Rauchlau (Smoky-Blau) und Dirty-blau bei Haustauben
Bei der blauen Färbung der Haustaube sind die Erbfaktoren Smoky und
Dirty seit langem bekannt. Typisch für Smoky sind u.a. der,
zumindest im Jugendstadium, helle Schnabel, durchgefärbter Rücken
und durchgefärbte Ortfedern im Schwanz. Bei Dirty im Gegensatz dazu
dunkle Schnäbel und bei Jungtieren anfänglich dunkle Beine. Die
äußeren Eckfedern des Schwanzes sind seitlich wie der Wild-Typ
aufgehellt. Smoky und Dirty beide meist dunkler im Blau als der
Wild-Typ.
Dirty
Weniger bekannt sind die Variationen in beiden Gruppen. Dirty wurde
1926 durch den Niederländer Bol untersucht und als dominant
gegenüber dem Wild-Typ erkannt. Untersucht hatte er Brieftauben in
einer typischen dunkelblauen Variante, die man auch ähnlich bei
Hochflugtaubenrassen findet.

Dirty (Vetblauw) und Wild-Typ Blau bei Brieftauben. Quelle: Bol 1926
Bei Brieftauben gibt es aber auch sehr helle Dirty-Blaue, bei denen
man im Altgefieder nur noch an der Nachzucht mit dunklen Beinen den
Dirty-Faktor erkennt. Für einige Hochflugrassen typisch sind sehr
dunkle Dirty-Blaue. Eine regionale Bezeichnung für diese
‚stockblau‘. Auch innerhalb der Rassen noch in unterschiedlichen
Farbabstufungen.

Dirty bei Brieftauben. Links eine häufige dunkle Variante. Bei
Jungtieren typisch die dunkel angelaufenen Beine. Rechts eine sehr
helle Variante

Dirty bei Hochflugtauben in unterschiedlichem Farbton
Smoky
Smoky wurde durch W.F. Hollander (1938) bei Brieftauben und
Gimpeltauben untersucht. Fotos waren dem Bericht nicht beigegeben.
Die bei Brieftauben häufigste Variante zeigt ein etwas dunkleres
Blau mit wolkigem Flügelschild. Der helle Schnabel ist nur bei
Jungtieren deutlich vorhanden, bei Alttieren wird er grau. Bei
Hochfliegern gibt es den Brieftauben ähnliche Smoky. Daneben aber
auch sehr dunkle Blaue und im Kontrast dazu sehr helle, beide mit
hellen Schnäbeln auch bei Alttieren.

Smoky-Blau bei einer Brieftaube und bei einem Memeler Hochflieger

Smoky-Blau bei Pommerschen Schaukappen, links heller mit klarem
Schild, rechts ‚gewolkt‘, die Wolkung ähnlich wie bei Brieftauben
Allele Beziehungen von Dirty und Smoky
2020 überraschten Krishnan/Cryberg mit dem Befund, dass Dirty und
Smoky Allele waren, alternative Gene am selben Genort. Tauben
konnten damit reinerbig Smoky, reinerbig Dirty und mischerbig Smoky/Dirty
sein. Bezieht man den Wild-Typ mit ein, gibt es neben Reinerbigen
für den Wild-Typ auch mischerbige Smoky/Wild-Typ und mischerbige
Dirty/Wild-Typ. Damit werden Untersuchungen komplex. Bei Dirty wurde
die dunkle Variante getestet, bei Smoky eine Variante mit einem
dunklen Blau, nicht die ‚Brieftaubenvariante‘ und nicht die helle
Smoky-Variante.

Dirty, Smoky und Wild-Typ (von links) in der Analyse von Krishnan/Cryberg
2020. Quelle. Krishnan/Cryberg 2020
Die Frage, ob es bei Dirty und Smoky weitere Alle gibt, oder ob die
Farbabweichungen innerhalb der Gruppen auf modifizierenden Faktoren
beruhen, ist weiter offen.
Literatur
Bol, C.J.A.C., Genetische analyse van kleuren, veerpatronen, tinten,
en afteenkenigen bij postduiven.
Genetica 8: S. 45-154.
Hollander, W.F., Inheritance of Certain “Blue-Black’ Patterns and
“Bleached” Colorations in the Domestics Pigeon. Genetics 23 (1938),
S. 12-27.
Krishnan, Shreyas and Richard L. Cryberg, Department of Biology,
University of Texas at Arlington, Arlington, Texas, 76019, Effects
of mutations in pigeon Mc1r implicate an expanded plumage
color patterning regulatory network,
bioRxiv preprint doi: https://doi.org/10.1101/792945, 2020
|