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USBEKISCHE TAUBEN

Mit Tauben aus Usbekistan verbinden deutsche Taubenliebhaber die im deut­schen Standard aufgeführten langbelatschten kurzschnäbligen Tümmler mit Doppelkuppe oder Schnabelkuppe. Daneben die Bucharische Trommeltaube. Letztere hat heute in Usbekistan keine Bedeutung. Mit den im deutschen Standard genannten Varianten wird man der Vielfalt und Tradition der usbekischen Taubenzucht nicht gerecht. Das ist aus Schriften us­bekischer Taubenzüchter bekannt. Bisher in russischer Sprache. So von B.A. Simonov, Taschkent 1975, R.R. Masumow, Taschkent 2010, und von Uktam Obidov, Buchara 2009, 2012, 2017. Das Buch von W. Saradshan, Taschkent 1989, ist zweisprachig russisch und deutsch. Es wurde vor etwa einem Jahrzehnt auf der eigenen Homepage besprochen https://www.taubensell.de/011_Neu_Archiv/usbekische_tuemmler_und_usbekische_flugtuemmler.htm

Das 2024 vorgestellte Buch von UKTAM OBIDOV über die ‚Geschichte der Tauben in Buchara‘ ist das erste in usbekischer Sprache (Fig. 1). Mit einigen russischen und tadschikischen Einsprengseln. 180 Seiten, durchgehend bebildert. Ein Buch, in dem ausführlich auf die Geschichte der traditionellen Flugtauben Bucharas, die Farbvarianten der ‚Ranja-Tauben‘ und auf die Entstehung der jüngeren usbekischen Varianten mit ausgeprägten Federstrukturen eingegangen wird. Auf usbekisch, weil er glaubte, das Wissen, das bislang mündlich an die nächste Generation weitergegeben wurde, schriftlich in Buchform festhalten zu sollen.

In den Mittelpunkt gestellt werden die alten Flugtaubenrassen mit einem guten Orientierungsvermögen und großer Farbvielfalt, mit denen wettkampfmäßig der ‚Korbkampf‘ betrieben wurde (S. 7).  Eine Art Fangsport, bei dem ‚Ranga‘-Tauben in vielen Farbenschlägen gemeinsam in einer größeren Entfernung aufgelassen wurden. Fremde Tauben wurden in den eigenen Schlag gelockt und später wieder ausgelöst (ausführlich Obidov 2009, S. 76ff.). Es sind typische Flugtauben mit einer kurzen Fußbefiederung, glattköpfig oder mit einer Federhaube (Fig. 3-5). Eine glattköpfige Flugtaube ist auch auf dem Titelblatt abgebildet. Solche Tauben haben für die Züchter in Buchara nach den Ausführungen und Abbildungen immer noch eine große Bedeutung und sind als Flugtauben durch Aussiedler aus Usbekistan auch nach Deutschland gelangt.

Bedeutung und Wertschätzung dieser Tauben werden in Usbekistan regional unterschiedlich sein. In dem in Taschkent erschienenen Taubenbuch von Saradshan werden sie als ‚Kampftschinny‘ und ‚Kampf-Udy‘ (blaue Tauben) abgebildet (S. 48/49), aber nur kurz erwähnt.

In den Büchern von Obidov werden die historischen Rassen Bucharas mit dem starken Kontrast zu den später entwickelten extremen Kurz­schnäblern mit Kopfstrukturen und Latschen dagegen an den Anfang gestellt. Behandelt werden im Buch von 2024 u.a. die Entstehung und die historische Entwicklung der Haus­taubenzucht in Buchara, das ursprüngliche Erscheinungsbild der Tauben, der Einfluss von Tauben aus benachbarten Regionen, der Einfluss bucharischer Tauben auf Rassen anderer Regionen, die korrekte Aussprache der Namen und der Begriffe für einzelne Merkmale (S. 5).

In Taschkent sollen schon früh bunte Tauben mit einer Haube beliebt gewesen sein. Dort wurden nach 1920 durch Kreuzungen mit einheimischen Tauben und ursprünglich aus China stammende Bozhingi-Tauben aus Buchara Doppelkup­pige (Haube und Federstruktur auf der Stirn) entwickelt. Die lange Fußbefiederung soll Bucharischen Trommeltauben zu verdanken sein, der kurze Schnabel auch Russischen Mövchen (Obidov 2024, S. 30). Kreuzungen mit anderen Mövchenrassen sind aus den Abbildungen im Buch von Saradshan zu erkennen (Bildtafeln nach S. 11 bei Saradshan 1989). Obidov zeigt die ‚moderne‘ Variante in einer Bildleiste auf S. 31 als ‚Usbekische Kosh-Pukuk-Flugspiel-Ziertauben‘ (Fig. 6).

An mehreren Stellen werden Buchara Kosoni behandelt (Obidov 2024, S. 5, 70/72, 155/156, 171/172. Sie haben eine geschlechtsdimorphe Färbung wie bei Tauben mit dem Faded-Gen. Bei Faded sind reinerbigen Täubern aber fast weiß. Bei Kosoni ist die Aufhellung abgeschwächter (Fig. 7). Auf den Seiten 171/172 beschreibt der Autor, wie er aus glattköpfigen Ausgangstauben die doppelkup­pige Variante entwickelt hat. Die Färbung wurde bereits vor einigen Jahren auf Facebook von Interessierten thematisiert. Von den angekündigten Analysen habe ich bisher nichts vernommen.

Die weiß-roten bestrümpften Tschinny-Varianten der Flugus­beken (Fig. 8) sind ein genetisch interessanter Farbenschlag (Sell, 2012, 2015). Sie waren unter Flugtaubenfreunden in Deutschland verbreitet und wurden auch lange im eigenen Schlag gehalten. Sie flogen in mittlerer Höhe im Stich mit gelegentlichen Überschlägen.

Das Themenspektrum im Buch ist wei­ter als hier ausgeführt. Das zeigt das Inhaltsverzeichnis (Fig. 10). Verfügbar scheint das Buch über den Autor selbst zu sein.

 

Literatur:

Obidov, Uktam, БУХОРО АБОРИГЕН КАБУТАРЛАРИ ТАРИХИ (Buchara-Ureinwohner, Geschichte der Tauben), Verlag „Durdona“. Buchara 2024, 180 Seiten durchgehend farbig bebildert (usbekisch mit einigen russischsprachigen und tadschikischen Einsprengseln).

Obidov, Uktam, Голуби древней Бухары (Tauben des uralten Bucharas), Buchara 2009, 104 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen (russischsprachig).

Saradshan, W., Tauben, Tauben, Tauben, Verlag Mechnat, Taschkent 1989 (zweisprachig russisch und deutsch).

Sell, Axel, Genetik der Taubenfärbungen, Achim 2015.

Sell, Axel, Pigeon Genetics. Applied Genetics in the Domestic Pigeon, Achim 2012.

 

Fig. 1: Uktam Obitov, Geschichte der Tauben Bucharas, Buchara 2024

 

Fig. 2: Gulbodom-Verband der Taubenzüchter. Rezensent: S.B. Boriev, Doktor der Biowissenschaften, Professor

 

Fig. 3: Glattköpfige Usbekische Flugtauben

   

Fig. 4 und 5: Kappige Usbekische Flugtauben. Quelle: Obitov 2024

 

 

Fig. 6: Der nach 1920 erzüchtete Schautyp. Quelle: Obitov 2024

 

Fig. 7: Kennfarbige (geschlechtsdimorphe) Kosoni mit hell gefärbten Täubern und dunkleren Weibchen. Quelle: Obitov 2024

Fig. 8: Der Flugtyp in Tschinny-Farbvarianten beim Verfasser. Im Nestgefieder schwach rot, mausern sie danach in unterschiedliche Varianten aus. Die Erscheinung tritt auch bei einigen anderen Rassen auf wie bei Danziger Hochfliegern rotbunt. Quelle: Sell, Genetik der Taubenfärbungen, Achim 2015, Sell, Pigeon Genetics, Achim 2012.

 

 

Fig. 9: Taubenzüchter in Buchara, im Zentrum der Verfasser des Buches Uktam Obidov. Quelle: Obidov 202

Fig. 10: Inhaltverzeichnis