Erbsymbole für die Haustaube – Ergänzungen und Veränderungen
Symbols for Genes of the Domestic Pigeon (see below)
Erbsymbole erleichtern den Gedankenaustausch zwischen genetisch
interessierten Züchtern und haben bei der Analyse und in Berichten über
genetische Fragen in der Literatur schon früh eine große Rolle gespielt.
Zu dem Thema finden sich aus dem Jahr 2009 zwei Beiträge „Zum und vom
Gebrauch von Symbolen für Erbfaktoren I und II". Sehr oft wurden und werden
Symbole bereits in einer Frühphase der Analyse von Erscheinungen vergeben,
in der noch keine völlige Klarheit über das genetische Verhalten und
insbesondere über die Beziehungen zu anderen Faktoren besteht. Oft werden
auch Erbfaktoren mit Erscheinungen verwechselt. So werden einige
Erbfaktoren im Zusammenhang mit schimmelartigen Färbungen genannt oder neu
erfunden, bei denen die Färbung wahrscheinlich auf das Zusammenwirken
anderer bekannter Schimmelfaktoren mit unterschiedlichen weiteren Faktoren
zurückzuführen ist. Tests und eine sorgfältige Analyse erfordern einen
langen Atem (und große Schlaganlagen) und werden daher oft unterlassen.
Häufig sind auch durch mangelnden Austausch von Erkenntnissen identische
Symbole für unterschiedliche Erbfaktoren eingeführt worden. Symbole sind
auch vielfach nach neuen Erkenntnissen wieder geändert worden, und das wird
wohl auch in Zukunft geschehen. So war das erste Symbol für rezessives
Rot, das Cole 1914 als eigenständigen Faktor neben dem dominanten Rot
entdeckte, der Großbuchstabe R. Christie und Wriedt wählten als Symbol ein
kleines r, was nach heutiger Vorstellung bei einem rezessiven Faktor
angemessen war. Metzelaar, der die Symbolik von Christie
und Wriedt nicht realisierte, gab dem Faktor den Buchstaben e, die heutige
Bezeichnung. Diese hat sich vor allem deshalb durchgesetzt hat, weil W.F.
Hollander sie in seinen zahlreichen Publikationen übernahm und sie so zu
allgemein akzeptiertem Gemeingut machte.
Armavir-Kurzschnäbler rezessiv rot (bei Cole 1914 das Symbol R, bei
Christie und Wriedt 1923 das kleine r, Metzelaar 1928 wählte e, die
aktuelle Symbolik)
Einige
Erbfaktoren wurden im Laufe der Zeit auch umbenannt, weil Zweifel an der
korrekten Einordnung als rezessiv oder dominant aufgekommen sind. Bei
Erbfaktoren, die sich bei Mischerbigkeit nur schwach auswirken und bei
einem Teil der Jungtiere möglicherweise gar nicht, ist die Einordnung
ohnehin eine schwierige Gratwanderung (und vielleicht auch nicht so
wichtig). So wurde im Laufe der Zeit z.B. der Bronzefaktor „Mahagoni“,
der ursprünglich mit den kleinen Buchstaben „ma“ gekennzeichnet war, im
Schrifttum immer häufiger mit einem Großbuchstaben beginnend geschrieben,
„Ma“. Mahagoni oder Modena-Bronze ist auch deshalb ein besonders
interessanter Fall, weil Mahagoni eine Bedeutung für die Zucht
weißbindiger und weißgeschuppter Tauben hat. Er wird dort als einer von
drei Faktoren (durch Lester Paul Gibson umbenannt in Toy Stencil 1 bzw.
Ts1) für die Weißfärbung der Zeichnung verantwortlich gemacht. Bei
Metzelaar nannte sich der Faktor Modena-Bronze in den 1920er Jahren noch Mb
und wurde, wie heute, als Beginn eines Komplexes zur Farbaufhellung in
Richtung weiße Zeichnung interpretiert.
Modena blau-bronzehämmert (bei Metzelaar 1928 Mahagoni Mb,
durch Hollander ma, heute Ma und gleichzeitig Ts1 als Teil des
Toy-Stencil-Komplex)
Lester Paul Gibson klassifizierte auch die Zwischentypen, die von Andreas
Boisits im Österreichischen Kleintier-Züchter und einigen anderen
deutschsprachigen Publikationen mit exzellenten Fotos dokumentiert wurden.
Bei Rezessiv Opal mit dem Symbol o hatte man lange geglaubt, es gäbe dort
eine rötliche und ein bläuliche Variante (siehe dazu auch den Bericht auf
der Homepage). Nachdem Tests die Annahme nahe legen, dass die „rötliche
Variante“ keine Variante, sondern ein eigenständiges Allel ist, mußte
eine der beiden Faktoren neu benannt werden. Die Autoren der Studie,
Steven und Rebecca Souza, haben
sich für Beibehaltung der Bezeichnung „Rezessiv Opal“ für die bläuliche
Variante entschieden. Für den
für die rötliche Färbung verantwortlichen Faktor haben sie den Begriff
„Cherry“ gewählt. Als Symbol wurde och vorgeschlagen. Wenn es
denn von Autoren genetischer Texte wie Lester Paul Gibson und auf viel
besuchten Homepages so weiter übernommen wird, dann wird auch Cherry mit
dem gewählten Symbol in den genetischen Sprachgebrauch eingehen.
In einigen Fällen sind nachträglich Umbenennungen notwendig, wenn sich
herausstellt, dass Faktoren Alle von anderen bekannten Faktoren sind, was
nach den üblichen Formvorschriften für die Symbolik (siehe auch dazu einen
früheren Bericht auf der Homepage) zu Umbenennungen zwingt. Alle haben die
identischen Buchstaben, wie das „o“ bei „Rezessiv Opal“ und bei „Cherry“,
der Unterschied besteht in den nachfolgenden hochgestellten Buchstaben,
hier och.
So wird nach der These, dass der für die Strichelung bei Spaniertauben und
Briever Tauben verantwortliche Faktor ein Allel von der Strasserscheckung
(Gazzischeckung) und dem rezessiven Weiß (Weiß mit dunklen Augen) ist,
vielfach von z für Gazzi, zwh für rezessives Weiß und z mit
einem hochgestellten Pc oder pc für Pencilled (je nach Einschätzung der
Dominanzverhältnisse) geschrieben. Die Begründungen scheinen dem Verfasser
bis jetzt nicht überzeugend, so dass er selbst dieser Umbenennung in
seinen Schriften, zumindest für Pencilled, nicht folgen wird (über
Pencilled pc wurde auch auf dieser Homepage mehrfach berichtet). Für das
rezessive Weiß und Gazzi bleibt angesichts der heute weiten Verbreitung
der Symbole fast keine andere Wahl als die Verwendung der gewählten
Symbole, wenn man in Kurzschrift im anderen Zusammenhang auf Gazzi oder
Rezessiv Weiß verweisen will.
Eine ähnliche Problematik tat sich bei der Wahl des Symbols für die
Augenschirme der Pommerschen Schaukappen auf. Der Verfasser hatte in einem
Beitrag für die Pigeon Science & Genetics Newsletter 1977 das Symbol ecr
für englisch Augenschirme = eye crests gewählt. Es wurden relativ viele
Kreuzungen ausgewertet und Rückkreuzungen von Kreuzungstieren an
Pommersche Schaukappen mit 38 Jungtieren vorgenommen, um eine Koppelung von Kappe und
Augenschirmen aufzuzeigen. Der Verfasser war sich später dennoch bei der Wahl des
Symbols nicht ganz wohl, denn die Ergebnisse von Paarungen zwischen
doppelkuppigen Tauben mit Pommerschen Schaukappen deuteten Zusammenhänge
zwischen beiden Faktoren, ecr auf der einen, und Schnabelrosette ros auf
der anderen Seite an. Das hätte nach den Empfehlungen für Gensymbole eine
Umbenennung erfordert, damit die beiden Faktoren als allele Gene
(Alternativen am selben Genort) zu erkennen
gewesen wären. Dank der Zuchtaufzeichnung von Rudolf Hartmann bei
Trommeltauben kann das Problem, das angesichts der eigenen relativ
geringen Daten als unlösbares Puzzle erschien, als gelöst betrachtet
werden. Zusammen mit den eigenen Daten aus Kreuzungen ergibt sich das Bild
nicht alleler Zusammenhänge dieser beiden im Normalfall rezessiven
Faktoren. Das wird an anderer Stelle mit Dokumentationen einmal
dargestellt werden.
Augenschirme (eye crest) bei glattköpfigem Tier und bei einer Pommerschen
Schaukappe
Der aufmerksame Leser wird das Wort „Normalfall“ registriert haben.
Mitunter kommen Wissenschaftler auch in der sehr alten Literatur zu
unterschiedlichen Einschätzungen, was nicht an mangelnder Sorgfalt,
sondern an den unterschiedlichen Tieren für ihre Versuche liegt. So zeigte
sich bei Kreuzungen von Pommerschen Schaukappen mit Glattköpfigen und auch
mit Kappigen ohne Augenschirme in den 1970er Jahren (und in der Regel auch
heute) der rezessive Charakter der Augenschirme. Die Augenschirme spalten
auch etwa im erwarteten Verhältnis wieder aus, daher ecr, als rezessives
Merkmal mit einem kleinen Buchstaben beginnend, als Ergebnis der klassischen
Analyse. Spätere Paarungen mit einer hellblaufahlen glattköpfigen
Feldfarbentaube und einem spitzkappigen Weißflügel-Gimpeltäuber ergaben
u.a. auch kappige Tiere mit Augenschirmen. Wenn diese Paarungen am Anfang
gestanden hätten, dann hätte man auf Dominanz plädiert und wäre vielleicht
sehr spät darauf gestoßen, dass dieses eher die Ausnahme als die Regel
ist. Ähnliche Erfahrungen über sehr unterschiedliche Ergebnisse bei
Paarungen mit Partnern aus unterschiedlichen Rassen liegen z.B. für die
Spitzkappe, aber auch für Färbungen vor und sollten als Hinweis auf die
relative Bedeutung unserer Beobachtungen genommen werden. In der Literatur
versucht man meist, mit dem Hinweis auf unsichtbare „Enabler“ diese
Phänomene zu erklären. Im Fall der Augenschirme kann auch nicht
ausgeschlossen werden, dass vor allem bei Tauben mit einer besonderen
Federfülle ein rezessives Allel von ecr mit einer allein schwächeren
Wirkung vorhanden ist, das bei einer Kreuzung mit Pommerschen Schaukappen
die Schaukappen erscheinen läßt. Wer Symbole liebt, könnte im Fall von
Allelen das Symbol ecrf vergeben und die Kreuzungstiere wären
dann ecr// ecrf. Im Falle eines Enablers wäre entsprechend ein
anderes Symbol zu wählen. Der Autor erinnert sich allerdings an Aussagen
von W.F. Hollander, wonach man lieber auf Symbole verzichten solle,
solange man sich noch nicht weitgehend sicher sei und alle Möglichkeiten
zum Ausschluss alternativer Erklärungen ausgeschöpft habe. Die Vergabe
oder Änderung von Symbolen allein hat noch kein Zuchtproblem gelöst. Der
Züchter wird nach den ersten Paarungen wissen, in welchem genetischen
Umfeld er sich jeweils bewegt und darauf einstellen können.
Bei der Abfassung der russischsprachigen Schrift „Genetik der Tauben“ hat
der Verfasser versucht, in der Symbolik die neueste Entwicklung zu
berücksichtigen. So wurden dort auch Symbole eingeführt, die bis dahin
nicht geläufig waren, z.B. für die Kurzschnäbligkeit zwei zusammen additiv
wirkende Faktoren Ku1 und Ku2, wobei der zweite Faktor geschlechtsgebunden
vererbt wird. Auch darüber wurde mehrfach auf
dieser Homepage berichtet.
Kreuzung von Usbekischem Tümmler mit einer normalschnäbligen einfarbigen
Gimpeltäubin und intermediären Jungtieren. Weibchen (ganz rechts) kürzer
als der Täuber (zweiter von rechts).
Eingeführt wurden auch zwei Symbole für Bronzefaktoren der Gimpeltauben.
Der Verfasser hatte lange die in der Literatur genannten Symbole und
Erklärungen übernommen. Bei Kreuzungen mit dem Wild-Typ setzte sich beim
Verfasser bei mehren Tests mit unterschiedlichen Rassen das Bronze im
Brustbereich bis hin in den Bauch sehr deutlich durch, was einen
dominanten Faktor für das Gimpeltaubenbronze anzeigt. Der Kopfbereich
bleibt aber bläulich. In Anlehnung an die übliche amerikanische
Bezeichnung Kite für Bronzetypen und die Verwendung eines A als weiteren
Buchstaben für „Archangel“, die englische Bezeichnung der Gimpel, wurde
daraus zunächst KA ohne die bei Joe Quinn 1971 (dort KA) zu
findende Hochstellung des A, nach den Empfehlungen für eine Symbolik
besser Ka. Weitere Ergebnisse der Analyse zeigen an, dass es sinnvoll
ist, die Färbung auch des bronzefarbenen Kopfes nicht nur auf
„modifizierende“ Faktoren zu schieben. Hierfür scheint wesentlich ein
weiterer, aber ein rezessiver Faktor verantwortlich zu sein. Es handelt
sich bei den beiden Faktoren nicht um Allele, daher die Wahl der Symbole
Ka1 für den Auslöser des Körpergrundgefieders und ka2 für die Ausdehnung
des Kupfertones auf den Kopfbereich. Modifizierende zusätzliche Faktoren
existieren und sind notwendig, um die Gesamterscheinung reiner Gimpeln
abzubilden, können aber ohne einen gewaltigen Zuchtaufwand
kaum identifiziert und isoliert werden. Auch über die Gimpeltaubenfärbung wurden
in den letzten Jahren einige Berichte auf die Homepage gestellt.
Kupfergimpel Schwarzflügel – F1 aus Schwarzflügel (spalterbig
für gold) und Brieftaube – F2 aus dieser Kreuzung
Unter dem Bottom „Genetik“ befindet sich auf dieser Homepage eine
Aufstellung wichtiger Erbfaktoren, die anläßlich der Publikation „Genetik
der Tauben“ auch aktualisiert und teilweise ergänzt wurde.
Symbols for Genes of
the Domestic Pigeon (Genetic
Traits)
In the Russian language booklet the author tried to use the current
symbols for genetic traits. At this opportunity also the schedule of genes
and symbols presented at this homepage following the bottom Genetik –
Erbfaktoren was updated. In the following the author gives some hints on
recent developments. There are already two contributions on “The Use of
Symbols for Genes in the Domestic Pigeon I
and II” at this homepage, written in 2009. Symbols make it easier to
communicate and therefore very early were used in the scientific
literature on pigeons.
Often symbols were selected even in a phase when there was not a clear
understanding of the genetic nature, several times also the symbol for a
trait changed. Thus e.g. in 1914 Cole selected R for recessive red. The
symbol was changed 1923 by Christie and Wriedt into r, with a small letter
in line with the recessive character of the gene. Metzelaar, who was not
aware of the symbol of Christie and Wriedt in the 1920th
in 1928 used e, the today accepted symbol.
Some other symbols were renamed because later tests indicated another
nature than stated before. Thus Metzelaar in the 1920th e.g.
used the symbol
Mb for
mahogany. The symbol was changed (probably by Hollander) to ma for
mahogany, later on again a change followed into Ma because of the rather
dominant nature in most crosses. Lester Paul Gibson included Ma as Ts1
into the so-called Toy Stencil Complex (Ma=Ts1) and considered the trait
as a first step to white pattern, by this approaching the findings from
Metzelaar in the 1920th , however, with a classification of
intermediate forms between bronze and white pattern. Recently a report was
presented by Andreas Boisits from Austria in the Austrian Small Pet
Journal and some other German publication with excellent photos.
With cherry an allele of the bluish recessive opal was identified by
Steven and Rebecca Souza and symbolized och. A renaming took
also place in some sources for gazzi, recessive white and pencil, the
author is still not convinced and maintains the traditional symbol pc for
pencil, considering the trait a recessive and non-allelic to recessive
white.
In the early tests by the author eye brows or eye crests of the Pomeranian
Eye Crested Highfliers proved to be recessive. In his report on linkage of
shell crest and eye crests in 1977 in the
Pigeon Science & Genetics Newsletter ecr was suggested as a symbol.
Later on the author felt not quite sure in respect to the symbol because
test mating with double-crested pigeons produced eye-crested offspring,
indicating allelic relation with the head tuff symbolized ros. If this
would be true, one of the symbols would have to be changed. Own tests and
valuable data delivered by Rudolf Hartmann from Franconian Trumpeter crosses
indicate these traits to be non-allelic and therefore both the symbols are
feasible. Often test mating of a specific trait come out with different
results, and that also happened with eye crest, peak crest and also some
color genes. The reason is the different genetic constitution of the
tested pigeon and even more the partner used for the test. In literature
usually the concept of invisible Enablers is offered for such instances,
and this might hold for some unexpected result for peak crests. In some
cases an explanation might be hidden allelic traits with a minor effect in
the other breed.
Gimpel- or Archangelbronze was discussed at this homepage in different
contributions at length. The author’s conclusion was that mainly one
dominant factor is acting to produce the bronze or copper body. The head
of the F1 usually is blue/black and not bronze. Bronze shows up
in this part in some individuals of the F2 and from the coloration of the offspring
a recessive trait seems to be likely. The primarily symbol Ka therefore is
split up into a dominant trait Ka1 affecting mainly the body and a second
recessive one affecting the head region symbolized ka2. Both are
non-allelic and acting together produce the typical gimpel pattern with black or blue wings and tail and bronze body in the
non-diluted form. Several additional factors seem to be necessary to
approach the quality of standard birds.
Finally the symbols for short beak were supplemented. The short beak
according to the author’s analysis of the results presented in literature
and his own test mating is the result of two dominant genes, the first one
with a major effect not sex-linked and the second one with a smaller
effect sex linked, symbolized Ku1 and Ku2 respectively. Ku (German kurz)
was the symbol selected in the first reports on this trait.
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