Neuzüchtungen und
Neuanerkennungen von Rassen auf der VDT-Schau in Erfurt 2016
New Colorations and Breeds at the VDT-Show in
Erfurt 2016
Was viele
erhofft, aber nicht unbedingt angesichts der Meldungen über Fälle
der Vogelgrippe erwartet hatten, die VDT-Schau in Erfurt konnte
durch das gute Zusammenwirken der Verantwortlichen durchgeführt
worden. Trotz unvermeidlicher Lücken in den Reihen wird die Schau
als eine hervorragende Ausstellung im Gedächtnis bleiben. Die
Aussteller bei den Neuzüchtungen haben vielleicht noch stärker als
andere die Daumen gedrückt, da an der Schau auch die potentielle
Anerkennung als standardisierte Rasse oder als Standardfarbenschlag
für die künftigen Jahre hing.
Gemeldet waren 23
Kollektionen, von denen 22 erschienen waren. Zwei der Kollektionen
standen in der Sichtung, wovon eine dennoch Bewertungen erhielt und
nicht das sonst obligatorische (und nicht negative) o.B.
Den Anfang
machten gelbfahle und rotfahle Ungarische Schautauben. Die
Rasse wurde bereits mehrfach auf Ausstellungen in Schauvolieren und
auch auf der Europaschau in Leipzig 2012 in großer Zahl gezeigt. Dem
Erscheinungsbild nach sind sie aus Brieftauben, die es früher
häufiger auch mit einer kurzen Belatschung gab, und Römern erzüchtet
worden.
Ungarische
Schautauben rotfahl mit Binden und gelbfahl mit Binden
In Österreich
wurde wohl bereits um die Zeit ein Sonderverein gegründet. In der
Größe haben sie viel von den Römern übernommen, die Kopfpunkten und
die Hauptfarbenschlägen von den Brieftauben. Vorgestellt wurden hier
Rot- und Gelbfahle mit Binden. In der Folge aufgezählt die
Farbenschläge, die 2012 auf der Europaschau standen, um dem
Zuchtausschuss schon einmal einen Vorgeschmack auf das zu geben, was
ihm bei einer Einzelvorstellung der Farbenschläge über die Jahre
verteilt bevorstehen kann. Für andere wichtige Aufgaben eines
Zuchtausschusses bleibt da kaum Zeit. 2012 standen Schwarze, Blaue
mit schwarzen Binden, Blaugehämmerte, Blau-Dunkelgehämmerte, Rote,
Gelbe, Braune, Rotfahle mit Binden, Gelbfahle mit Binden,
Schwarz-Gescheckte, Rot-Gescheckte, Braun-Gescheckte und
Blauschimmel mit schwarzen Binden. Wenn sich die Verantwortlichen
für die AAB einmal zu Neuregelungen bei der Anerkennung von
Farbenschlägen durchringen könnten, dann wäre auch die vereinfachte
Anerkennung der sogenannten Zwischenfarbenschlägen bei allen Rassen
überfällig. Denjenigen, die gegen neue Rassen und Farbenschläge
generell sind, sei gesagt, dass das jetzige relativ restriktiv
Anerkennungsverfahren die Zulassung nicht verhindert, sondern nur
aufwendig für alle macht und Kräfte bindet. Für die Anerkennung von
Zwischenfarbenschlägen gilt das gleiche. Wer beim heutigen Stand der
Genetik nicht weiß, dass man Zwischenfarbenschläge ohne Schädigung
der Rasse problemlos mit den standardisierten verpaaren kann, der
sollte sich nicht mehr Rassetaubenzüchter, sondern Rassetaubenhalter
nennen.
Giant Homer
wurden als Schwarzsprenkel und als Vielfarbige gezeigt. Schwarze
Sprenkel auf hellem Grund machen sich auch bei den Giants sehr gut.
Als Schwarzsprenkel ausgestellt sollten sie nach den
Musterbeschreibungen eigentlich einen weißen Grund mit schwarzen
Spritzern haben. Die ausgewählten Tiere ließen in der silbernen
Grundfarbe an Silbersprenkel der Orientalischen Roller
denken. Bei den Orientalen werden gelegentlich auch Übergänge
zwischen Schwarz- und Silbersprenkeln gezeigt. Möglicherweise eine
Frage von Modifikatoren und damit der Selektion. Vielfarbige
sollen nach den Musterbeschreibungen in anderen Rassen auf
mandelfarbiger und teilweise auch weißlicher Grundfarbe gleichmäßig
verteilt verschiedene Sprenkel oder einfarbige Federn von
verschiedener Farbe besitzen. Bei den hier gezeigten wurde die
fehlende Mandelfarbe beanstandet. Sie war bei einigem im Halsbereich
etwas angedeutet. Im Sinne des Standards waren alle vier nicht
vielfarbig. Das schließt nicht aus, dass solche Färbungen bei
anderen Rassen in der allgemeinen Klasse als 'Vielfarbige' zu hohen
Ehren gelangen. Züchter wissen es nicht besser, Preisrichter oft
auch nicht. Vielleicht wollen sie die Züchter auch nicht
enttäuschen. Und der Zuchtausschuss hat andere Aufgaben (s.o.) als
aufklärerisch zu wirken. Dass man nur mit Einsatz der
Nebenfarbenschläge eine gute Färbung und gute Aufzuchtergebnisse
erreichen kann, demonstrieren die Züchter der Englischen Short Faced
Tümmler über Jahrhunderte. Anschauungstiere für diese
Nebenfarbenschläge wurden auch in Erfurt und werden in einem
nachfolgenden Bericht gezeigt.
Giant Homer als
Schwarzsprenkel (links) und als Vielfarbiger (rechts) ausgestellt
Lütticher
Brieftauben
wurden auch bereits auf einer Europaschau und in Schauvolieren
gezeigt. Sie entsprechen weitgehen den mit ihnen verwandten
Lütticher Barbets, weisen aber keine Halskrause auf. Sie standen im
gelbfahlen Farbenschlag, sind potentiell aber in allen
Brieftaubenfarbenschlägen vorhanden. Dragoon in Indigo mit
Binden sind als Zwischenfarbenschlag für das Anerkennungsverfahren
nach Standardisierung der Andalusier schon überfällig und erzielten
mit Ausnahme eines g-Tieres nur die Note sg. Die vier Rassen und
ihre Beziehungen zu den Brieftaubenartigen wurden kürzlich im Buch
"Brieftauben und ihre Verwandten" dargestellt.
Lütticher
Brieftaube gelbfahl und Dragoon Indigo mit Binden
Auch Gascogne
Tauben aus Frankreich standen schon auf der Europaschau in
Leipzig und hier mit vier "Blau-Smoky" in der Sichtung. Ob es sich
um 'Rauchblaue', so die deutsche Übersetzung, handelt, sei
dahingestellt. Von außen betrachtet ist das eher in Zweifel zu
ziehen. Die Rasse bekam in Frankreich 1920 ihren ersten Standard und
wird nur im blauhohligen Farbenschlag gezüchtet.
Gascogne Tauben
blau
Bei den schon
früher vorgestellten Deutschen Modeneser Gazzi schwarz
hellschildig gesäumt erreichten zwei der vier Tiere die Note sg. Bei
den gelbfahlschimmel Schietti (keine Strasser-Scheckung)
waren es vier von sechs Tieren.
Deutscher
Modeneser Gazzi schwarz hellschildig gesäumt und Schietti
gelbfahlschimmel
Sächsische
Kröpfer in schwarzgescheckt präsentierten sich in sehr guter
Kröpfermanier. An der Farbverteilung hätten viele Schecken in der
allgemeinen Abteilung bei anderen Rassen Maß nehmen können. Bei den
blaugehämmerten Schlesischen Schalasterkröpfern - auch ein
Zwischenfarbenschlag - blieb ein Käfig leer. Sonst zeigten sie die
typischen Rassemerkmale.
Amsterdamer
Kröpfer gelbfahlschimmel und Schlesischer Kröpfer Schalaster
blaugehämmert
Amsterdamer
Kröpfer Gelbfahlschimmel sind ebenfalls ein
Zwischenfarbenschlag, den man durch die Verpaarung zweier bereits
anerkannter Rassen erzüchten kann. Entsprechend hatten sie keine
Probleme mit den Rassemerkmalen und dürften eine interessante
Bereicherung der Farbpalette werden.
Essenbacher
Kröpfer
im Kröpfertyp in einer komplizierten Scheckung zu ziehen, ist
offenkundig ein hartes Brot. Einige stellten sich beim Vorbeigehen
mit schönem Blaswerk vor. Beobachter mochten sie dabei allerdings
nicht, den Fotoapparat empfanden sie schon als zu aufdringlich. Die
niedrigen Noten resultierten zum Teil aus der Komplikation der
Scheckung. Wenn das Blau der Kappe etwas tiefer reicht, wird
automatisch der Unterschnabel, der hell sein soll, dunkel
hornfarbig. Es sind manchmal nur Kleinigkeiten, die den Ausschlag
geben.
Essenbacher
Kröpfer mit Haube blau mit Binden und Münsterländer Feldtaube
blaugehämmert
Münsterländer
Feldtauben
gab es seit Mitte des vorigen Jahrhunderts nur in Blau ohne Binden,
jetzt offenbar auch in Blaugehämmert. Was den Mittelhäusern, die nur
als Weiße starteten, und den Beneschauern Recht war, wird man ihnen
kaum verwehren können. Auch bei diesen Rassen gibt es nach und durch
Anerkennung der die Rassen übergreifenden Farbenschläge einen Bedarf
an Aufklärung über die Unterschiede im Typ. Notwendig sind
wahrscheinlich auch genauere Formulierungen zum Typ und zum
Größenrahmen der einzelnen Rassen in den Musterbeschreibungen, und
jemand, der auch nach der Anerkennung auf so etwas achtet.
Thüringer Schildtauben in Blaufahl mit Sulfurbinden sind ein
Zwischenfarbenschlag und stellten sich in einem ansprechenden
Farbbild vor.
Thüringer
Schildtaube blaufahl mit Sulfurbinden und Arabische Trommeltaube
rotfahlgehämmert
Bei den
rotfahlgehämmerten Arabischen Trommeltauben galt das gleiche,
angemahnt wurde in einem Falle eine etwas schärfer ausgeprägte
Hämmerung. Auf die Figurita-Mövchen in der Sichtung haben die
Züchter in kurzer Zeit ein sehr ansprechendes rezessives Rot
übertragen. Früher ausgestellte Rote zeigten meist bläuliche
Schwänze und einen blauen Rücken, eine Erscheinung, die genetisch
eine Alternative, ein Allel zu rezessiv Rot ist. Die früheren Roten
sind aus züchterischer Sicht nicht verbessert, sondern durch eine
Neuzüchtung ersetzt worden. An den Noten erkennbar, alle acht Tiere
gut oder sehr gut, ist auch der richtige Typ getroffen worden.
Figurita-Mövchen
rot
Bei den 12
gemeldeten Altorientalischen Mövchen Blondinetten
rotgeschuppt blieben sechs Käfige leer. Vier der übrigen sechs kamen
zum sg.
Altor. Mövchen
Blondinette rotgeschuppt und Kasseler Tümmler blaugehämmert
Nur zwei
Kasseler in blaugehämmert, die aber in Schnabelfärbung und auch
im waagerechten Stand, der gelegentlich ein Problem darstellt, einen
sehr guten Eindruck machten. Katalanische Tümmler vielfarbig
sind eine interessante Farbvariante. Sie entsprachen vom Äußeren
aber nicht dem, was in anderen Rassen unter 'vielfarbig' verstanden
wird (s.o. die Ausführungen zu den Giant Homers). Das erste Tier
ließ die Vermutung zu, dass es sich um ein Allel des Stippergens und
damit des für Vielfarbene und Almonds verantwortliche Gens handeln
könnte. Das vierte Tiere erschien eher dominant rot, allerdings
deuteten sich einige dunkle Flecken im Halsbereich an. Wie das
Verhältnis der gezeigten Varianten zueinander ist, ob und wie
insbesondere die erste Variante vererbt, läßt sich von außen nicht
beurteilen. "Vielfarbig" läuft inzwischen Gefahr, zu einer
AOC-Klasse für bunte und undefinierbare Färbungen zu werden.
Katalanische
Tümmler, als vielfarbig ausgestellt
Portugiesische
Tümmler
in hellgrau-dunkelgesäumt, genetisch Reduced mit
Farbausbreitungsfaktor, wurden bereits früher in der AOC-Klasse
gezeigt und hinterließen auch hier mit zwei sg und zwei g einen
guten Eindruck.
Portugiesische
Tümmler hellgrau-dunkelgesäumt und kurzbelatschter weiße Wiener
Tümmler
Weiße
kurzbelatschte Wiener Tümmler wurden schon im Vorjahr
gezeigt und erreichten bei acht Tieren dreimal die sg-Note. Der
Augenrand scheint jetzt doch unauffällig blass gewünscht zu werden.
Empfohlene Literatur - Recommended Literature:
New Colorations and Breeds at the VDT-Show in Erfurt 2016
Despite the problems of the outbreak of bird flu, the VDT show in
Erfurt could have been carried out by the good cooperation of the
responsible persons and institutions. The show will remain in the
memory as an outstanding exhibition. The exhibitors who applied the
standardization of their specific coloration or breed in Germany
have perhaps even pushed their thumbs stronger than others.
23 collections were announce, 22 collections and 105 numbers were
shown. The photos in the German language report will speak for
themselves. Shown were Hungarian Beauty Homers in ash red bar
and ash yellow bar. Hungarians are a rather recent creation,
probably derived from racing homers with small muffs and Runts.
Giant Homers and Liege Beauty Homers show the growing
interest in homer related breeds. The black sprenkle Giant Homers
had a nice silver ground. At Oriental Rollers they would be
classified as silver sprenkles. The multi-colored Giants lacked the
almond ground. Gascogne Pigeons are from France and only
exist in blue barless. Dragoon were standardized in
Andalusian (Spread Indigo) some years ago and now indigo bar will
follow. German Modena are very popular and in the Standard in
numerous colorations, nevertheless Gazzi in black white shield laced
and dominant yellow bar grizzle Schietti are still lacking.
Essenbacher Croppers are a recent and beautiful creation,
however, it is not easy to combine the Pouter type with the pied
marking from color pigeons. Münsterländer Field Pigeons exist
in the standard as blue barless since long and now were shown as
blue checks. Thuringian Shield Pigeons are recognized in many
attractive colorations, some of them with bronze or sulfur pattern
like the presented dilute blue sulfur bars. Arabian Trumpeters
still exist in dominant red and now the check variant applies for
standardization. Figurita-Owls were shown in a rich recessive
red. Old Oriental Owls were first standardized in the
Satinette pied marking and now the Blondinettes follow in different
colorations, in Erfurt with red laced. Kassel Tumbler are an
old German Highflyer breed and probably did exist in the check
variant a century ago but got extinct. Self white exist in this
breed, other colors are only accepted with white flights. The color
of the Catalan Tumblers presented was specific. The group was
announced as multi-colored (vielfarbig). According to the standards
such birds should show some almond as a ground color. The ground
sometimes may be intermixed with white, and thereon sprenkles of
different colors. The first Catalan genetically may be an allele of
Stipple but was lacking any sprenkles. May be some will come with
age, but that would be speculation. The four birds were different
and the relationship between them not stated, the last one at first
glance dominant red. So hardly possible to classify them genetically
without tests. Finally some Portuguese Spread Reduced and
Vienna Tumblers white with short muffs were presented.
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