Veränderungen von Farbenschlägen
und des Genotyps bei Tauben
Als die ersten schwarzen Tauben im eigenen
Bestand auftauchten, waren sie farblich blass. Erst die Einkreuzung
intensiv gefärbter einer Fremdrassen brachten Tiefe und Lack der
Farbe. Wie der Verfasser erst später aus der Literatur lernte, hatte
er dadurch zum vorhandenen Genotyp den Erbfaktor ‚Deep‘ und
möglicherweise weitere intensivierende Faktoren hinzugefügt. Dem
duffen Schwarz hat keiner nachgetrauert. Anders beim Farbenschlag
Gelb. Hier hat bei vielen Rassen der goldenen Farbenschlag den
gelben abgelöst, ohne dass es im Standard registriert wurde. Wenn in
Standards für alle Farbenschläge durchgehend eine intensive Färbung
gefordert wird, dann sind bei Rezessive Roten die Goldenen mit einer
geringeren Verdünnung der Pigmente automatisch beim Preisrichter im
Vorteil. Nur eine Frage der Zeit, bis Goldene die Gelben in der
Rasse verdrängt haben und Anhänger der Gelben die Zucht aufgeben.
Analoge Effekte kann es auch bei anderen
Färbungen geben. Das passiert, auf Schauen unbeanstandet, auch in
einigen Zuchten bei Texanern mit der Kennfarbigkeit durch den
Erbfaktor Faded.
1,0 Texaner kennfarbig dunkel (S. Ringleb,
11543), 0,1 Texaner blau mit Binden (W. Hohenberger, 11554, und W.
Hamel, 11555). Junggeflügelschau Hannover 2009
Der Verfasser hatte schon im Schaubericht
über die Junggeflügelschau Hannover 2009 darauf hingewiesen, dass
unter den blauen Weibchen einige standen, die von blauen
King-Täubinnen ohne den Faded-Faktor nicht zu unterscheiden waren.
Ein klares Blau mit schwarzen Binden. Nicht verwaschen oder leicht
wolkig, wie im Standard beschrieben. Einige Preisrichter schienen
davon ganz angetan. Nicht ausgeschlossen, dass eine ähnliche
Entwicklung wie bei Gelb und Gold ausgelöst wird.

Quelle:
http://www.taubedaisy.de/rasse-m-z/texaner.htm
Damals hatte der Verfasser an Kreuzungen mit
Kingtauben gedacht und an Weibchen aus diesen Kreuzungen ohne den
Faded-Faktor. Wahrscheinlich falsch gedacht, denn in den letzten
Jahren wurden verschiedentlich ähnliche Bilder blaubindiger Texaner
gezeigt. Wahrscheinlich keine Faded. Möglicherweise Chalky, ein
seltenes Stipper-Allel. Mischerbige Täuber zeigen bei diesen kaum
eine Veränderung der blauen Färbung. Allgemein geht man bei den
Stippergenen davon aus, dass hemizygote Weibchen und mischerbige
Täuber dieselbe Färbung haben. Dann gilt das auch für Chalky. Ein
mischerbiger Chalky-Täuber ist in der molekulargenetischen Studie
von 2020 (Bruders u.a.) über die Stippergene neben einer
Faded-Täubin abgebildet und zeigt den Unterschied.

Faded and Chalky. Quelle: Bruders et al. 2020
Das Gen muss nicht durch Kreuzungen in die
Texaner gekommen sein. Die Studie hatte gezeigt, dass sich die als
Alle betrachteten Gene auch dadurch unterscheiden, dass größere
Chromosomenteile teils mehrfach vorhanden waren (Copy Number
Variation). Veränderungen an anderen Genorten, die Aspekte der
Pigmenterzeugung oder -ablagerung kontrollieren, in Verbindung mit
der Vermehrung oder Verminderung der Anzahl an Kopien, könnten zu
Phänotypen führen, die der Gruppe der Stipper-Allele zugerechnet
werden (S. 14). Es muss auch nicht Chalky sein, denn die Verfasser
verweisen auf Berichte aus den Zuchten, nach denen andere Phänotypen
spontan aus vorhandenen Varianten entstanden seien.
Angesichts der heutigen Variationen ist es
interessant, nach Dokumenten über die Ausgangsfärbungen zu suchen.
Anerkannt wurden Texaner in den USA 1962, in dem Bildband von Levi
1965 ist nur ein dominant rotes Weibchen abgebildet. Ein frühes Bild
eine Gruppe mit unterschiedlichen Färbungen wurde im ‚World Pigeon
Magazine‘ 1978 abgedruckt und darunter auch eine Täubin, die der
Beschreibung im deutschen Standard entspricht: „Die Farbe nicht
intensiv und einschließlich der Hämmerung und Binden verwaschen.
Leicht wolkige Schildfarbe gestattet“.

Gruppe von Texanern in unterschiedlichen Färbungen. Quelle:
World Pigeon Magazine 1978
Literatur:
Bruders, R., H. Van Hollebeke et al. (2020), A copy number variant
is associated with a spectrum of pigmentation patterns in the rock
pigeon (Columba livia). PLoS Genet 16(5): e1008274
Levi, W.M., Encyclopedia of Pigeon Breeds, Ney Jersey 1965
Sell Axel und Jana, Vererbung bei Tauben,
Reutlingen 2004, 2007
https://www.taubensell.de/004_Neu_Ausstellungen/junggefluegel_hannover2009.htm
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