Tauben auf der Tagung der Züchtergemeinschaft für reducedfarbige
Rassetauben am 11. September 2010 in Unna-Königsborn
Die diesjährige
Tagung war dem 16. Westfälischen Rassetaubentag angeschlossen, der vom
Verein RTZV Rote Erde organisiert wird. Der Dank der Züchtergemeinschaft
gilt Marc Brinkwirth und Harald Köhnemann, die eine Beteiligung der
Züchtergemeinschaft für reducedfarbige Rassetauben an diesem
Rassetaubentag ermöglicht haben und so die Gelegenheit boten, einen
größeren interessierten Züchterkreis anzusprechen.
Eröffnet wurde der
Rassetaubentag, zu dem viele Zuchtfreunde aus der Region, aber auch aus
dem benachbarten Ausland angereist waren, nach der Begrüßung der Gäste
durch Harald Köhnemann und Marc Brinkwirth durch die stellvertretende
Bürgermeisterin von Unna, Frau Renate Nick. Sie zeigte nach einer
Grußansprache auch keine Berührungsängste mit dem „Federvieh“ beim Start
der weißen Tauben, die Grüße in die Welt tragen sollten.
Im Mittelpunkt des
Geschehens standen für die Züchter reducedfarbigen Tauben die etwa 50
gezeigten Tauben der Gruppe. Daneben wurden wiederum Brieftauben mit dem
Erbfaktor „Rubella“ gezeigt. Rubella ist bekanntlich ein bei
Reisebrieftauben durch Dr. Knopf entdecktes Allel von Reduced. Die
Möglichkeit, auch andere genetische Raritäten und ungeklärte
Besonderheiten zu zeigen, wurde kaum genutzt. Zum Schluß gezeigt
allerdings einige interessante Anatolische Ringschläger, die man schon auf
der VDT-Schau 2008 in Dortmund in dieser Färbung sehen konnte, und die in
einem Sonderbeitrag angesprochen werden.
Hellgrau-Dunkelgesäumte Reduced
Zunächst zu den
Reducedfarbigen. Standardisiert sind hellgrau-dunkelgesäumte Reduced als
Farbenschläge bei den Kölner Tümmlern, Thüringer Schildtauben und
Deutschen Modeneser. Diese drei Rassen waren auch vertreten. Genetisch
besitzen Hellgrau-Dunkelgesäumte eine schwarze Grundfarbe, haben als
Zeichnungsanlage die Hämmerung, sie besitzen den Reducedfaktor und
zusätzlich den Farbausbreitungsfaktor „Spread“. Auf dieser Grundlage
entstehen Tiere mit einer hell-silbergrauen Grundfärbung, bei denen die
Federn auf dem Flügelschild noch mehr oder minder hell gerandet sind. Dass
es sich hierbei nicht um eine Säumung wie bei gesäumten Hühnern handelt,
wurde unter anderem in einem Beitrag in der Rassetaube 3/2010 und in
Beiträgen des Verfassers und von Fritz Muchow in der Geflügel-Zeitung
gezeigt. Auf dieser Homepage ist es auch in den Berichten über die Schauen
des letzten Jahres in Dortmund und Leipzig nachzulesen. Fritz Muchow
konnte es vor Ort beim Rundgang durch die Schau am lebenden Modell
vermittelt.
Tierbesprechung an den Käfigen beim
Rundgang
Züchterisch wird eine
Spannbreite zwischen etwas dunkleren und etwas helleren Tieren benötigt,
um den gewünschten mittleren Bereich zu halten. Eine Säumung wie bei
Zwerg-Wyandotten und anderen gesäumten Rassen ist nicht erreichbar und
wird auch nicht angestrebt, es handelt sich daher auch mehr um ein Problem
der Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit als um ein Zuchtproblem.
Kölner Tümmler hellgrau-dunkelgesäumt,
Kreuzungstier aus Kölner Tümmler und Thüringer Schildtaube
hellgrau-dunkelgesäumt, gezeigt von Fritz Muchow
Die Gründe für das
gelegentliche Auftreten von etwas rötlicher Färbung im Brustbereich von
Modenesern und mitunter auch im Bindenbereich bei Hellgrau-Dunkelgesäumten
Modenesern und Schildtauben kann man erahnen, wenn man gehämmerte Reduced
ohne den Spread-Faktor betrachtet. Bei diesen erscheint die Zeichnung zart
bräunlich/rötlich ausgebleicht.
Deutscher Modeneser reduced gehämmert
(etwas dunklere Variante) und Brieftaube reduced gehämmert (zartgefärbte
Variante) von Eberhard Voß
Der Spread-Faktor
vollbringt schon ein kleines Wunder: Schon in Mischerbigkeit erzeugt er
aus solchen Tieren Hellgrau-Dunkelgesäumte. „Wunder geschehen immer
wieder“, heißt es in einem alten Schlager, aber auch Wunder sind nicht
immer gleich vollkommen. Die im Untergrund vorhandene rötliche Färbung
wird manchmal nur unvollständig überdeckt und zeigt sich dann etwas im
Hals- und Bindenbereich. Nach Meinung der Züchter nicht unbedingt ein
Grund, ein solches Tier sofort zu verdammen. Stärkere Farbabweichungen
werden allerdings als störend eingestuft.
Dass es sich bei den
Hellgrau-Dunkelgesäumten genetisch um gehämmerte Tiere handelt, ist von
der Erscheinung her nicht unbedingt zu vermuten. Anders als bei
weißgeschuppten Luchstauben und anderen Rassen mit dem Toy-Stencil-Komplex
werden nicht nur der sonst schwarze Hämmerungsfleck und die schwarze
Bindenzeichnung durch ein weiße Färbung ersetzt, sondern die gesamte Feder
wird farblich verändert. Dass es sich um gehämmerte Tiere handelt, das
erkennt man erst dann, wenn aus einem Paar hellgrau-dunkelgesäumter Tiere
einmal ein Junges mit der Bindenanlage fällt. Solche Tiere zeigen eine
dunkelblaue Schildfärbung, nur die Hämmerungsflecken im Bindenbereich
werden hellgrau ausgebleicht. Solch ein Reduced mit hellgrauen Binden
wurde zur Anschauung von Norbert Dietrich neben den
Hellgrau-Dunkelgesäumten gezeigt. Auch eine von Fritz Muchow gezeigte
Thüringer Schildtaube schien diese Konstellation zu haben. Mauserbedingt
war sie allerdings noch schwer zu beurteilen.
Deutscher Modeneser
hellgrau-dunkelgesäumt, Jungtier mit stärkerem rötlichen bzw.
bronzeartigem Anflug im Binden- und Halsbereich und Reduced mit hellgrauen
Binden von Norbert Dietrich
Reduced mit
hellgrauen Binden
Solche Reduced mit
hellgrauen Binden stehen im Mittelpunkt des Interesses bei den
Feldfarbentauben. Sauber gefärbt können sie mit hellblauen
Feldfarbentauben, die den Erbfaktor Dominant Opal tragen, verwechselt
werden. Der Vorteil gegenüber den Hellblauen liegt darin, dass sie, anders
als diese, rein gezüchtet werden könnten. Wenn zwei Dominant Opal
miteinander verpaart werden, dann fällt durch die letale Wirkung von
Dominant Opal in Reinerbigkeit bekanntlich ein Viertel der Jungtiere aus,
stirbt meist schon im Ei ab. Ein Nachteil der Reduced mit hellgrauen
Binden liegt allerdings darin, dass fast immer der Brustbereich heller
silberfarbig aufgehellt ist als das übrige Gefieder. Die Färbung erscheint
damit nicht einheitlich. Wo liegen die Gründe? Der Brustbereich ist auch
bei Blaubindigen dunkler als das übrige Gefieder gefärbt, hat mehr
Pigmente. Reduced in Verbindung mit dem Farbausbreitungsfaktor scheint nun
aber besonders die Farbpartien besonders aufzuhellen, in denen die
Farbstoffkonzentration besonders hoch ist. Das ist der Bindenbereich, das
sind die Hämmerungspartien und die Schwanzbinde, und das trifft auch auf
den Halsbereich zu. Wenn sich das in den weiteren Zuchtjahren bestätigt,
dann wird man eine einheitliche Färbung zwar anstreben können, die etwas
stärker aufgehellte Brust aber tolerieren müssen.
Bei den
Feldfarbentauben zeigt sich eine noch größere Variantenvielfalt als bei
den Hellgrau-Dunkelgesäumten. Wie bei diesen erscheinen die sich bildenden
Federn in der zweiten Woche nach dem Schlupf bei einigen Jungtieren fast
weiß, bevor das etwas bläuliche bzw. silbergraue Gefieder und die
Unterschiede zu Weiß erkennbar werden. Nach der Mauser kommen die Federn
dunkler nach. Aber auch danach sind einige Alttiere im Körpergefieder zwar
dunkler als vorher, aber dennoch überwiegend ganz hell silbergrau.
Feldfarbentauben Reduced mit hellgrauen
Binden im Jugendgefieder: dunkle und helle Variante, nach der Mauser nicht
zu unterscheiden
Eines der
vorgestellten Tiere war aus der Distanz betrachtet nach fast
abgeschlossener Mauser sogar nahezu weiß. Erst bei näherer Betrachtung
zeigte sich im Körpergrundgefieder und an den Flanken ein helles Blau. Als
Zeichnungsanlage kann wie beim abgebildeten zweiten Tier die Hämmerung
vermutet werden. Ohne Testpaarungen ist das kaum zu entscheiden.
Feldfarbentauben Reduced mit
Hämmerungsanlage, extrem helle Variante
Bei der bindigen
Variante der Reduced mit Farbausbreitungsfaktor heben sich die noch
helleren Binden in der Regel auch bei der hellen Variante noch einmal
deutlich ab. Andere bindige Reduced wiederum zeigen ein dunkleres Blau
ähnlich den hellblauen Feldfarbentauben, und damit einen deutlicheren
Kontrast zur hellgrauen Binde.
Da bei den
Feldfarbentauben bei den schwarzen und blauen Weißbindigen der Toy Stencil
Komplex vorhanden ist, bei Isabellfarbenen und Hellblauen zudem Dominant
Opal existiert, ist nicht auszuschließen, dass durch frühere Einkreuzungen
und auch durch unkontrollierbare Fehlbefruchtungen Verbindungen zu den
gezeigten Reducedfarbigen bestehen. So wurden in den Vorjahren auch
Reduced ohne Farbausbreitungsfaktor, aber mit dem Toy Stencil Komplex der
blauen Weißbindigen gezeigt. Diese zeigten einen mittleren Blauton und
eine relativ einheitliche Färbung über den gesamten Körper. Das ist
möglicherweise ein Schlüssel, um Reduced nicht nur mit hellgrauen, sondern
sogar mit weißen Binden zu erhalten, die dann auch nicht den unerwünschten
silbernen Vorhals zeigen. Letzterer scheint mit dem Farbausbreitungsfaktor
zusammenzuhängen, der bei dieser Kombination ausgespart wurde.
Aus den Ausführungen
wird deutlich, dass es durch die Variationsbreite von Reduced und die
möglichen Störgrößen durch weitere Erbfaktoren schwer ist, nur auf der
Grundlage des Erscheinungsbildes eindeutige Aussagen über den genetischen
Hintergrund zu treffen. Ausschließen kann man schließlich auch nicht, dass
es auch bei Reduced, wie jetzt bei Rezessiv Opal festgestellt, Allele
gibt, die sich erst bei bestimmten Genkonstellationen unterschiedlich
auswirken.
Rubella und
Reduced
Mit Rubella ist vor
einigen Jahren ein Allel von Reduced entdeckt worden, das sich in einigen
Merkmalen von Reduced unterscheidet. Die Zeichnung bei gehämmerten Rubella
ist etwas „härter“, geht mehr in Richtung Bronze als bei Reduced, bei
denen oft besonders zarte Färbungen vorherrschen. Nicht immer, wie uns der
von Zfr. Voß vorgestellte reducedgehämmerte Deutsche Modeneser und einige
der noch im Vorjahr vom Zfr. Horst Klimpke vorgestellten gehämmerten
reduced Feldfarbentauben gezeigt haben. Typisch für Rubella sind auch die
sowohl in der bindigen und gehämmerten Variante als auch in der
dunkelgesäumten Variante (mit Farbausbreitungsfaktor) auffallend hell
gefärbte Schwänze.
Brieftaube 0,1 Rubella alt mit
Farbausbreitungsfaktor und 0,1 Rubella-gehämmert jung
Diese erscheinen
manchmal fast weiß (siehe Abbildung der Rubella-Täubin des Verfassers mit
Farbausbreitungsfaktor). Aber auch gibt es Ausnahmen. Bei bindigen und
gehämmerten Reduced zeigen die Schwanzfedern zum Abschluß in der Regel
noch einen dunkler getönten Abschluß. Ein weiterer Unterschied von Rubella
zu Reduced besteht darin, dass bei ersteren ganz weiß im Nest erscheinende
Jungtiere, zumindest beim Verfasser, bisher nicht aufgetreten sind. Es
scheint bei Rubella auch keinen Einfluss auf die Säumung zu haben, ob als
Zeichnung verdeckt Binden haben oder die Hämmerung vorliegt, denn ähnliche
Tiere wie Reduced mit hellgrauen Binden sind bisher nicht aufgetreten,
obwohl im Bestand auch bindige Rubella vorhanden sind.
Weitere Raritäten
Unter den sonstigen
Raritäten zunächst von Zfr. Voß bei den Brieftauben neben Reduced und
Rubella ein heller Qualmond-Täuber, der Ähnlichkeit mit einem Sprenkel
hatte.
Brieftaube: ein Qualmond von Eberhard Voß
und Feldfarbentaube braun von Erwin Meyer
Braune
Feldfarbentauben mit weißen Binden (Toy Stencil) wurden schon bei den
Neuzüchtungen einmal vorgestellt, hier gezeigt wiederum auch ein braunes
Tier mit der gehämmerten Zeichnung und damit einer bereits angedeuteten
weißen Schuppung. Eine seltene Mosaik Feldfarbentaube wurde wiederum auch
von Zfr. Erwin Meyer gezeigt.
Feldfarbentaube Mosaik und
Braun-Weißgeschuppt von Erwin Meyer
Auf die am Rande
gezeigte Besonderheit der Anatolischen Ringschläger in verschiedenen
Ember-Varianten wird parallel in einem Sonderbericht eingegangen.
Pigeons at the
Meeting of the Club of fanciers interested in reduced pigeons at 11.
September 2010 in Unna-Königsborn
The well organized
meeting was held in Unna.Königsborn as scheduled. About 50 pigeons
with the trait reduced in different genetic constellation were shown,
mainly Field Pigeons and German Modena besides some Thuringian Shields and
Homers and a Cologne Tumbler.
German Modena, Thuringian Shields and Cologne Tumblers are standardized in
the Spread Reduced variety. Genetically besides Spread the pattern checker
or dark checker is present, however, from heterozygous couples for bars
sometimes also reduced with light grey bars are raised and one example was
presented by Norbert Dietrich. Reduced Field Pigeons are not yet
standardized colorations and demonstrated a wide range from a very dark
blue to near white examples. The genetic analysis in this breed is
complicated by the fact that the standardized colorations carry the traits
of the Toy Stencil complex and some of them also Dominant Opal. Therefore
sometime the ancestry and the genetic constellation might not be sure.
The trait Rubella as an allele of Reduced was present by several Racing
Homers. In addition as a rarity a nice looking Qualmond Homer cock was
shown, some brown Field Pigeons and finally a small collection of
Anatolian Ring Beaters by Rainer Düchting in “Ember”. Ember will be
discussed in a special report.
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