen wird.
·
Bronzefaktoren wie das Branderbronze der Dänischen Tümmler
führen zu Verdunkelungen des Schnabels und scheinen Smoky zu überdecken.
Kite bei
Dänischem Tümmler aus der Braunstipperzucht (der Bronzeton mausert
überwiegend aus)
Wie passen die Anmerkungen zu den Kites der
Orientalen und zu den Kölner schwarzgeelsterten Tümmler in dieses Bild?
Die Historie der Kites bei den Orientalischen
Rollern
Bei den Orientalen muß man dazu in die
Vergangenheit gehen und fragen, wie die Kites in den Standard gekommen
sind. Sie sind im Zuge der Tierschutzdiskussion und des Verbotes, zwei
Merkmalsträger beim Faktor Almond zusammen zu paaren, als
Komplementärfarbe in die Musterbeschreibung aufgenommen worden. Die
meisten Züchter hatten vorher Vielfarbene an Vielfarbene gesetzt und damit
in Kauf genommen, dass ein Teil der Nachkommen aus nicht lebensfähigen
reinerbigen Almonds bestand. Bei den Englischen Short Faced werden
traditionell vor allem Kites und daneben Agates systematisch mit Almonds
verpaart, um das Problem zu umgehen. Kites waren in den Zuchten der
Orientalischen Roller zumindest so selten, dass in den ersten Jahren des
Bestehens der Klasse gar keine gezeigt wurden. Die vorhandenen hatten
einen dunklen Schnabel wie die Kites der Englischen Short Faced. Insofern
war die Beschreibung der Kites als dunkelschnäblig keine Härte für die
Zucht, sondern entsprach dem Aussehen der vorhandenen Tiere.
Dunkelschnäblige Kites bei anderen Rassen
Kites der Englischen Short Faced haben ganz
selbstverständlich dunkle Schnäbel, weil hier nicht auf Smoky-Faktoren und
anderes geachtet wird. Rot Agates haben dagegen im Kontrast ganz
selbstverständlich helle Schnäbel, weil sie das rezessive Rot tragen.
Dunkelschnäblig sind auch die Kites in der Braunstipperzucht der Dänischen
Tümmler. Und das, obwohl die Braunstipper vielfach mit hellschnäbligen
Schwarzen und auch mit roten Dänischen Tümmlern, die den Smoky-Faktor
besitzen, zur Verbesserung des Typs gekreuzt wurden. Da Braunstipper helle
Schnäbel haben sollen, wäre es eigentlich zu erwarten gewesen, dass die
aus ihnen fallenden Kites irgendwann einmal auch den hellen Schnabel
hätten erben müssen. Haben sie aber nicht. Eine Begründung dafür kann
sein, dass in dieser Rasse der Bronzefaktor, der zur Intensivierung der
braunen Färbung gewünscht wird, den Smoky-Faktor neutralisiert.
Dänische Tümmler Kite 0,1 und
Braustipper 1,0
Der Zuchtwert dunkel- und hellschnäbliger Kites
bei den Orientalen
Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch andere
Bronzefaktoren als das Brander-Bronze den Smoky-Faktor unterdrücken. Das
war auch eine der Vermutungen für die Kites der Orientalischen Roller. Wenn so
etwas zutrifft, dann kann der Ausschluß dunkelschnäbliger Kites aus der
Musterbeschreibung dazu führen, dass den Vielfarbenen die geeignete
Komplementärfarbe wegbricht. Wenn jetzt allerdings plausibel nachgewiesen
wird und die Züchter davon überzeugt sind, dass inzwischen hellschnäblige
Kites existieren, die in der Zucht das gleiche oder besseres als die
dunkelschnäbligen leisten, dann spricht nichts dagegen, auch bei den Kites
helle Schnäbel zu fordern.
Ob Kites im nennenswerten Umfange heute in die Zucht
eingesetzt werden und ob das auch für die vorhandenen Kites mit
Wachsschnäbeln gilt, ist eine offene Frage, die nur die Züchter
beantworten können. Wie an den Fotos von Andreas Boisits auch deutlich wurde,
unterscheiden sich die zwei Typen von Kites möglicherweise nicht nur in
der Schnabelfärbung, sondern auch in der Schwanzfärbung, die bei
Smokyfarbenen möglicherweise stärker ins Blaue geht, was vielleicht auch
auf die Vielfarbenen abfärbt.
Orientalischer Roller Kite mit hellem Schnabel
Die Logik oder Unlogik dunkler Schnäbel bei
schwarzen geelsterten Kölner Tümmlern
Auf das Problem der hellen Schnäbel bei den Kölner
Tümmler ist der Verfasser dieser Zeilen schon vor längerer Zeit
angesprochen worden. Die Empfehlung war, wenn denn der Standard nicht
geändert werden kann, lieber schwarze hellschnäblige Elsterpurzler zu
züchten. Es gibt wohl kein Argument, das die Forderung der
Musterbeschreibung irgendwie plausibel erscheinen lässt, sie ist bisher
aber auch nicht problematisiert worden. Die in der „Rassetaube“ gegebenen
Zuchtempfehlungen zur Übertragung des hellen Schnabels Rote oder Gelbe
einzupaaren, sind zum Scheitern verurteilt. Rote und Gelbe verdanken ihre
helle Schnabelfarbe dem Faktor „rezessiv Rot“ (s.o). Der Faktor überdeckt
den eigentlich vorhandenen dunklen Schnabel bei diesen Tieren, um ein
plastisches Bild zu wählen. Wenn das rezessive Rot wieder weg ist, ist
auch der helle Schnabel weg. Genauso kann es bei Kreuzungen mit Kalotten
sein. Kalotten können auch ohne Smoky-Faktor wegen ihres bis zum Auge
weißen Kopfes einen hellen Schnabel haben, wenn der Schnitt zwischen Farbe
und Weiß relativ hoch liegt. Das Scheckweiß sorgt dann dafür, dass der
ansonsten genetisch auch bei diesen dunkel angelegte Schnabel hell wird.
Sobald der Kopf farbig wird, ist in diesen Fällen auch der Schnabel oder
zumindest der Oberschnabel wieder farbig. Soweit die Kalotten allerdings
den Smoky-Faktor besitzen, kann das der Verbesserung der Schnabelfärbung
dienen. Es ist dann aber wohl wegen der identischen Elsterscheckung
einfacher, Anleihen bei hellschnäbligen Elsterpurzlern zu nehmen oder
doch gleich Elsterpurzler zu züchten oder zu versuchen, den Standard in diesem
Punkt zu revidieren.
Beak
Colour as a Problem
In two recent articles in the
Geflügel-Börse and in the Journal Rassetaube the beak colour of Kites
Oriental Rollers and black magpies of Cologne Tumblers was discussed. In
the Standard for Oriental Rollers a dark beak is required for Kites. Why?
Some years ago Kites with light beaks did not exist. Therefore in the
process to integrate the complementary colours of the Almonds it was
decided to accept those Kites with the dark beak. Today the Special Club
of the Breeders of Oriental Rollers follows a strategy to require in all
colours of the breed a light beak produced by the smoky-factor. And in the
last years also some light beaked smoky Kites were shown. It seems to be
the dominant position in the Club now only to accept light beaked Kites in
the show pen any longer with the prospect the light beaked Kites will do
the same job to produce excellent “Vielfarbige” (Almonds) like formerly
the dark beaked Kites.
The standard for Cologne black
Magpie Tumblers requires a light beak. Blue magpies, black white flights,
self black and blue and other related colours in contrast have a dark
beak. Breeders of black magpies therefore are isolated. Why this
requirement? Nobody really knows, and light beaked black magpies according
to my understanding never had existed in reality. So again, why this
requirement? Probably a typing error! The hints in the article how to
deal with the problem in practice in the breeding program are not useful.
Crosses with Recessive Red: Recessive Red pigeons have a light beak
because of the factor for recessive red, thus the light beak will be lost
by crosses with black. Also the hint to cross with black Helmets is not
helpful since some Helmets get a light beak because of the pied pattern at
the head. In this case the light beak will get lost by a cross. If there
exist some black Helmets with the smoky factor at all, they are also very
rare. Sarcastically speaking, I would advice to change the breed, e.g. to
breed light beaked Magpie Tumblers (Elsterpurzler) or Danish Tumblers, or
alternatively, to change the standard.
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