Milky und Milkyartige
Milky and Milky-Like Colorations
(see below)
Milky wurde in den 30er Jahren des vorigen
Jahrhunderts in der Nähe des Campus der Universität Wisconsin von W.F.
Hollander in einer Flucht gewöhnlicher Haustauben entdeckt. Ein Tier
davon, ein Täuber mit einem verkrüppelten Fuß, war von einer
ausgebleichten Färbung, die Hollander noch nicht kannte. Wie sich
herausstellte, gehörten die Tauben einem 12-jährigen Jungen, der über die
Abstammung der Tiere auch nichts wusste, es waren gewöhnliche
Straßentauben. Das Tier wechselte für 10 Cents den Besitzer. In der Folge
fand Hollander durch Kreuzungen heraus, dass die Färbung durch einen
rezessiven und nicht geschlechtsgebundenen Erbfaktor hervorgerufen wird,
dem er das Symbol my gab. Die ungewöhnlich anmutende Bezeichnung „Milky“
(milchig) wählte er deshalb, weil die bindigen Tiere so aussahen, als
hätte man eine blaue Tauben mit Milch durchtränkt. Später zeigten
Testpaarungen auf, dass Milky auch der Faktor ist, der bei Rassetauben wie
Pfautauben (milky), Mookees (silber) und Lahore (silber), die aus dem
indisch-pakistanischen Raum stammen, eine ähnliche Färbung hervorruft.
Später wurde der Faktor auch bei Modena nachgewiesen. Die Herkunft des
Faktors in dieser Rasse ist ungewiss.
Im Jahr 2006 wurde bekannt, dass aus blaubindigen
Süddeutschen Blassen gelegentlich Tiere in beiden Geschlechtern fallen,
die milkyfarbenen Pfautauben stark ähneln. K.-H.
Mohr ging der Sache etwas auf den Grund und stellte aufgrund der
Zuchtaufzeichnungen den rezessiven und nicht geschlechtsgebundenen Erbgang
fest. Notiert wurde auch, dass die Tiere im Nest normalbedunt waren, sich
damit nicht nur optisch im Altgefieder, sondern schon im Nest von
Blaufahlen unterschieden.
Süddeutsche Blasse milkyartig
Der Erbgang
entspricht Milky und so lag die Vermutung nahe, dass es sich auch um Milky
handle. Wenn rezessive Erbfaktoren bei unterschiedlichen Tieren identisch
sind, dann sollten Kreuzungen mit anderen Rassen ähnlich gefärbte
Nachzucht ergeben. Wie nützlich ein empirischer Test ist, das machte
Andreas Boisits mit der Verpaarung einer milkyartigen Blasse an eine
Silber-Mookee deutlich: Die Nachzucht war nicht Milky. Das bedeutet, dass
die Faktoren nicht identisch und unabhängig voneinander sind. Nicht alles,
was wie Milky aussieht, ist demnach Milky. Interessant ist es daher, auch
andere milky oder milkyartige Varianten miteinander zu verpaaren, um den
genetischen Zusammenhang herauszufinden und für selbstverständlich
gehaltene Fakten zu überprüfen.
Indische Pfautaube milky
Indische Pfautaube milky
Bei den Pfautauben unterscheidet sich die Färbungen
bei einzelnen Tieren meist etwas, mitunter auch deutlicher, wie die
Abbildungen der beiden Indischen Pfautauben zeigen.
Agarantümmler milkyartig
Mookee
silber (Milky mit Farbausbreitungsfaktor) Tümmlerkreuzung milkyartig
Der „milky“ Agarantümmler entspricht eher dem hellen
Typ und liegt farblich vielleicht etwa in der Mitte zwischen beiden.
Usbekischen Tümmler in Milky ähneln den Agarantümmlern, weisen allerdings
einen etwas bräunlichen Farbton in den Binden auf. Ähnliche Färbungen
wurden inzwischen auch bei Show Racern vermeldet. Die glattköpfige blaue
Tümmlerkreuzung des Verfassers zeigt dagegen nur eine leichte, aber
dennoch in den Binden deutlich von dem normalen Blau abweichende
Aufhellung auf.
Nuancen in der Färbung gibt es bei vielen
Farbenschlägen, das ist keine Besonderheit von Milky und wird auf den
Ausstellungen in der Regel toleriert. Oft kennen wir die Ursachen für die
unterschiedliche Färbung innerhalb der Farbenschläge nicht. Sie können im
Einfluss von weiteren Erbfaktoren gesucht werden, deren Einfluss aber
nicht so stark ist, dass wir gleich von einem anderen Farbenschlag
sprechen. Es ist auch möglich, dass eine Mutation sich durch einen zweiten
mutativen Sprung verändert, so dass eine ähnliche, aber nicht identische
Wirkung entsteht. Das war nachweislich beim für die Kennfarbigkeit
verantwortlichen Faktor Faded der Fall, der aus dem Almond-Gen entstand.
Da die neue Mutation an derselben Stelle im Erbgefüge angesiedelt ist wie
die ursprüngliche, sprechen wir von Allelen, alternativen Ausprägungen.
Bei Paarungen beider Mutationen miteinander werden nur diese beiden in der
Nachzucht auftauchen und möglicherweise spalterbige Zwischentypen. In der
Folge mögen beide Typen nebeneinander existieren, es kann aber auch
passieren, dass die zweite Mutation im Laufe der Zeit die erste ersetzt,
wenn diese dem Züchter oder den Preisrichtern attraktiver erscheint und
zielgerichtet in der Zucht auf diese Variante selektiert wird.
Milky and Milky-Like
Colorations
Milky was discovered by W.F.
Hollander in a strain of street pigeons. Genetic tests demonstrated the
recessive and non-sex-linked character. In the last years in several
breeds milky-like offspring occurred, e.g. in Show Racers and recently
also in South German Blasse. Since the coloration of a mutant varies
between breeds or even within a breed (see the Indian Fantails above)
because of the existence or non-existence of modifiers it is often not
possible to decide whether the traits are identical in different breeds,
allelic or unrelated mutations. Test mating is required. This now was done
by Andreas Boisits in a mating of a milky-like Blasse and a silver (Spread
Milky) Mookee. The outcome: Non-milky youngster and therefore the
South-German Blassen carry another trait.
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