Die andere Seite der Medaille – oder der
Traum vom Stamm reinerbiger Almonds und Stipper
Der Stipperfaktor kann mit Almond,
Weiß-Schwarzgesprenkelten und anderen Varianten großartige
Farbenschläge hervorbringen. Gemeinsam haben alle diese
Farbenschläge aber auch, dass reinerbige Täuber optisch fast weiß
sind. Genetisch bedingt haben sie fast immer Handicaps wie
Augendefekte und/oder Bewegungsstörungen. Einen vitalen reinerbigen
Stamm von Almonds oder Stippern kann es nach den derzeit
vorliegenden belastbaren Informationen damit nicht geben. Von
seriösen Züchtern werden daher regelmäßig die Komplementärfarben in
der Zucht eingesetzt. Bei den Englischen Almondtümmlern und
Dänischen Braun- und Gelbstippern sind es Kites und Agates.
Abb. 1: Dänische Braun- und Gelbstipper (Almonds)
mit einer Kite bzw. Golddun als Komplementärfarbe (Quelle, Sell,
Tauben. Züchten mit System, Reutlingen 1995)
Zu vermuten ist, dass diejenigen, die von einem
Stamm reinerbiger Almonds schwärmen, so weit von der Genetik
entfernt sind, dass sie gar nicht wissen, dass in einem solchen
Stamm ‚reinerbiger Almonds‘ keine ausstellungsfähigen Almondtäuber
auftauchen können. Der Traum von reinerbigen Almonds und die
nachfolgende Enttäuschung sind in einer Fotomontage nachgezeichnet.
Abb. 2: Der Traum vom reinerbigen Stamm von
Almonds und was daraus wird
Nur unter sich gehalten entsteht ein
kennfarbiger Stamm mit weißlichen Täubern und andersfarbigen
Weibchen. Der Unterschied zu den kennfarbigen Texanern mit dem
Faded-Gen liegt darin, dass von den Täubern nur wenige zur
Zuchtreife gelangen. Das geht in Berichten unter, in denen die
positiven Ausnahmen gezeigt werden. Berichte über Ausnahmen dienen
immer wieder als Alibi für die Verpaarung von zwei Merkmalsträgern,
aus denen zwangsläufig nicht vitale reinerbige Täuber fallen müssen.
Abb. 3: Reinerbige weiße Merkmalsträger aus der
Verpaarung eines spalterbigen St-Täubern mit einer Almondtäubin
(Quelle: Sell, Genetik der Taubenfärbungen, Achim 2015)
Nach eigenen Erfahrungen und Beobachtungen in
anderen Zuchten haben auch die aufkommenden Jungtäuber
Bewegungsstörungen und Unsicherheiten beim Freiflug. Das fällt
vielen Züchten bei Volierenhaltung nicht auf, andere interessiert es
nicht. Zur Vermittlung eines realistischen Bildes gehört, dass auch
einmal negativ betroffene Jungtiere und nicht nur die positiven
Ausnahmen gezeigt werden. Das Gebot, unter Tierschutzgesichtspunkten
Merkmalsträger nicht miteinander zu verpaaren, hat eine reale
Grundlage.
Abb. 4: Historische Fotos - Verpaarung von
Merkmalsträgern und zu erwartende Nachzucht mit Defekten
Soweit bei reinerbigen St//St keine ‚bladder-eyes‘
vorliegen, entwickelt sich die Augenfarbe innerhalb von vier oder
fünf Jahren von dunkel zu perl und die Fleckung des Gefieders nimmt
zu. Gezeigt ist dazu ein Täuber aus dem Buch ‚Pigeon Genetics‘.
Abb. 5: Veränderung eines reinerbigen
Stippertäubers mit dem Alter (Quelle: Sell, Pigeon Genetics, Achim
2012)
Literatur:
Genetik der Taubenfärbungen, Achim 2015
Pigeon Genetics. Applied
Genetics in the Domestic Pigeon, Achim 2012
Breeding and Inheritance in
Pigeons, Hengersberg 1994
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