Stralsunder Hochflieger für die Ausstellung und den Hochflug
Stralsund Highfliers - The Show Type and the
Flying Type
Stralsunder Hochflieger sind eine der Hochflugtaubenrassen bei denen
es neben dem Ausstellungstyp noch den Flugtyp gibt. Dieser erinnert
äußerlich stärker an den leistungsstarken Hochflieger um 1900, der
er einmal war. In den Erinnerungen des großen Fachschriftstellers
und Tümmlerexperten Edmund Zurth waren die Stralsunder um die Wende
zum 20. Jahrhundert "die edelsten Tümmler, die es gab. Sie waren die
weißesten, ungestümsten und zuverlässigsten unter den Tümmlern und
hatten einen Flugstil, der als solcher zunächst gar nicht auffiel,
der auch schwer zu beschreiben ist, es sei denn, man bezeichnet ihn
als wild. Sie erflogen Höhen, in denen es anscheinend keine Grenzen
für sie gab…", so Zurth 1964 in seinem Tümmlerbuch.
Wie die Tauben ausgesehen haben, die um diese Zeit noch für Flug und
Ausstellung gleichermaßen genutzt wurden, macht das Foto von Tieren
aus der damals führenden Zucht von Drews aus Stralsund deutlich, in
der die nachfolgende Entwicklung schon angedeutet ist.
Quelle: Sell, Pommersche Taubenrassen (2010)
Modernisiert wurden die Stralsunder in den ersten Jahrzehnten nach
1900, in der auch die Modernisierung der Englischen Elstern durch
Kreuzungen mit Französischen Bagdetten und der Deutschen
Langschnäbligen Tümmler fiel. Hatten die modernen Englischen Elstern
die Bühne mit einem Paukenschlag betreten, so war es mit dem
modernen Stralsunder ähnlich, wie Dr. Eichler 1975 anhand seiner
Unterlagen zu berichten weiß.
Quelle: Sell, Pommersche Taubenrassen (2010)
Die Liebhaber der Rasse hatten schon immer im Stralsunder etwas
besonderes gesehen. So schrieb Dr. Bodinus als einer der großen
Förderer der Rasse 1878, dass ein Vergleich der Gestalt dieses
Tümmler mit anderen wie der Vergleich zwischen einem edlen Renn- und
einem Arbeitspferd oder dem zwischen einem Windhund und einem
Neufundländer ausfalle. Damals war das angesichts der uns erhaltenen
Abbildungen wohl eher eine Vision, die allerdings in den heutigen
Tauben Realität wurde. Die damals schon verfolgte Vision hat Ernst
Heyden in eine Zeichnung gegossen, die den Züchtern als
Orientierungshilfe bei der Zuchtauswahl dienen sollte.
Quelle: Sell, Pommersche Taubenrassen (2012)
Geblieben ist den Stralsundern, auch wenn sie heute überwiegend in
Volieren gehalten werden, das übergroße Temperament, das sich auch
beim Schlagbesuch bei Alwin Nüske zeigte und sich in den Photos
widerspiegelt. Auch auf Ausstellungen ist es schwer, einen
Stralsunder in der gewünschten Pose abzulichten.
Ausstellungsstralsunder bei Alwin Nüske
Die Skizze zur besonderen Formgebung von Ernst Heyden ist nicht im
gleichen Maße verbindlich für den Flugstralsunder, an dem die
äußerliche Modernisierung im Vergleich zu den Drewschen Tieren aber
auch nicht ganz vorbeigegangen ist. Die Eckigkeit als ein
äußerliches Charakteristikum ist erkennbar. Die Tauben entsprechen
äußerlich dem Bild eines 'gewandten Fliegers', wie es in vielen
Musterbeschreibung heutiger auf Schönheit gezüchteter Hochflieger
noch heißt. Im Gegensatz zu vielen anderen Rassen, bei denen das
auch steht, sind sie es aber noch, wie sich beim Schlagbesuch bei
Rudolf Beneke zeigte.
Flugstralsunder bei Rudolf Beneke
Stralsunder wurden auch früher schon zusammen mit farbigen
Hochfliegern geflogen, um Flugstiche besser verfolgen und
unterscheiden zu können. Das ist auch hier der Fall. Im Zuchtschlag
und im Stich der Flugtauben einige Magdeburger Weißschwänze, die
Vor- und Flugform der heutigen Langschnäbligen Deutschen Tümmler in
der Weißschwanzvariante.
Magdeburger Weißschwänze bei Rudolf Beneke
Zusammen zeigten sie, dass sie über einen längeren Zeitraum in
großer Höhe fliegen können und wollen, in Höhen, in denen sie
zeitweilig mit dem bloßen Auge nicht mehr zu erkennen sind.
Flugstralsunder bei Rudolf Beneke
Eine extreme Flugzeit wurde auch um 1900 vom Stralsunder nicht
verlangt, man findet in alten Quellen Angaben von 2-4 Stunden, was
auch durch die heutigen Flugstralsunder erreicht wird.
Die Entwicklung der Taubenrassen ist im Buch 'Taubenrassen.
Entstehung, Herkunft, Verwandtschaften' dargestellt, für die
Stralsunder ausführlich im Buch Pommerschen Taubenrassen, Pigeon
Breeds from Pomerania.
ISBN
978-9812920-1-5 und ISBN 978-3-9812920-0-8
Stralsund Highfliers - The Show Type and the Flying Type
As with other breeds Stralsund highfliers exists as an exhibition
type and also as flying type. The flying type is by far not as
extreme as the show type and resembles in some respect those flyers
that established in the past the reputation as an excellent
highflyer. About 1900 Stralsund Highfliers were told to have been
the outstanding highflyer breed in Germany. A photo of a couple from
the loft of one of the leading fanciers of that time is shown above,
taken from a source from 1905.
For fanciers even at that time and before Stralsund were somewhat
special compared to other highfliers. As early as 1878 Dr. Bodinius
described the figure as exceptional: Comparing the figure with
another race, it's like comparing a noble racehorse with a workhorse
or between a greyhound and a Newfoundland dog. At that time that
probably was more a vision than reality, however, the vision has
become reality in today's pigeons as is shown at the photos taken in
the fly pen of a friend. The revolution took place at the same time
when also breeds like the English Magpies and German Long Beaked
Tumblers got their modern figures. Like in these breeds by
outcrosses upon other breeds, inclusive of French Bagdats.
The second series of photos is from the flying type. In Pomerania
and other parts of Germany Stralsund were flown together with a few
colored pigeons of other breeds, and this was also done at that loft
with old fashioned Magdeburg white tailed Highfliers. The former
Magdeburg Highfliers as a show type today are integrated into the
today German Long Beaked Tumbler Group. A discussion of the change
of breeds in general is given in the book 'Taubenrassen' and in
detail for Stralsund Highfliers in the book 'Pommersche Taubenrassen.
Pigeon Breeds from Pomerania'. An excerpt from the English language
summary is reprinted here.
Excerpt from the English language summary of 'Pommersche
Taubenrassen.
Pigeon Breeds from Pomerania'.
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