Neuzüchtungen Leipzig vom 7.-9.
Dezember 2018 – die 100. Nationale des BDRG
Tradition pflegen und Altes mit Neuem Verbinden. Wo
konnte es züchterisch besser dokumentiert werden als in der Klasse
der Neuzüchtungen!
Unter den knapp 22.000 ausgestellten Tauben in
Leipzig gab es 114 in der Klasse der Neuzüchtungen, darunter sechs
Kollektionen in der Sichtung und elf in der Vorstellung. Die
Sichtung dient nur einer Orientierung, in der Vorstellung werden die
Tauben mit einer Kritik versehen und bewertet. Blaufahle Römer
in der Sichtung muteten merkwürdig an. Die meisten Betrachter hätten
vermutet, dass dieser traditionelle Farbenschlag in fast allen
Rassen auch bei Römern längst anerkannt ist. Es handelt sich
genetisch um verdünntfarbene Blaue, und der Verdünnunungsfaktor ist
durch einfarbig Gelbe in der Rasse, so dass es in der Vergangenheit
nicht überraschend auch verdünntfarbene Khakifahle unter den
Braunfahlen gab. Die Logik der derzeitigen Bestimmungen erschließt
sich nicht jedem.
Römer blaufahl
In der Sichtung gezeigt wurden auch gelbe
Mittelhäuser, die im Gelbton aber auch Unterschiede aufzuweisen
schienen. Den Züchtern, wie auch anderen Züchtern des Farbenschlages,
kann angeraten werden, sich kurz nach dem Schlupf die Bedunung der
Jungtiere anzusehen. Wenn sich sowohl Gelbe als auch Goldene im
Stamm befinden, werden sich die Unterschiede auch in der Länge der
Dunen der Jungen zeigen.
Mittelhäuser als Gelb gezeigt
Bei den Beneschauer schwarz-getigerten Tauben
wurde bei einer eine Brustfalte moniert. Angemerkt wurde auch die
nicht gut verteilte Tigerung. Eine Taube zeigte auch eine weiße
Schwingenfeder, die bei Tigern nicht erlaubt ist.
Beneschauer Tauben Schwarz-getigert
Giant Homer in
vielfarbig und silber-sprenkel haben im Hinblick auf die
Färbung dazugewonnen und erreichten mit fünf sg und drei g-Noten
auch eine hohe Bewertung. Vielfarbig ist nicht Almond und lässt ein
weites Spektrum an Färbungen zu, etwas mehr gelblich-braune Färbung
wurde aber angemahnt.
Giant Homer vielfarbig und zum Vergleich ein
vielfarbiger Orientalischer Roller aus der allgemeinen Klasse
Silbersprenkel
unterscheiden sich durch die silbergraue Grundfarbe statt der weißen
Grundfarbe von Schwarzsprenkeln, was hier auch zum Ausdruck kam.
Leider scheint bei den Orientalischen Rollern, deren Silbersprenkel
oft als Muster für die korrekte Färbung dienten, die Orientierung
verloren zu gehen. Unter den gezeigten fünf als Silbersprenkel
ausgestellten Tieren in Leipzig war nur eines ein
Silbersprenkel, die anderen schlecht gefärbte Vielfarbene. Und bei
den Schwarzsprenkeln geht gelegentlich auch die rein weiße
Grundfärbung als Unterschied zu den Silbersprenkeln verloren.
Schade!
Giant Homer silber-sprenkel und eine Täubin
silber-sprenkel bei Orientalischen Rollern aus der Allgemeinen
Klasse
Vielfarbige wurden auch bei Deutschen Schautauben
vorgestellt. Ein junger Täuber kam auch aufgrund seiner sonstigen
Qualitäten zum sg, in der Grundfärbung war die braun-gelbe Färbung
aber mehr zu erahnen als zu sehen. Vielversprechend in dieser
Hinsicht eine Jungtäubin, von der man als Täubin, und dann noch als
Jungtier, keine ausgeprägte Sprenkelung erwarten kann.
Deutsche Schautauben, Vielfarbene bei den
Neuzüchtungen
Bei den Niederländischen Schönheitsbrieftauben in
Schwarz- und Dungetigert wurde farblich die z.T. nicht
gleichmäßig verteilte weiße Tigerung beanstandet, einige
hinterließen aber auch darin einen guten Eindruck.
Niederländische
Schönheitsbrieftauben schwarz- und dungetigert
Dominant rot-getigerte Niederländische
Schönheitsbrieftauben befanden sich noch
in der Sichtung. Der Farbenschlag ist im Vergleich zu rezessiv
rot-getigert dadurch gekennzeichnet, dass bei ihnen Schwingen und
Schwanz hellaschfahl gefärbt sind und oft so hell, dass sie kaum
von Weiß unterscheidbar sind. Die Forderung nach farbigen Schwingen
und Schwanz besteht für Tiger generell, hat aber bei dominant Roten keine deutlichen
Auswirkungen. Ein Tier auf dem Foto war so freundlich, den noch
vorhandenen farbigen Spiegel in einer Handschwinge zu zeigen. Auch
bei ihr wurde die unzureichende Verteilung der weißen Federn auf
farbigem Grund beanstandet.
Niederländische Schönheitsbrieftauben dominant
rot-getigert
Deutsche Modeneser Schietti braun-gescheckt
befanden sich auch in der Sichtung. Zwei der vier Tiere machten mit
einer ansprechenden Farbe, Scheckung und typischer Gesamterscheinung
den Anspruch des Farbenschlages deutlich. Zwei zeigten deutlich zu
viel Weiß, wie es allerdings auch etliche als Schecken bewertete
Tiere in anderen Rassen in der allgemeinen Klasse ohne
Beanstandung tun.
Deutsche Modeneser Schietti braun und blauschimmle
mit schwarzen Binden
Einen ebenfalls sehr positiven Eindruck hinterließen
die Blaufahl-Schimmel mit dunklen Binden der Deutschen Modeneser
Schietti, was mit drei sg auch honoriert wurde.
Niederbayrische Kröpfer in
der traditionellen Kupfergimpel-Markierung in gold-schwarzflügel
standen mit vier Tieren zur Sichtung. In Form und Verhalten sind es
schöne Kröpfer wie ihre kupfer-schwarzflügeligen Verwandten. Eine
großartige Vorstellung passend zum 100. Jubiläum der Nationalen
Rassegeflügelschau. Im Kropfgefieder zeigten einige von ihnen etwas
Ruß. Das tritt bei Kröpfern im Kropfbereich ohnehin stärker als bei
Farbentauben auf, ist aber auch bei diesen ein bei seltenen
Farbenschlägen auftretender Fehler, und wenn der Züchter nicht
aufpasst, auch bei den verbreiteten. Mit voll abgeschlossener Mauser
verbessert sich auch da das Bild, was auch für die gezeigten Kröpfer
zutreffen wird.
Niederbayrischer Kröpfer Gold-Schwarzflügel
Münsterländer Feldtauben in
blau-gehämmert wurde bereits früher gezeigt. Vor einigen
Jahrzehnten, als Taubenrassen in vielen Fällen noch durch die
Begrenzung auf bestimmte Färbungen oder Scheckungen definiert
wurden, war die Abgrenzung zwischen ihnen leichter. Wenn heute
Mittelhäuser, Beneschauer Tauben, Carneau und andere Rassen in
allen Farbenschlägen anerkannt werden, und man weiterhin zu Form,
Haltung und den Größenrahmen nur unverbindliche Angaben macht, dann
wird das Schauwesen vor neue Herausforderungen gestellt werden.
Münsterländer Feldtaube blau-gehämmert und
Altenburger Trommeltaub mehllicht ohne Binden
Altenburger Trommeltauben mehllicht ohne Binden
entsprechen in der Färbung Coburger Lerchen ohne Binden mit der
typischen Ockerbrust, sie schienen in der Mauser noch nicht ganz
ausgereift, ein Käfig blieb leer.
Altdeutsche Pfautauben in weiß
standen erneut in der Sichtung und vermittelten einen etwas
uneinheitlichen Eindruck in der Erscheinung und im Verhalten.
Zeitweise eine freie Haltung mit etwas Zitterhalsigkeit, dann ein
ähnliches Imponiergehabe wie moderne Pfautauben. Dazu auch die dort
zu findende Unsitte, sich unter dem Fächer zu verstecken.
Altdeutsche Pfautauben weiß
Bei den Chinesentauben dun-getigert war man
eher verwundert, sie erneut unter den Neuzüchtungen zu sehen. Sie
sind ein typischer Zwischenfarbenschlag, denn schwarz-getigerte
Chinesentauben sind traditionell in sehr guter Qualität vorhanden,
und der Verdünnungsfaktor existiert bei Chinesentauben in Blaufahl und anderen
Färbungen auch. Der Farbenschlag fällt bei einigen Kreuzungen von
vorhandenen Farbenschlägen automatisch an.
Chinesentaube dun-getigert
Altorientalische Mövchen Blondinetten
mit gesäumtem Schwanz in schwarz-gesäumt und braungesäumt standen
mit sehr guten Noten zur Anerkennung.
Old Oriental Owls Blondinette
black laced and brown laced with laced tail
Etwas weniger gut wurden die Blondinetten mit
Spiegelschwänzen in blau mit weißen Binden, blau-geschuppt und
rot-geschuppt bewertet.
Altorientalische Mövchen Blondinette mit
Spiegelschwanz und weißen Binden bzw. blau-geschuppt und Blondinette
rot-weißgeschuppt mit Spiegelschwanz
Den Abschluss der Klasse machten die erstmals zur
Sichtung gestellten vier Altorientalischen Mövchen Blondinetten
mit Spiegelschwanz in sulfur-geschuppt.
Altorientalische Mövchen Blondinette mit Spiegelschwanz
sulfur-geschuppt
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