Mosaik und mosaikartige Tauben
Mosaik and mosaic-mimic Domestic Pigeons (see below)
Mosaik bei Tauben hat mit der Verbreitung des Internet weltweit an
Interesse gewonnen. Es ist leichter geworden, Besonderheiten in der
eigenen Zucht, wie sie Mosaik darstellen, einem größeren
Interessentenkreis zu zeigen. Dadurch wird auch deutlich, dass diese
Erscheinung zwar die Ausnahme in den Zuchten darstellt, aber doch
wesentlich häufiger vorzukommen scheint als geglaubt. Aktuell ins Gespräch
gekommen sind Mosaik durch Bilder von Tauben aus Indien und Pakistan mit
Färbungen, die man auf den ersten Blick den Mosaik zuordnen würde, auf
einen zweiten vielleicht besser als "mosaikartig" bezeichnen sollte.
Als Mosaik bezeichnet man Tauben, bei denen unterschiedliche Teile des
Erscheinungsbildes von unterschiedlichen Genkonstellationen geprägt zu
sein scheinen. Bei Färbungen zeigen Mosaik oft an unterschiedlichen
Stellen die Existenz von Erbfaktoren auf, die sich eigentlich genetisch
bei einem Tier ausschließen sollten. So zeigt die in der
russischsprachigen Broschüre über Taubengenetik abgebildete Täubin von
Tanja Gabrecht auf einem Flügel ein überwiegend blaues Erscheinungsbild,
auf dem anderen ein rotfahles. Weibchen sind geschlechtsbedingt hemizygot,
haben das Gen für die Grundfarbe daher nur einfach. Wenn es bei der
Entwicklung des Embryos keine Komplikationen gegeben hätte, dann hätte sie
entweder auf beiden Seiten blau oder auf beiden Seiten rotfahl sein
müssen, genetisch in Symbolen •//BA oder •//+. Sie kann auch
nicht wie ein Täuber mischerbig sein. Damit scheidet auch aus, dass die
Erscheinung dadurch hervorgerufen wird, dass die Dominanz des Faktors BA
in Teilen des Gefieders aufgehoben wäre und dort die überdeckte Anlage zum
Ausdruck käme. Dass sehr viele mosaikfarbene Tauben wie diese Täubin auch
Scheckfaktoren für eine Weißscheckung besitzen, das ist eine weitere
Besonderheit, über deren Gründe gerätselt werden darf.
Quelle: Аксель Зелль,
Генетика голубей. Введение в практическую генетику домашних голубей
(Axel Sell, Genetik der Taube. Eine praxisorientierte Einführung in die
Genetik der Haustaube, russischsprachig, Achim 2011)
Ausschließen sollten sich auch der Stipperfaktor (Almond) und der Wild-Typ
bei der Dänischen Tümmlertäubin, die mit einem schwarzen Täuber nur
Vielfarbene (St//+) Söhne nachzog und bei den Töchtern Schwarze und Kites.
Mosaik bei einer Dänischen Tümmlertäubin aus eigener Zucht
Aus Mosaik wird man nur ausnahmsweise wieder Mosaik ziehen, wenn es bei
der Birmingham-Täubin von Tanja Gabrecht mit einer Jungtäubin unter
mehreren Nicht-Mosaik Jungtieren auch einmal der Fall war.
Die erste größere systematische Arbeit über Mosaik verdanken wir W.F.
Hollander und Leon J. Cole, die 1940 in der Zeitschrift Genetics darüber
publizierten. In ihrem Artikel über "Somatic Mosaik" verwendeten sie die
Begriffe Chimäre und Mosaik synonym und befassten sich u.a. auch mit der
Erscheinung der Flecken, wie sie bei spalterbigen Täubern mit
unterschiedlichen Farbanlagen auftreten.
In der Biologie werden die Begriffe Chimäre und Mosaik heute nach der
Entstehungsgeschichte solcher Individuen unterschieden.
Chimäre nennt
man einen Organismus, der aus genetisch unterschiedlichen Zellen bzw.
Geweben aufgebaut ist und dennoch ein einheitliches Individuum darstellt.
Diese unterschiedlichen Zellen stammen aus verschiedenen befruchteten
Eizellen. Die unterschiedlichen Zellen können von Individuen der gleichen
Art oder von verschiedenen Arten stammen. Bei Mosaik kommen zwar ebenfalls
genetisch verschiedene Zellen vor, diese stammen allerdings alle aus
derselben befruchteten Eizelle. Arthybriden stammen normalerweise aus
einer einzigen befruchteten Eizelle, haben aber Elternteile aus
verschiedenen Arten (http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/254468).
Die relativ häufigen Beobachtungen von Mosaik bei Haustauben im Vergleich
mit anderen Haustieren könnten darauf zurückzuführen sein, dass
Taubenzüchter besonders sensibilisiert sind für Besonderheiten der
Erscheinung und dass bei Taubenzüchtern sehr viele Farbenschläge zusammen
im Schlag gehalten werden und auch miteinander verpaart werden. In seinem
gut bebilderten Artikel über Mosaik aus dem Jahr 1975 führt Hollander als
andere Arten nur noch dreifarbige Kanarien und das Haushuhn an, bei denen
es zu Mosaik gekommen sei. Haupterklärung für Hollander war
"Zweivaterschaft". „Bipaternity“ ist auch der Titel eines seiner Artikels
aus dem Jahr 1949. Zwei oder mehrere Samenzellen könnten an der
Befruchtung der Eizelle mitgewirkt haben und sich den Einfluss auf das
Erscheinungsbild der Nachkommen „geteilt“ haben. Bei Spalterbigkeit eines
Täubers müssen diese Sperme nicht von unterschiedlichen Täubern stammen.
Angesprochen wird auch die
Möglichkeit, dass die in seltenen Fällen auftretenden eindottrigen Eier
mit zwei Keimzellen zu zwei Zygoten führen, die zu einem Embryo
zusammenschmelzen (Hollander 1975). Dass mehr als zwei Samenzellen in eine
Eizelle eindringen, wird allgemein für ein sehr seltenes, wenn nicht gar
unwahrscheinliches Ereignis gehalten, und auch bei einer Verschmelzung von
Eizellen sind meist nicht lebensfähige oder stark unterentwickelte Tiere
zu erwarten (Schönmuth u.a.
1984). Das trifft auf die meisten Mosaik, wie auch für die hier gezeigten
Täubinnen, nicht zu. Die Tauben erscheinen unter den Arten ein Sonderfall
zu sein, der allerdings noch nicht zu weiteren Untersuchungen angereizt
hat. Durch molekulargenetische Analysen wird man wahrscheinlich bald
leichter Einblick in das Mysterium der Mosaik bei Tauben gewinnen.
Die mosaikartigen Tauben aus Indien und Pakistan besitzen durch den
Kontrast der Farbbereiche eine große Ausstrahlung und erscheinen im Typ
wie Mookees, wozu auch die meist vorhandene Spitzkappe beiträgt. Die
Grundlage der Färbung scheint ein dunkelblaues, bis ins Schwarze
variierendes Gefieder zu sein, das durch Weißscheckungsfaktoren durchsetzt
ist und zusätzlichen einen intensiven Bronzefaktor besitzt. Dieser kommt
auf den schwarzen Teilen zur Wirkung. Die Besonderheit und Attraktion
daran ist die mosaikartige scharfe Abgrenzung von Schwarz und Bronze, die
durch das Scheckweiß noch einmal eine besondere Anziehungskraft erhält. In
einigen Teilen des Gefieders wirkt die Abgrenzung von Bronze und Schwarz
wie die bei Fleckenschecken zwischen Weiß und Farbe. In der Verdünnung
wird das Blauschwarz in Dun verwandelt und der Bronzeton in Sulfur. Das
sind Wirkungszusammenhänge, die uns von den traditionellen Farbenschlägen
vertraut sind. Die Farbverteilung verändert sich auch über die Jahre, was
auch bei den uns bekannten Farbenschlägen gelegentlich zu finden ist.
Mosaikartige Erscheinungen bei Tauben aus Indien/Pakistan (Quelle:
Mr. Maqbool Hyderabad, India)
Eine Beurteilung der genetischen Zusammenhänge ist aus der Distanz kaum
möglich. Hinzu kommt, dass zwischen einzelnen Färbungen relativ frei
gekreuzt zu werden scheint. Damit dürften in den Tauben auch Erbfaktoren
vorhanden sein, die mit dieser "Schwarz-Bronzescheckung" als Besonderheit
nichts zu tun haben und die Analyse erschweren. So sind auf anderen Fotos
auch Tauben zu sehen, bei denen zusätzlich zu den genannten Faktoren der
Stipperfaktor vorhanden ist, so dass einige Gefiederteile denen von
Almonds bzw. Vielfarbenen ähneln. Da auch junge indische und pakistanische
Züchter an genetischen Fragen interessiert sind, wird man vielleicht in
absehbarer Zeit mehr Informationen über die Vererbung erhalten.
Mosaik and mosaic-mimic
Domestic Pigeons
In the domestic pigeon mosaics are indivuals that show characteristics
that should exclude each other in one bird. In the words of W.F. Hollander
they are "composed as if two birds had been melted down and made into one"
(Hollander 1983). Thus from genetics e.g. a hen is either Wild-Typ or
Ash-Red since the color is sex-linked and a hen may be symbolized •//+ or
•//BA. The hen from the loft of Tanja Gabrecht shown above (quoted
from the Russian language booklet on Pigeon Genetics), however, at the one
side is black colored (blue bar) and at the other side (mealy bar). Mated
with a recessive red pied cock with the exception of a black with red
primaries no further mosaik were raised. From the color of the reported
young we may conclude that she inherited like a hemizygous ash red hen.
The black Danish Tumbler hen with some pied white and Almond flecks from
the author's loft also should genetically be either Almond with the
Stipple gene St or Wild-Type +. Nevertheless the plumage shows both. Mated
with two different black cocks she produced almond cocks and black and
some kite hens. She thus behaved in the breeding pen like a typical
hemizygous Almond hen. Hollander and Cole (1940, Genetics) were the first
to discuss in more detail this phenomenom in their article on "Somatic
Mosaics in the Domestic Pigeon" where they also discussed e.g. the flecks
of cocks heterozygous for color. The terms chimeric and mosaic effects
were used synonymic. According to wikipedia today a chimera is considered
a single organism that is composed of two or more different populations of
genetically distinct cells that orginated from different zygotes involved
in sexual reproduction. A mosaic means that the different cells have
emerged from the same zygote (http://en.wikipedia.org/wiki/Chimera_(genetics)).
For Hollander most mosaics are best explained by "bipaterity" - "the
survival of supernumary spermatozoa to form island tissue in the embryo"
(Hollander 1949, p. 271). From other species it is known that polyspermie
and also binucleate eggs with double fertilization is a rare event and the
results usually are underdeveloped and nonviable individuals. That
obviously does not hold for mosaic domestic pigeons. Thus pigeons seem to
be an exteme exception, if the explanation for the occurrence of mosaics
holds. Perhaps more insight will be produced with the progress and ease of
molecular genetics in near future.
Recently reports from India and Pakistan on pigeons were presented that in
some respect are very similar to Mosaik. The base of the colorations seems
to be a dark blue. In some parts of the plumage, probably due to darkening
traits, it becomes black or near to black. Pied traits seem to be involved,
producing an attractive and irregular pied marking. In addition a bronze
trait is involved. The most striking effect is the contrast not only
separating white and color, but also black and bronze, producing a
mosaic-mimic effect. Several birds shown at other photos seem to carry the
Stipple trait St and part of the plumage is Almond-like. Dilution is
involved in the gene pool of the breed, thus black becomes dun and bronze
sulfur. The birds seem to produce the likes of them and thus differ from
mosaics. Since there are now several engaged and well-informed young
fanciers in India and Pakistan we probably will get soon more information
about the genetic background.
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