Grundformen der Säumung bei Tauben ---
Three Basic Forms of Lacing in the Domestic
Pigeon
Den Begriff ‚gesäumt‘ findet man in vielen Musterbeschreibungen. Wer
eine Säumung wie bei gesäumten Hühnern erwartet, wird meist
enttäuscht werden. Aus genetischer Sicht können wir drei Grundformen
unterscheiden, von der nur die erste den Erwartungen gerecht werden
kann.
I.
Säumung der Orientalischen Mövchen
Der Säumung der Orientalischen Blondinette auf der Grundlage des
Faktors ‚Oriental Frill Stencil‘ kommt der auch im Vorspann der
Musterbeschreibungen dargestellten ‚Idealsäumung‘ nahe (Abb. 1 oben
rechts). Um den weißen Federkern ein abgegrenzter dunkler Rand!
Abb. 1: Säumung bei Orientalischen Mövchen, Zwerg-Wyandotten und
das Ideal der Säumung nach der Musterbeschreibung
Quelle: Genetik der Taubenfärbungen
II. Säumungen bei dunkler Hämmerung
Die zweite Grundform stellen gehämmerte Tiere dar, bei denen die
Hämmerungsflecken so ausgedehnt sind, dass nur am Federrand die
unter der Hämmerung verborgene Färbung erkennbar bleibt. Durch
Überlappung der Federn entsteht der Eindruck einer Säumung. Bei
blaugehämmerten Tauben bleibt bei einer dunklen Hämmerung hinter den
Hämmungsflecken der hellere Rand (Abb. 2, 3).
Abb. 2: Hämmerung bei blauer Grundfarbe.
Quelle: Genetik der Taubenfärbungen
Wenn Toy Stencil dazu kommt, werden die schwarzen Hämmerungsflecke
bis auf einen farbigen Rand in weiße Flecken umgewandelt. Es
entsteht der Eindruck einer weißen Schuppung. Aus anderer
Perspektive ist es eines farbigen Saumes um den weißen Federkern
(Abb. 3).
Abb. 3: Heller Saum bei einem dunkelgehämmerten Show Racer und weiße
Schuppung mit dunklem Saum bei Luchstauben
Quelle: Pigeon Genetics
Bei Modena Bronze wird der schwarze Hämmerungsfleck durch Bronze
und nicht durch Weiß ersetzt. Die durch den Hämmerungsfleck nicht
verdeckte ursprüngliche Farbe der Feder erzeugt den Eindruck eines
blau-schwarzen Saumes. Bei Modenesern sind es ‚Bronzeschildig-Gesäumt‘
bzw. in der Verdünnung Sulfurschildig-Gesäumt (Abb. 4).
Abb. 4: Deutsche Modeneser Gazzi Bronzeschildig-Gesäumt. Quelle:
Genetik der Taubenfärbungen Abb. 294
Hier gezeigt zusätzlich das Beispiel einer goldenen Gimpeltaube
goldsulfur-gesäumt. An den Einzelfedern erkennbar, geht der Eindruck
der Säumung auf die Hämmerung zurück (Abb. 5).
Abb. 5: Goldgimpel gold mit sulfurgesäumtem Flügelschild
III. Säumung durch den Farbausbreitungsfaktor
Die dritte Grundform ist durch den Farbausbreitungsfaktor (Spread)
geprägt. Rotfahle und Rotfahlgehämmerte mit dem
Farbausbreitungfaktor erscheinen als Aschfahle, von denen viele am
Federrand der Schildfedern eine mehr oder weniger starke
Pigmentverdichtung anzeigen. Aus der Distanz wird der Eindruck einer
Säumung erzeugt.
Abb. 6: Optischer Eindruck einer Säumung bei einer aschfahlen
Luzerner Schildtaube und einem ‚Hellgrau-Dunkelgesäumtern Kölner
Tümmler“
Quelle: Genetik der Taubenfärbungen
Das gleiche gilt bei Reducedfarbenen, bei denen durch den
Farbausbreitungsfaktor und etwas Selektion ‚Hellgrau-Dunkelgesäumte‘
entstehen (Abb. 6). Auch die ‚Säumung‘ bei Andalusierfarbenen und
bei anderen genetischen Varianten mit dem Farbausbreitungsfaktor ist
mehr ein optischer Trugschluss als ein realer Farbsaum.
Abb. 7: Farbverdichtung am Federende bei andalusier Pfautaube
Die unterschiedlichen Formen stellen nicht nur unterschiedliche
Herausforderungen bei der Bewertung, sondern auch in der Zucht dar.
Quellen:
Axel Sell, Pigeon Genetics, Applied Genetics in the Domestic
Pigeon, Achim 2012
Axel Sell, Genetik der Taubenfärbungen, Achim 2015
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