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Rotsprenkel und Gelbsprenkel bei Orientalischen Rollern

1926 gab es im Deutschen Rassetaubenstandard noch keine Sprenkel. Im Standard von 1951 werden sie erstmalig als Zweifarbige mit weißer Grundfarbe und schwarzer, roter oder gelber Sprenkelung genannt. Silbersprenkel mit silbergrauem Grund und schwarzen Sprenkeln wurden bei der Aufzählung der Farbenschläge vergessen. Genannt werden sie bei der Nennung der Rassemerkmale. Sie dürfen, wie Schwarze und Vielfarbige, in Abweichung von den anderen Farbenschlägen einen schwarzen Schnabelstipp haben.

Rezessiv Rote mit Weißfaktor als Sprenkel nach der Standardisierung von Sprenkeln in den 1950er und 1960er Jahren

Weiße mit einer schwarzen Sprenkelung hat es schon lange gegeben. Die gleichmäßige Verteilung der farbigen Sprenkel prägte auch die Vorstellung von Sprenkeln in anderen Farben. Sprenkel mit einer gleichmäßigen und farblich intensiv roten bzw. im Verdünntfarbenschlag gelben Sprenkelung über den gesamten Körper, einschließlich Schwingen und Schwanz, hat es dennoch wahrscheinlich nie gegeben.

    

Orientalische Roller schwarz gesprenkelt und zu der Zeit als rot gesprenkelt ausgestellt

Bewusst in Erinnerung sind dem Verfasser Rotsprenkel aus den 1960er Jahren von den Schauen im Norden Deutschlands. Noch sehr junge, in den Schwingen noch nicht durchgemauserte Tiere erhielten hohe Auszeichnungen. Ihre älteren Geschwister waren schon zu Weißschlägen oder Buntschlägen ausgemausert. Genetisch dürfte es sich, wie bei später auch als Rotsprenkel gezeigten Tieren, um Rezessiv Rote mit einem von Christie und Wriedt 1929  beschriebenen Aufhellungsfaktor gehandelt haben. Der bewirkte das Ausmausern vom roten Jugendgefieder zu Weiß in weiten Teilen des Gefieders.

Aschfahle Sprenkel (dominant rote Sprenkel) als Intermezzo um 2000

Nach 2000 wurden auf den Großschauen vereinzelt aus Spitzenzuchten der Vielfarbigen genetisch und äußerlich andere Rotsprenkel gezeigt. Es waren dominant Rote mit dem Stipper- oder gleichbedeutend Sprenkelfaktor. Der Grund war weiß, darauf aschfahle Sprenkel auch in den Schwingen.

 

Weiß aschfahl (dominant rot) gesprenkelter Orientalischer Roller und weiß aschfahl gesprenkelter Kreuzungstäuber

Die von Horst Graefe 2005 auf der Nationalen Rassegeflügelschau in Dortmund vorgestellten Tiere kamen mit fahlen Spritzern auf weißem Grund in den Schwingen und stärkerem Rot im Flügel der Vorstellung von ‚Rotsprenkeln‘ näher und wurden im Schaubericht durch den Verfasser positiv gewürdigt. Diese positive Einschätzung wurde nicht von allen geteilt. Beanstandet wurde von den Verantwortlichen im Sonderverein, dass die Tauben keine roten Sprenkel, sondern aschfahle hätten. Das war insbesondere in den Schwingen und im Schwanz nicht zu übersehen. Aschfahle Sprenkeltäuber erhält man schon aus der ersten Paarung von Schwarzsprenkeln mit Aschfahlen oder auch Rotfahlen. Sie sind spalterbig für schwarzes Pigment, was sich bei einigen nur in wenigen schwarzen Federn zeigt. Für Aschrot reinerbige Sprenkeltäuber kann man mit etwas Glück schon bei der Verpaarung der spalterbigen Täuber an aschrote (aschfahl, rotfahl etc.) Weibchen ziehen. Farbe und der Stipperfaktor befinden sich auf dem Geschlechtschromosom und sind von daher genetisch gekoppelt. Sie liegen aber so weit auseinander, dass diese Koppelung häufig durchbrochen wird. Nicht nur Theorie, sondern auch in der Praxis, wie Testpaarungen des Verfassers zeigten. Der Farbausbreitungsfaktor der Aschfahlen (Spread Ash) hat bei dominant Roten in Kombination mit dem Stipperfaktor tendenziell die Wirkung, die Grundfarbe optisch ins Weiße zu verändern. Ohne Farbausbreitungsfaktor hatten die Tauben tendenziell eine helle cremige Grundfarbe. Bei Anreicherung durch die Färbung intensivierende ‚Modifikatoren‘ dürften dominant Rote ohne Ausbreitungsfaktor die Grundlage für gelegentlich gezeigte Dominant Rot-Gesprenkelte, die etwas irreführend auch als ‚Dominant Rote Almonds‘ bezeichnet werden. Sie haben keinen weißen oder annähernd weißen Grund wie die Weiß-Dominant-Rot Gesprenkelten.

Es bestand zur Zeit der Vorstellung der Weißen mit dominant roten Sprenkeln bei den Verantwortlichen die Illusion, man könne aus der Verpaarung mit einfarbig Roten leicht Rotsprenkel mit intensiv roten Sprenkeln über den gesamten Körper ziehen. Schwarzsprenkel kann man erhalten, wenn man Vielfarbige mit Schwarzen paart und anschließend auf Zweifarbigkeit selektiert. Das sollte durch die Verpaarung von Vielfarbigen oder Schwarzsprenkeln mit Rezessiv Roten doch auch möglich sein. Ist es aber nicht! Rezessiv Rote mit dem Stipperfaktor werden zu DeRoy. Das konnte man am Beispiel der Englischen Short Faced Tümmler auch in dem Schaubericht sehen, und das hätte man auch damals schon der einschlägigen Literatur entnehmen können.

   

Orientalischer Roller DeRoy (reinerbig rezessiv rot und Stipperfaktor St)

Weiß-Rotgezeichnet und Weiß-Gelbgezeichnete als Nachfolger der Roten und Gelben mit Weißfaktoren

Nach der Ablehnung der aschroten Sprenkel wurde weiter versucht, Rotsprenkel in der gewünschten Färbung durch Verpaarungen von Vielfarbigen, Schwarzsprenkeln, Schimmeln, Rezessiv Roten mit Weißfaktoren und wahrscheinlich noch anderen zu ziehen, aber ohne Erfolg. Oft geben Blicke in die Schläge und auf die vorhandenen Farbenschläge einen besseren Eindruck in die beteiligten Erbfaktoren als Erzählungen. Hier im Schlag gemeinsam ein DeRoy, genetisch Rezessiv Rot mit Stipperfaktor, ein Rezessiv Roter mit Weißfaktor und ein Blauschimmel.

  

Blick in einen Schlag Orientalischer Roller mit DeRoy, Weiß-Rotgezeichnet und Blauschimmel

  

Gruppe von Weiß-Rotgezeichneten

Auch die intensiven Bemühungen führten nicht zum erhofften Ergebnis, so dass im Einvernehmen mit dem Bundeszuchtausschuss eine Umbenennung vorgenommen wurde. Die Kreuzungen und unterschiedlichen Erbfaktoren haben ihre Spuren in den Beständen hinterlassen und zeigen sich in der Varianz der Färbungen. Weiße Schwingen sind ausdrücklich in der Musterbeschreibung zugelassen, wenn einzelne vollfarbene Federn dazwischen auch erwünscht sind.

Ein Wiederentstehen der aschfahlen Sprenkel?

Wenn man Berichte aus den USA und aus Holland verfolgt, dann scheint es dort immer noch, oder schon wieder, ein Interesse an aschroten Sprenkeln zu geben. Für die Zucht ist es immer gut, wenn sich die Züchter der genetischen Grundlagen ihrer Tauben bewusst sind. Nach den in den Kontroversen gewonnenen Erkenntnissen kann man eine Diskussion um Standardfragen auf einer besseren Ebene führen und muss sich nicht im Kreise drehen.  Deutliche Bezeichnungen könnten die Diskussion erleichtern. Weiß-Rot- und Gelbgezeichneten sind keine Sprenkel. Schwarzsprenkel sind keine Schwarzen mit Sprenkeln, sondern Weiße mit schwarzen Sprenkeln. Ihre Entsprechung haben sie in den ‚Weißen mit rot- oder aschfahlen Sprenkeln‘.

Literatur:

Sell, A., Pigeon Genetics. Applied Genetics in the Domestic Pigeon, Achim 2012

Sell, A., Genetik der Taubenfärbungen, Achim 2015

www.taubensell.de