Reduced: Ein Erbfaktor wandert um die Welt
Der Erbfaktor Reduced scheint eine Renaissance in Deutschland zu
erleben, nachdem es vor Jahren schon eine 'Reduced'-Züchtergruppe
gab, die rasseübergreifend ein Jahrestreffen abhielt und auf der
VDT-Schau in Dortmund 2008 eine Experimentierklasse mit
Farbvarianten in verschiedenen Rassen zeigte
https://www.taubensell.de/004_Neu_Ausstellungen/reduced_in_der_experimentalklass.htm
Abb. 1: Reduced in
der Experimentierklasse auf der VDT-Schau Dortmund 2008
Abb. 2: Raum für
einen Gedankenaustausch über Raritäten
Das Entstehen und die Verbreitung des Faktors über die Welt wurden
gut dokumentiert, die Anfänge hat Joe Quinn in seinem Pigeon
Breeders‘ Notebook festgehalten. Eine durch Fakten unterlegte
Darstellung findet sich im Buch 'Genetik der Taubenfärbungen'.
Entdeckt wurde der Faktor 1945 durch einen Jungen in den USA bei
Birmingham Rollern. 1951 zeigte Carl Graefe den
geschlechtsgebundenen rezessiven Charakter. In den USA weckte er
eine Begeisterung, die zur Einführung des Faktors in viele Rassen
führte.
Abb. 3: Verbreitung
von Reduced über die Welt
Aus den USA wurden reducedfarbene Tauben in alle Welt verbreitet. Es
gibt sie in Saudi-Arabien bis hin nach Australien. Ursprünglich wird
der Faktor mit den Birmingham Rollern aus England in die USA
gekommen sein. Scott L. Sharp holte sie in den 1980er Jahren zurück
nach Europa, nach Schottland. Von da kamen sie durch Vermittlung von
Thomas Voss auf den Kontinent. Er selber führte den Faktor in
Brieftauben ein. Aus diesen Tauben wurden im Dortmunder Raum in den
90er Jahren durch Christoph Mooren und Thomas Schmidtmann auch
hellgrau-dunkelgesäumte Kölner Tümmler erzüchtet und 2001 zur
Anerkennung gebracht. Aus Kreuzungen mit Kölnern entwickelte Fritz
Muchow Thüringer Schildtauben ‚grau dunkelgesäumt‘ und Norbert
Dietrich Deutsche Modeneser in der Färbung.
Aus den ersten Importen Ende der 80er Jahre erhielt auch der
Verfasser ein Pärchen gehämmerter Reduced zu Testpaarungen. Ein
Kreuzungstäuber mit Dänischen Tümmlern daraus gelangte durch Andreas
Boisits und Andreas Leiß nach Österreich. Die daraus mit einer
schwarzen Pfautaube gezogenen Tiere waren offenbar so attraktiv,
dass Nachkommen wieder den Weg zurück nach Deutschland fanden und
bei Manfred Stolper, Erwin Meyer und Horst Klimpke im Mindener Raum
zu reducedfarbenen Feldfarbentauben führten. Einige der Wege durch
die Welt sind in einer Karte aufgezeigt.
Abb. 4: Reduced mit
Farbausbreitungsfaktor bei Kölner Tümmlern, Thüringer Schildtauben
und Deutschen Modenesern. Quelle:Sell, Pigeon Genetics 2012.
Zu den genetischen Grundlagen siehe die Bücher ‚Genetik der
Taubenfärbungen‘ sowie ‚Vererbung bei Tauben‘ und ‚Pigeon Genetics‘,
in denen auch Farbvarianten im Zusammenwirken mit anderen Faktoren
zur finden sind.
Literatur:
Quinn, Joe, The Pigeon Breeder’s Notebook, Atwater, Ohio 1971.
Sell, Axel, Genetik der Taubenfärbungen, Achim 2015.
Sell, Axel, Pigeon Genetics. Applied Genetics in the Domestic Pigeon, Achim
2012.
Sell, Axel, und Jana Sell, Vererbung bei Tauben, Oertel + Spörer, Reutlingen 2004.
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