Magnani und Vielfarbige bei Tauben
Magnani bei den Modenesern dürften eine ebensolange Tradition
wie Almonds bei den Englischen Short Faced Tümmlern haben. Beide
Farbenschläge haben den Stipperfaktor gemeinsam. Dieser ist für die
Unterbrechung der Farbzufuhr bei der Federbildung und damit für die
Stippung oder Sprenkelung verantwortlich. Die Beschreibung der
Färbung in den Musterbeschreibungen bieten bei Magnani und
Vielfarbigen, wie sie bei anderen Rassen meist genannt werden, meist
einen größeren Spielraum. Besonders beliebt scheinen Tauben mit
helleren Federn im Schild zu sein, wobei der mandelfarbene (almond)
Ton in der Grundtönung nicht völlig fehlen darf. Bei Deutschen
Modenesern wird eine hellere oder dunklere mandelgelbe Farbe, teils
blaugrau angelaufen, gewünscht. Schwingen und Schwanz sind
cremefarbig bis weißlich mit dunklen Sprenkeln. Ähnliche Färbungen
wie Vielfarbige werden in den USA als 'Almond' bezeichnet. Bei
Orientalischen Rollern spricht man in Deutschland von Vielfarbigen
wie auch noch im amerikanischen Standard von 1979, dort als 'Multicolored'.
Das ist inzwischen geändert auf Almond. Vom Standard her wird eine
ähnliche Färbung wie bei Englischen Short Faced angestrebt. Die
Behauptung, früher hätte man alle Varianten mit dem Stipper-Gen 'Almonds'
genannt, ist falsch. Das hat man bei keiner Rasse gemacht. Sprenkel
wurden auch nicht mit Vielfarbenen zusammengeworfen, wie manchmal
gesagt wird, es waren im amerkanischen Standard von 1979 'bi-colored',
also Zweifarbige (wie im deutschen Standard von 1954). Im deutschen
Standard der Modeneser sind Sprenkel eine Untergruppe der Magnani
mit silbergrauer Grundfarbe (Silbersprenkel).
Magnani Modena und
Italienischen Mövchen vielfarbig (Fotos: Layne Gardner)
In der ganz alten Literatur wurden sie
gelegentlich auch unter der Bezeichnung 'Harlekin' erwähnt. Das
wäre, wie Magnani, auch eine zutreffendere Bezeichnung bei vielen
anderen Rassen, bei denen es sich nicht um Almond handelt. Die
Bezeichnung 'Almond' legt zu schnell den Vergleich mit der Färbung
der Englischen Short Faced nahe, die von den Züchtern in der Regel
gar nicht angestrebt wird.
Auch die Nebenfarben der Vielfarbigen
unterscheiden sich von denen der Englischen Short Faced Tümmler.
Dunkelgehämmerte mit mehr oder weniger Bronze übernehmen meist den
Part der Kites. Auch schwächer gefärbte Rote und Gelbe finden sich
als Gegenpart der Agates in den Zuchten. Auch in der
Vielfarbigenzucht sind die Nebenfärbungen unverzichtbar. Zwei
Vielfarbige miteinander verpaart bringen, wie bei Almond, zu einem
Viertel die unerwünschten weißen Täuber mit Vitalitätsproblemen.
Solche Paarungen sollten unter dem Gesichtspunkt des Tierschutzes
unterbleiben. Die konkrete Färbung spielt für die Zuchtpartner aber
nicht die Rolle, die sie bei den Englischen Short Faced hat. Der
Toleranzbereich auf den Ausstellungen ist sehr groß, so dass der
Prozentsatz der für die Ausstellung geeigneten Jungtiere höher als
in der Almondzucht ist.
Vielfarbige Deutsche
Modeneser in einer deutschen Spitzenzucht mit den dort verwendeten
Nebenfarben
Komorner Tümmler Vielfarbig mit einem dunklen
in der Zucht verwendeten 'Kite'-Weibchen (Quelle: Sell, Genetik der
Taubenfärbungen)
Züchter und Richter sollten berücksichtigen,
dass Magnani und Vielfarbige keine Almonds sind. Auch Kites und
Agates der Vielfarbigenzucht sollten nicht mit ihren Namenvettern
bei Englischen Short Faced Tümmlern gleichgesetzt werden. Sie sind
ähnlich und erfüllen in der Zucht ähnliche Aufgaben. Eindeutiger
wäre es, von Kites und Agates in bestimmten Rassen zu sprechen, um
Verwechselungen zu vermeiden, also Kites der Modeneser oder Komorner.
Theoretisch klingt das gut, praktisch ist es nicht umzusetzen. Man
kann nicht für jede Variante einen neuen Namen erfinden.
Vielfarbige
Orientalische Roller und Komplementärfarben
Vermieden werden sollten, wie bei Almonds auch
bei Vielfarbenen, Paarungen mit Schecken, Schimmeln und Tiger. Das
kann einzelne völlig weiße Schwingen und Schwanzfedern zur Folge
haben, was den Halter ohne Ausstellungsambitionen nicht stören muss,
auf Ausstellungen bei korrekter Bewertung aber gestraft wird. Bei
einigen Rassen sind die Preisrichter in diesem Punkt eher blind und
sehen trotz anderslautendem Standard darüber hinweg. Positiv für die
Zuchtausrichtung ist das nicht.
Sind Almonds und Vielfarbene schwer zu züchten?
Sehr gute Tiere sind in allen Rassen und Farbenschlägen schwer zu
ziehen. Wenn jedes Jungtier vorzüglich wäre, gäbe es keinen
Wettbewerb mehr. Das liegt in der Natur des Ausstellungswesens. Bei
einer Kröpferrasse mit geherzter Scheckung konnte man in einem
Bericht jüngst lesen, dass dort auch nur jedes vierte Tier korrekt
gescheckt sei. Die Zucht ist nicht schwerer als bei anderen
spalterbigen Farbenschlägen wie z.B. Indigo, Andalusier, Hellblau
und Isabell. Bei diesen zeigt auch nur die Hälfte der Jungtiere die
auf Ausstellungen gewünschte Färbung, die anderen sind ebenfalls
Nebenfarben. Bei den Englischen Short Faced sind diese und
attraktive Schauvarianten und auch bei den Vielfarbigen hat man
Klassen für die Nebenfarbenschläge geschaffen.
Ein großer Teil der Zuchtprobleme liegt nicht
in den Farbenschlägen begründet, sondern in 'züchterischem
Versagen'. Wer mit Schecken, Tigern und ungeeigneten Nebenfarben
züchtet, vermindert den Anteil brauchbarer Tiere. Wer dann noch über
wenig Nachzucht klagt, weil bei der entgegen aller Empfehlungen
vorgenommenen Verpaarung von zwei Merkmalsträgern bei den Jungtieren
jeweils ein Viertel der für das Merkmal reinerbigen Tiere auf der
Strecke bleibt, sollte sich ohnehin vor der Zucht mit genetischen
Grundlagen befassen.
Literatur:
Sell, Axel, Genetik der Taubenfärbungen, Achim
2015
Sell, Axel, Pigeon Genetics.
Applied Genetics in the Domestic Pigeon, Achim 2012
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