Bleifarben – Erinnerung an einen verschollenen Erbfaktor:
Bleifarben wurde im schwarzen Farbenschlag bei Trommeltauben durch
Ernst Meckenstock entdeckt. Bei ihnen kam es in Verbindung mit dem
Spread-Faktor zu grau-blauen, ins Silberne gehenden Aufhellungen an
Körper, Schwingen und Schwanz. Kopf und Hals bleiben schwarz.
Deutsche Schnabelkuppige Trommeltaube Spread-Bleifarben
Die Übertragung des Faktors auf Blaue und Blaugehämmerte führt zu
Tauben mit blau-grauem Grund und leicht bräunlich überlagerten
Zeichnungen (Binden und Hämmerung). Der Faktor vererbt rezessiv,
nicht geschlechtsgebunden. Erste Vererbungstests wurden im Buch
Vererbung bei Tauben (Axel und Jana Sell, 2004, 2007) dokumentiert.
Das Zusammenwirken mit Spread mit der Aufhellung zu einem hellen
Blaugrau weist Ähnlichkeiten mit Platin und Rezessiv Opal auf. Auch
mit den geschlechtsgebundenen Faktoren Reduced und Rubella. Tests
mit Platin wurden gemacht. Es sind unabhängige Faktoren. Spätere
Dokumentationen finden sich in ‚Genetik der Taubenfärbungen‘ und ‚Pigeon
Genetics‘.
Testpaarung eines Bleifarbenen Täubers mit Farbausbreitungsfaktor
mit einer blaugehämmerte Brieftäubin und ihre schwarze Nachzucht.
Quelle: Axel und Jana Sell, Vererbung bei Tauben, Oertel & Spörer,
Reutlingen 2004, 2007
Ausgewählte Jungtiere der F2 aus der Ausgangspaarung
Spread Bleifarben x blaugehämmerte Brieftaube. Quelle: Axel und Jana
Sell, Vererbung bei Tauben, Reutlingen. 1. Auflage 2004, 2. Auflage
2007
Das Verschwinden der Spread Bleifarbenen, und damit einhergehend
auch des Erbfaktors, wirft ein Licht auf die Probleme des Erhalts
der Seltenheiten allgemein. Sie stehen nicht im Standard und können
damit auf Schauen auch nicht um Aufmerksamkeit werben. Bei kleinen
Beständen wird man häufig zur Vermeidung einer zu starken
Verwandtschaftszucht andere Farbenschläge oder sogar andere Rassen
einkreuzen. In günstigen Fällen erhält man in der F2, und
häufiger noch bei der Rückkreuzung, mehrere Jungtiere im
Ausgangsfarbenschlag zurück. Aber nicht immer. Die angestrebte
Qualität der Färbung hängt nicht nur von einem oder zwei Faktoren
ab, sondern von weiteren modifizierenden Faktoren. Die gewünschten
Faktoren werden nicht automatisch zusammen auftreten. Das schien
auch bei Spread Bleifarben der Fall zu sein, was auch die Gruppe der
Jungtiere der F2 aus der Verpaarung eines Spread
Bleifarbenen mit einer blaugehämmerten Brieftaube zeigt. Der
Erbfaktor ist nach solchen Paarungen bei vielen noch erhalten, aber
nicht mehr in der ansprechenden ‚Verpackung‘, weil positive
Modifikatoren fehlen.
Jungtäuber der F2. Quelle: Axel Sell, Pigeon Genetics,
Achim 2012.
Bei kleinen Beständen und begrenzten Kapazitäten des Züchters wird
mit dem Farbenschlag auch der Faktor nach kurzer Zeit verschwinden.
Jüngst tauchte allerdings im Internet ein Bild in Trommeltaubenfigur
auf, das den Spread-Bleifarbenen ähnlich war.
Verschollen muss nicht ausgestorben bedeuten!
Literatur:
Sell, A., Pigeon Genetics. Applied Genetics in the Domestic Pigeon,
Achim 2012
Sell, A. und J., Vererbung bei Tauben, Oertel & Spörer, Reutlingen
2004, 2007.
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